Nach dem Strom Club verlässt das nächste Event den Floor. Der Club-Franchise der Prasselbande "Bande A Part" stellt seinen Betrieb ein. Trotzdem geht es weiter. Die Veranstalter im Interview.
(C) Dominik Geiger
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Sie haben schon vielen von uns das Herz gestohlen. Fast sechs Jahre hat Bande A Part musikalisch und visuell im Café Leopold verwöhnt. Das Four-To-The-Floor-Herz schlug dort regelmäßig hoch. Die Bande ist verantwortlich für Gastauftritte von Lieblingen wie Doc Daneeka, Max Graef oder Borrowed Identity. Nach außen war der Club mit seinem anspruchsvollen Artwork, den Advanced-Partyfotos und seinem Promosprech herausragend. Intern ist er mit den Veranstaltern Dominik, Jakob, Markus und Matija – auch als Prasselbande bekannt – ein sympathisches Freundschaftsprojekt. Über die Jahre haben die Burschen die Veranstaltung zu einem Fixtermin gemacht und Line-Up-technisch höchstens im oberen Cafe-Floor Kompromisse gemacht. Aber das gehört ja auch so.
Das "Au Revoir" kam deshalb umso überraschender. Die Umstände waren in der letzten Zeit jedoch nicht die einfachsten. Steigende Kosten, auseinandergehende Interessen und diffuse Bookings haben dem Konzept ein wenig den Wind aus den Segeln genommen. Die Bande zwischen den vier Buben sind damit aber noch lange nicht getrennt. Sie haben gelernt ihre eigenen Wege zu gehen und trotzdem in aller Freundschaft zusammen zu bleiben. Wer glaubt keine Facebook-Einladungen mehr von ihnen zu bekommen, oder sie nicht mehr als DJs für Warm-Up- oder Closing-Sets ihrer gebuchten Acts zu sehen, braucht sich keine Sorgen machen. Be aware.
Wie hat Bande A Part begonnen?
Matija: Als wir mit der Prasselbande angefangen haben – das ist jetzt schon einige Jahre her – sind wir durch Österreich getourt und haben unser letztens Event in Wien im Café Leopold veranstaltet. Es war eine super Stimmung, Freunde waren mit uns von Dornbirn bis Wien unterwegs und dementsprechend gut ist die Party im Leopold gelaufen. Wir sind also gefragt worden, ob wir nicht öfter was machen wollen. So haben wir uns dann ein Konzept ausgedacht.
Was war euer Konzept? Hat es sich über die Jahre verändert?
Matija: Ein Konzept zu finden war weniger schwierig, als einen Namen zu finden. Das dauert immer Ewigkeiten, doch irgendwann ist dann der Name Bande A Part gefallen und wir wussten sofort, das wirds. Es ist schwierig zu beschreiben, warum das so ist, aber das Gefühl hat gepasst.
Musikalisch haben wir von Anfang an auf internationale Acts gesetzt mit dem Support von Locals aus Österreich. Unsere Herausforderung war es, dies mit wenig Budget zu realisieren. Das hat bedeutet, DJs zu finden, die gerade erst aufstrebend sind. Oft hätten wir uns die DJs Monate später nicht mehr leisten können. Und gute Locals gibt es in Wien zu genüge, da braucht sich niemand zu verstecken.
Markus: Zum Konzept muss man auch noch anmerken, dass wir mehr machen wollten, als nur eine "Party" zu sein. Unser Ziel war es mit dem Design des Flyers, mit unseren eigenen Fotos, mit den Visuals an den jeweiligen Abenden, mit den Texten im Event ein gewisses Gefühl oder eine Welt zu schaffen. Wie in Godards Bande à part eben, nur auf unsere Zeit angepasst.
Im Sommer jedes Jahr hatten wir dann Zeit Anpassungen vorzunehmen. Unser erstes Logo kam von Fabienne Feltus, dann von Fest, gefolgt von Mario Urban und schließlich Beton.
Musikalisch haben wir uns auch jedes Jahr verändert. Am Anfang waren wir noch auf Partys in und um Wien fokussiert und haben auch versucht einen guten Querschnitt durch die österreichische Szene im House und Techno zu geben. Mit der Zeit wollten wir dann aber auch internationale DJs einladen, die unserer Meinung mit ihrem Sound ihrer Zeit immer etwas voraus waren.
Genre-technisch wart ihr sehr divers unterwegs. Von Lakuti bis Swindle, Karmon oder Leon Vynehall war viel dabei. War euer Publikum dankbar für die Abwechslung, oder hat manches manchmal gar nicht funktioniert?
Markus: Das Karmon Booking kommt noch aus einer Zeit, als wir den Diynamic Sound noch gefeiert haben. Man kann aber auch erkennen, dass es mit Ausnahme von Sidney Charles danach nicht wirklich ein Booking gab, das in eine Tech-Housige Richtung geht. Dann ist unser Fokus relativ stark auf House, Disco und auch ein bisschen Techno in den letzten drei Jahren geblieben. Das würde ich durchaus als stringent bezeichnen und ich glaube, das haben auch die wenigsten als zu abwechslungsreich empfunden. Als wir dann Swindle gebucht haben, war dies der erste richtige starke Bruch, mit allem was davor kam. Auch wenn an diesem Datum viele Leute da waren, muss ich zugeben, dass ich die meisten nicht wiedererkannt hab.
