Wir waren bei der Sommereröffnung am MQ und haben Gin Ga bluten und Kreisky schwitzen gesehen.
Eine Ansammlung von Menschen mit verzweifelten Gesichtern mitten in Wien kann mehrere Dinge bedeuten: Etwa eine 1.Mai-Rede von Häupl vor dem Rathaus oder ein völlig überfülltes Gratis-Event im Museumsquartier, ohne Handy- und Internetempfang. Zweiteres traf gestern, Mittwoch, bei der MQ Sommeröffnung zu.
Momentan wird in Wien beinahe jeden Tag etwas eröffnet, Freiluft-Veranstaltungen schießen wie Pilze aus der Erde und die Menschen gehen wieder nach draußen. Vor allem das Museumsquartier ist da eine beliebte Anlaufstelle. Grund dafür: Unzählige Events wie das Electric Spring, Weekend Sounds oder eben besagte Sommereröffnung. Zentral, gratis aber nicht umsonst und gute Acts, natürlich lockt das viele Menschen an. Knapp 13.500 Teilnehmer gab es auf Facebook, ein Glück dass die Kapazität des MQ "nur" circa 5.000 Besucher unterbringen kann.
Blutiger Auftakt von Gin Ga
War dann aber auch schon egal als Gin Ga um 19:00 auf der Bühne stand. Die fünfköpfige Wien/Manchester-Connection hat vom ersten Ton an alles richtig gemacht. Impulsives Herumgehüpfe auf der Bühne, ein improvisiertes Schlagzeugset mit umfunktioniertem Notenständer und ein blutiger Finger des Sängers Alex Konrad, den MQ-Angestellte sofort verarzten wollten. Musikerherz was willst du mehr.
Kreisky vor Publikum
Nach einer kurzen Pause kamen Kreisky auf die Bühne, ihr erstes Konzert seit gut einem halben Jahr. Blöd, dass der Bassist mit eitriger Angina zuhause bleiben musste. Tat dem Auftritt aber keinen Abbruch. Die Wiener zeigten sich extrovertiert in schicker Schale, ungehemmt und begleitet von gewohnt disharmonischen Klängen, die als Gesamtbild aber doch so etwas wie Musik ergeben. "Wir sind eine verdammt gute Band. Würden wir das nicht sein, würden wir hier nicht spielen, oder?", teilte Sänger Franz Adrian Wenzl großzügig Selbstlob aus, während er die neue Platte "Kreisky vor Publikum" anpries. Auch für die Fans hatte er gute Worte übrig. Es sei sehr angenehm, voller unterschiedlicher Menschen und doch alle gleich. Diesen Satz kann man verstehen, muss man aber nicht. So wie die Songtexte an diesem Abend, was aber auch an dem Standort direkt vor der Bühne gelegen haben könnte.
Alles in allem war die MQ Sommeröffnung eine schöne Sache, die unzählige Leute auch abseits der Musik angelockt bzw. begeistert hat. Und das gratis. Aber nicht umsonst.
Das Museumsquartier wird auch in nächster Zeit regelmäßig beschallt: Von 7. Mai bis 28. Juni finden dort die Weekend Sounds statt.