Heast, der Gürtel, der muas si wida g’spüan. Dafür haben sich die Flaggschiffe und alten Schlachtrösser am Lerchenfelder Gürtel zusammengeschlossen. Das Ganze heißt Gürtel Connection. Neben dem Verein gibt es auch eine Partyreihe, die ihre Einnahmen spendet.
Der Gürtel zwischen Thalia- und Josefstädter Straße war schon immer ein heißes Ausgehpflaster. Es ist einer der Straßenabschnitte mit der höchsten Lokaldichte Wiens. Die meisten davon haben sich jetzt zusammengeschlossen und gemeinsam einen Verein gegründet. Dessen Zweck: der bekannten Ausgehmeile wieder ein bisschen frisches Leben einzuhauchen. Bei den Veranstaltungen, die dafür von allen Lokalen gemeinsam organisiert werden, geht es aber nicht nur ums Saufen und Tanzen. Die Einnahmen fließen nämlich an gemeinnützige Projekte. Wir haben mit Mike Tscholl vom Loft, der die Gürtel Connection initiiert hat, ein bisschen über dieses Projekt, aber auch den legendären Straßenabschnitt, dem es gewidmet ist, geredet.
Warum habt ihr das Gefühl, dass man die "Attraktivität des Gürtelabschnitts unterstreichen und wieder ins Gedächtnis der BesucherInnen rufen" muss?
Es gibt immer etwas zu verbessern. Vor einigen Jahren war der Ruf der Gegend sehr gut und es war auch mehr los am Gürtel. Durch die viele negative Presse mit den Berichten über Drogen usw. in den letzten Jahren hat sich das leider geändert und somit wollen wir wieder einmal zeigen, wie vielseitig unser Gürtelabschnitt ist.
Gibt es mit dem Gürtel Nightwalk nicht bereits eine Initiative, die genau das zu tun versucht?
Der Nightwalk ist ein Projekt vom 16. Bezirk der Stadt Wien. Sie sind auch für die Kommunikation verantwortlich. Der Gürtel Nightwalk ist auch eine sehr gute Sache, die es ja schon lange gibt. Warum sollte man nicht öfter im Jahr etwas gemeinsam machen? Schon seit vielen Jahren herrscht bei uns eher das Motto "gemeinsam statt gegeneinander". Wenn in einem Lokal z. B. die Eismaschine kaputtgeht oder ein anderes technisches Gebrechen auftritt, geht man einfach in eines der Nachbarlokale und es wird einem geholfen. In unserem Verein treffen wir uns alle ein bis zwei Monate, um uns auszutauschen und gemeinsam an der Umsetzung unserer Ideen zu arbeiten.
Aber wie unterscheidet ihr euch genau?
Wir unterscheiden uns eigentlich nur in ein paar Dingen. Das eine ist, dass wir keine Open-Air-Konzerte machen und uns auf den Abschnitt zwischen Thaliastraße und Josefstädter Straße konzentrieren. Das andere ist, dass die Einnahmen vom freiwilligen Eintritt zur Gänze gespendet werden. Wir werden uns jedes Mal ein anderes Projekt heraussuchen, das wir unterstützen. Dieses Mal geht der Erlös an das Projekt "wieder wohnen", das sich um Obdach- und Wohnungslose sowie Flüchtlinge kümmert.
Es sind nicht alle Gürtel-Klassiker aus der Gegend mit an Bord. Das Rhiz und das B72 haben sich nicht mit angeschlossen. Wisst ihr wieso?
Beim B72 ist es aufgrund der geografischen Lage. Wir haben uns – zumindest für den Anfang – auf den Abschnitt zwischen Thalia- und Josefstädter Straße geeinigt. Das Rhiz hatte schon ein fixiertes Programm an unserem ersten Termin. Wir sind aber in Kontakt und generell gesprächsbereit. Wer weiß, wer die nächsten Jahre noch dazukommt.
Gibt es so was wie ein charakteristisches Gürtel-Lokal? Wenn ja, was sind die Vorzüge? Was eher Nachteile?
