Wer Gerhard Rühm einmal gehört hat, wird ihn so schnell nicht vergessen: Anlässlich seines 80. Geburtstags trägt er in einem Sprechkonzert die Uraufführung eines Melodrams und einen Querschnitt seines literarischen Schaffens im Wiener Akademietheater vor.
Mit seinem von anarchischer Sprachlust geprägten literarischen Werk hat Gerhard Rühm einen bestimmenden Einfluss auf die kritische deutschsprachige Literatur des 20. Jahrhunderts ausgeübt. Als „intermedialer“ Autor, Musiker und bildender Künstler war er Mitbegründer der „Wiener Gruppe“ (1954-64), deren radikale Sprachexperimente zu den wichtigsten literarischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts zählen. Die Gruppe veranstaltete um 1958 erste Happenings und Aktionen in Österreich, die maßgeblich zur Entstehung des Aktionismus beitrugen. Ihre Radikalität zog auch Schwierigkeiten mit der Staatsgewalt nach sich, weswegen Rühm 1964 nach Deutschland übersiedelte. Als „konkreter Poet“ bezog er von Anfang an akustische wie grafische Elemente in seine Lyrik ein und initiierte damit auch die Entwicklung des neuen Hörspiels.
Auf der Bühne wird er an diesem Abend von seiner Frau Monika Lichtenfeld unterstützt, in einem Einleitungsprolog wird seine literarische Arbeit vom Literaturwissenschaftler Bernhard Fetz und dem Dichter Franz Josef Czernin gewürdigt. Mit der Uraufführung von „Gespräch über Schweigen und Verjährung“ (Melodram) und Chansons.
07. Mai, 20:00 Uhr
Akademietheater, 1010 Wien