Kein Scherz: Maschek-Satiriker Ulrich Salamun baut auf seiner eigenen Finca im Nebelwald Nicaraguas Kaffee an. Nach der Röstung im Burgenland kommt dieser unter der Marke Grandoro in den heimischen Handel.
Neben Bier ist Kaffee mit Sicherheit das Getränk, das es in den letzten Jahren geschafft hat, bei den KonsumentInnen ein breiteres Bewusstsein als nuancenreiches Genussmittel zu entwickeln. Spätestens seit mehr als ein Third-Wave-Coffeeshop pro Straßenecke aufgemacht hat, ist dieses Bewusstsein auch in Österreich angekommen. Die unterschiedlichen Anbauregionen und die Sortenvielfalt, aber auch die handwerkliche Perfektionierung aller Produktionsstufen – vom Anbau über die Ernte und die Trocknung bis hin natürlich zur Röstung – wirken sich auf den Geschmack von Kaffee aus.
Eine geradezu ansteckende Begeisterung für eben diesen Nuancenreichtum ist schon sehr früh, noch bevor es die neue »Rösterszene« in Wien gab, in Ulrich Salamun ausgebrochen. Dass es den Österreicher schließlich vor gut einem Jahrzehnt sogar in den Norden Nicaraguas verschlagen hat, um dort selbst als Kaffeebauer aktiv zu werden, kann man aber als eher außergewöhnlich beschreiben. War Salamun – nach einer ersten Karriere als Jurist im künstlerischen Bereich – hierzulande doch vor allem als ein Drittel der begnadeten »Drüberreder« Maschek auffällig geworden.
Aus Leidenschaft
Politisches Kabarett und Kaffeeanbau – gibt es da eine Verbindung? »Ja, man braucht viel Kaffee, um politisches Kabarett zu machen«, so Salamun schmunzelnd, »weil alles immer sehr kurzfristig passiert und just in time produziert wird. Wenn wir uns treffen, um zu proben, nehme ich immer kiloweise Kaffee mit.« Dass seine Zeit für Maschek in den letzten Jahren etwas knapper geworden ist, liegt daran, dass die Kaffeeernte mit der Spielsaison im Theater zusammenfällt. Ursprünglich kam er in den Nullerjahren nach Nicaragua, um dort ein freies Radio aufzubauen, das es immer noch gibt, und er hat dabei Land und Leute kennengelernt. Aus der Leidenschaft für Kaffee entwickelte sich vor Ort ein Interesse am Anbau und daran, kleinbäuerlichen Kooperativen bei der Vermarktung unter die Arme zu greifen.
Seit mehr als fünf Jahren produziert und vertreibt Salamun nun unter dem Namen Grandoro auf einem Teil des Weinguts seiner Freunde, der Topwinzer Gernot und Heike Heinrich selbst Kaffee auf höchstem Niveau – gemeinsam mit seinen Geschäftspartnern Tobias Radinger, der mit der Kaffeefabrik in Wien für Qualität in Tassen und To-go-Bechern sorgt, und Fotograf Ingo Pertramer, dessen Genussaffinität durch die Foodie-Doku »Ochs im Glas« belegt ist.
Das Mission Statement des Kaffeetrios: an die gute alte Zeit des Kaffees anschließen, als dieser noch als Luxusprodukt galt – als ein Produkt, das für ein gewisses Lebensgefühl stand. Mit den fast ausschließlich in Handarbeit und mit einem Augenmerk auf Nachhaltigkeit hergestellten Spezialitätenkaffees von Grandoro gelingt das den dreien sehr gut.