Allgemein könnte man sagen, dass es am Gürtel sicher für jeden Geschmack etwas zu finden gibt. Von Konzerten mit internationalen und heimischen Bands sowie DJs in allen möglichen Musikrichtungen bis hin zum Snack oder opulenten Mahl fehlt es hier an nichts. Dazu gibt es auch andere Events wie Salsa-Abende, Poetry-Slams, Akustik-Sessions, Pub-Quizze, Live-Fußball am TV. Jedes Lokal am Gürtel hat seinen eigenen Charakter.
Die Veranstaltungsvielseitigkeit vom Loft geht von ausgelassenen Partys auf bis zu vier Floors bis zur gemütlichen Filmnacht. Im Fania Live findet ihr Live-Konzerte und auch DJs mit einer Mischung aus World Music und Latin Beats. Das Gürtelbräu ist ein gemütliches Bierlokal mit Wiener Küche. Im Loop findet ihr bei stets freiem Eintritt feinsten Funk, Rock und Hip-Hop bis tief in die Nacht. Die fette Anlage in der Auslage und auch das visuelle Konzept laden zum Feiern bei satten Beats ein. Der Klassiker Chelsea, das im Mai 30 Jahre existiert, ist eine Live-Venue mit international ausgezeichnetem Ruf. Im Coco findet ihr ein vielseitiges Angebot an Cocktails inklusive Fußballübertragungen. Im Weberknecht gibt es im atmosphärischen Gewölbekeller oder in der Lounge täglich Konzerte, Theater, Sessions, DJs, Party und die Möglichkeit zu chillen. Im Cafe Concerto gibt es eine große Singer-Songwriter-Szene und hier finden tolle Jazz-, Blues- und Folk-Sessions statt. Der Kramladen, die jüngste Live-Location in den Gürtelbögen, wird von Kennern als absoluter Geheimtipp für nationale und internationale Live-Acts gehandelt. Im Café Carina, werdet ihr fast täglich mit Live-Konzerten versorgt. Beim Spezial Imbiss bekommt man die richtige Stärkung für eine lange Nacht am Gürtel (große Empfehlung: Falafel Dürüm).
Ihr habt doch bestimmt alle eure gesamte Jugend an irgendeinem Tresen am Gürtel verbracht. Gibt es interessante Legenden, die sich um dieses magische Stück Straße ranken?
Wenn man hier anfängt gibt es kein Ende.
Über die letzten Jahre hat sich ja in Wien viel verändert. In vielen Vierteln haben sich Lokale etabliert. Sind eventuell rücklaufende Besucherzahlen einfach höherer Konkurrenz im Rest der Stadt geschuldet?
Dafür hat der Gürtel auch andere Lokale dazubekommen wie The Loft, Fania Live, Auslage, Coco und Kramladen. Jedes Lokal hat auch wieder neue Leute mitgebracht und so den Gürtel auf seine Weise geprägt.
Die Einnahmen der Veranstaltung am 23. April kommen, wie die gesamten Einnahmen des Vereins, wohltätigen Projekten zu. Diesmal gehen sie an das Projekt "wieder wohnen". Worauf liegt euer Augenmerk bei der Verteilung der Gelder? Was ist euch wichtig bzw. wisst ihr bereits, wer als nächstes zum Zug kommt?
Da sich das Tageszentrum für Obdachlose und Straßensozialarbeit JOSI der "wieder wohnen" GmbH direkt in der U6-Station Josefstädter Straße befindet, war es für uns, im wahrsten Sinne des Wortes, am naheliegendsten. Wir wollen mit unseren Veranstaltungen auch etwas Positives bewirken. So viele Lokale zusammen können um einiges mehr erreichen als jeder einzeln. Dafür gibt es nur das eine Augenmerk, Projekte zu unterstützen, die das Geld benötigen.
Die erste Veranstaltung der Gürtel Connection findet am 23. April 2016 statt. Infos findest du hier.