Die Miete des Leopold ist seit diesem Jahr gestiegen. Der finanzielle Druck auf Veranstalter steigt dadurch. Ist das der Grund, wieso ihr aufhört?
Matija: Das ist sicher nicht der einzige Grund, warum wir aufhören, erschwert uns jedoch beträchtlich so weiter zu machen wie bisher. Bei unserem ersten Event habe wir noch 5€ Eintritt verlangt, über die Jahre sind daraus auf Grund von Mieterhöhungen und steigenden Gagenforderungen der internationalen DJs bis zu 12€ geworden. Das ist unseren Gästen gegenüber schwierig zu rechtfertigen. Klar, wir hatten auch größere Bookings, aber es ist einfach nicht mehr dasselbe möglich. Nicht jeder, der ins Leopold kommt, macht das wegen der Musik. Diesen Teil haben wir verloren. Dabei war es gerade diese Durchmischung im Publikum, die den Reiz im Leopold ausgemacht hat. Wir haben uns also entschlossen mit den monatlichen Veranstaltungen aufzuhören. Vielleicht gibts irgendwann ein Special, vorerst ist aber noch nichts geplant.
Wieso macht ihr nicht in einem anderen Club weiter?
Matija: Wir haben mit Prasselbande, Zanaris, usw. regelmäßig Veranstaltungen in allen möglichen Clubs, mit Vandals auch noch eine im Café Leopold. Bande A Part allerdings war ein Konzept für das Café Leopold und noch haben wir keinen Club gefunden, in den Bande A Part so gut passen würde. Von Beginn an war uns klar, dass es irgendwann aus sein wird. Jetzt sind es fünf großartige Jahre mit Höhen und Tiefen geworden, mit denen wir sehr zufrieden sind.
Ihr habt von einer kreativen Pause gesprochen. Was passiert mit euch?
Jakob: Das Ende von Bande A Part bedeutet nicht das Ende der Prasselbande. Wir werden weiterhin für Tumult in den Wiener Clubs sorgen. Musikalisch hat sich jeder von uns ein bisschen in eine andere Richtung entwickelt. Das ist zwar eine Herausforderung beim gemeinsamen Veranstalten, ist aber mitunter auch der Grund, warum die gemeinsamen Partys soviel Spaß machen.
Mit der Prasselbande haben wir uns nie an Regelmäßigkeit oder Konzepte gehalten. Es schwirren momentan sehr viele Ideen im Kopf herum, einen 5-Jahres Plan gibt es allerdings nicht. Wir machen es uns einfach und sagen: Lasst euch überraschen.
Markus: Vandals aber auch Zanaris sind quasi Projekte, die aus Ideen entstanden sind, die innerhalb unseres Kollektivs begründet sind. Auch wenn dann Vandals selbst zum Beispiel ich alleine trage, hat Matija beim Design mitgeholfen und Jakob aufgelegt. Zanaris entstand als einmalige Party zwischen Matija und mir und wird mittlerweile von Matija und Dominik getragen, konzipiert und ausgeführt.
Ihr habt den Hundegeburtstag der Prasselbande vor ein paar Jahren noch in der Sauna gefeiert. Die letzte Feier war im wesentlich kleineren Opera. Bekommt ihr das Club-Überangebot auch zu spüren?
Matija: Es gibt Wochenenden, da trifft das auf alle Fälle zu. Es gibt aber auch Tage, wo das Gegenteil der Fall ist. Dass jetzt Clubs wie das Opera, Celeste oder Titanic einen solchen Andrang erleben ist ein Zeichen dafür, dass die WienerInnen den Charme von mittelgroßen Veranstaltungen zu schätzen wissen.
Markus: Also mir macht es sehr viel Spaß kleinere Clubs zu veranstalten, es fällt weniger Arbeit an, die Musik steht im Vordergrund, man kann sich auch mal selbst gehen lassen. Bei größeren Veranstaltungen kommt der Druckabfall meistens sehr spät, bzw. erst am nächsten Tag.
Matija: Veranstaltungstechnisch wird oft von einem Überangebot gesprochen, in Wirklichkeit glaube ich aber, dass wir in Wien gerade einen Umbruch erleben. Da tut sich richtig was. An der Basis brodelts.
Wenn ihr mit Bande A Part wieder zurückkehrt, wie würde es dann aussehen?
Matija: Die Frage haben wir uns tatsächlich oft gestellt. Vielleicht mit einem größeren Fokus auf Filme, vielleicht in einer besonderen Location. Eine konkrete Antwort haben wir allerdings noch nicht gefunden.
Seht ihr euch in den nächsten 5 Jahren noch im Club-Business?
Dominik: Prasselbande bedeutet für uns hauptsächlich Freundschaft, die bis über die Clubjahre bestehen soll. Mit dem Alter verändern sich die eigenen Ausgehgewohnheiten und die unserer Freunde, sodass neue Konzepte entstehen werden, bei denen wir nach wie vor mit Herz und Seele dabei sein werden. Ob es in fünf Jahren regelmäßige Club-Veranstaltungen geben wird, können wir nicht sagen. Einen Ort zum Treffen und gemeinsam Feiern jeglicher Art wird es mit Sicherheit aber weiterhin geben, dazu lieben wir Musik als gemeinsames Erlebnis zu sehr.
Am 19.3 sagt Bande A Part au revoir.