Mit »Halo 5« passiert der endgültige Reboot der Serie: manche Vorzüge bleiben auf der Strecke. Andere werden wunderbar betont.
Wer es bisher geschafft hat, der Story-Line von »Halo« zu folgen, ohne die Zusammenhänge in Online-Sekundärliteratur nachzulesen, dem sei hier nochmal gratuliert. Ich habe wie viele andere irgendwann aufgegeben zu verstehen, worum es geht. Zu generisch waren die Fraktionen, zu wechselhaft ihre Bündnisse und Allianzen (wobei es nicht hilft, dass eine Fraktion Allianz heisst) und zu wenig wurde die konkrete Handlung der Spiele mit dem großen Hintergrund verwoben. »Halo 5« bleibt sanft chaotisch, macht aber zumindest die Konflikte der Handlung halbwegs verständlich – und relativ interessant. In Frage gestellt wird in »Halo 5« nämlich die Rolle des Master Chief. Die Hauptfigur der meisten bisherigen Teile folgt nun Rufen der KI Cortana, die ihre eigenen Pläne zur Rettung des Alls hat. Seine Auftraggeber von der UNSC, dem globalen militärischen Bündnis der Menschen, sind sich nicht wirklich sicher, ob das gut ist, sondern stufen den Master Chief und Cortana als potenzielle Gefahr ein und machen sich an deren Verfolgung.
Als Spieler übernimmt man so in manchen Missionen die Rolle des Master Chief, in anderen die eines Spartan im so genannten Team Blue, der den Master Chief verfolgt. Beide agieren in einem 4er-Team – »Halo 5« ist auf Co-Op und Teamplay ausgelegt. Und sie spielen sich vergleichsweise ähnlich. Nicht nur Kenner der Serie können fortan viel am Design des Spiels geniessen. Die Unterschiede der Waffen, die wie immer aus Munitionsmangel oft gewechselt werden müssen. Oder die Tatsache, dass trotzde des Settings relativ wenig klassisches Militär in den Vordergrund rückt. Für jene, die die Vorgänger kennen, ist es außerdem besonders fein, viele Gegner wieder zu erkennen, die nun in nie gesehener grafischer Pracht sterben – nach wie vor ziemlich unblutig. Dazu gesellen sich neuere Gegner, die ihre Form wandeln können oder sich beim ihrem Tod in ihre (maschinellen) Bestandteile auflösen.
Leider etwas schwach sind in diesem Spiel Inszenierung und Scpripting einzelner Szenen. Die Action macht schon Freude, lässt aber regelmäßige Höhepunkte vermissen und verzichtet leider auf eine eindringliche Wucht, wie sie andere moderne Shooter haben. Hier wäre schon deutlich mehr drin gewesen. Auch die Architektur hält sich an die Vorgaben der Serie, ohne aber die Gigantomanie der Serie adäquat umzusetzen. »Halo« ließ früher immer wieder staunen und machte richtig Eindruck – das passiert hier sehr selten.
»Halo 5« ist das erste »Halo« für die neue Konsolen-Generation und damit einer der wichtigsten Titel für Microsoft. Wie wenigen anderen gelang der Serie bisher die Balance zwischen einer Fokussierung auf einen langlebigen Online-Multiplayer-Shooter und einer groß angelegten Solo-Kampagne. Letztere fällt beim aktuellen Titel doch etwas schwächer aus als gehofft, hebt sich aber immer noch durch genügend Eigenständigkeit von vielen anderen Shootern ab.
»Halo 5 Guardians« ist bereits für Xbox One erschienen.