Das neue „GTA V“ verrät einiges darüber, wie Spielwelten funktionieren.
„Grand Theft Auto V“ heißt auf der neuen Konsolen immer noch „Grand Theft Auto V“. Nicht „remastered“ oder „ultimative“ oder sonst irgendwie, sondern einfach „Grand Theft Auto V“. Das ist ein Zeichen für das Selbstbewusstsein, dass sich die Entwickler von Rockstar mittlerweile angeeignet haben. Denn das Spiel ist auf den neuen Konsolen ganz sicher nicht mehr dasselbe. Aber wozu auf der Verpackung angeben, wenn doch ohnehin alle wissen, dass Rockstar keine halben Sachen macht. Nur im Pressetext steht ganz unbescheiden: „Die neue Konsolengeneration beginnt mit GTA V“.
Die ganz große Neuerung ist zweifelsfrei die Ego-Perspektive. Mit dem dritten Teil hat die Serie 2001 aus der Vogel- in die 3rd-Person-Ansicht gewechselt und damit den ganz großen Durchbruch geschafft. Und jetzt – fast beiläufig – gibt es als Draufgabe zum fünften Teil die optionale erste Person. Der Effekt ist enorm und ein Lehrstück für alle, die sich über den Spielspaß hinaus mit Bildschirmspielen auseinandersetzen. Denn mit dem vermeintlich simplen Kamerawechsel wird „GTA V“ zu einem anderen Spiel in dem die Handlung und die gespielten Charaktere an Bedeutung verlieren, um dem spielerischen Erleben mehr Raum zu lassen.
Dass Schießereien aus der Ego-Perspektive intensiv umgesetzt werden können, haben andere Titel schon ausreichend nachgewiesen. Aber richtig spannend wird es, wenn der Unfug beginnt, der die GTA-Reihe unter anderem auszeichnet. Schon der dichte Straßenverkehr wird bei Missachtung sämtlicher Verkehrsregeln zur Herausforderung, wenn die Kamera nicht mehr aus der Luft die Übersicht bewahrt. Und umso steiler der Sportwagen, umso kleiner sind die Fenster, die uns aus dem Fahrzeuginneren die notwendigen Informationen liefern.
Eintauchen, Abtauchen
Aber damit ist es natürlich noch nicht getan: Vom Downhill Biken über den Suchtgift-Missbrauch bis zum Fallschirmspringen lässt sich in Los Santos unzähliges erleben und all das bekommt durch den neuen Blickwinkel eine andere Intensität, die letztendlich die Spielwelt mit ihren Geschichten in den Hintergrund drängt und im Gegenzug die einzelnen Momente noch mehr zu individuellen Erlebnissen werden lässt.
Und während die allgemeine Grafik- und Detail-Besessenheit von Spielenden und Medien immer öfter hinterfragt wird, beweist die neue Version von „GTA V“ ganz unbeeindruckt, dass gut gesetzte Details und auch der grafische Hochglanz dazu beitragen können, dass ein Spiel noch mehr zum Eintauchen einlädt. Um das zu erreichen, wurde aber nicht nur an der Auflösung und ein paar Texturen geschraubt. Das Leben in der Stadt wurde um unzählige Szenen und Interaktionen zwischen Statisten erweitert und lädt jetzt mehr denn je dazu ein, auch einmal ganz gemütlich durch die Straßen zu schlendern und Leute zu beobachten.
Die Herrschaften von Rockstar haben sich ihr Selbstbewusstsein also verdient. Und die Rückkehr nach Los Santos lohnt sich auf jeden Fall – noch mehr für all jene, die aus erster Hand wissen wollen, welchen Einfluss die Perspektive auf das Spielgefühl hat.
»GTA V« ist bereits für PS4 und Xbox One erschienen.