Am Samstag drehte die Technogondel im Rahmen der Prater Unser-Feierlichkeiten ihre Runden am Wiener Riesenrad. Am Start waren neben Disco Demons auch Ateq und Konstantin von Giegling Records. Mit Interview.
Es war ein angenehm lauer Sommerabend als am vergangenen Samstag eine herkömmliche Gondel des Riesenrads im Wiener Prater für vier Stunden zur Kleinraumdisco umgewandelt wurde. Disco Demons und die Jungs von Giegling beschallten in 65 Metern Höhe eine durchgehend gefüllte Technogondel mit ordentlich Bass und lieferten damit nicht nur den optimalen Sonnuntergangs-Soundtrack, auch im Dunkeln ließ sich recht gut schunkeln. Je finsterer die Nacht wurde, desto tanzwütiger zeigten sich die Fahrgäste. Sogar ein stark erschöpftes Wodka-Kontingent konnte daran nichts ändern. Wenig Platz und viel Gewackel waren irgendwann mehr Vor- als Nachteil, der Blick aus dem Fenster schien gar nicht mehr so hoch und als dann plötzlich auch noch Lorde mitgondelte, wussten wir ganz sicher: Wir hatten zu viel getrunken.
Giegling aus Weimar sind mittlerweile vom Studentenclub zum renommierten DIY-Label herangereift. Eine Vorliebe für ungewöhnliche Locations bewiesen sie bereits mit Sets in Mini-Plattenläden in New York, somit erschien die Teilnahme an der Technogondel nur logisch. Freundlicherweise gaben uns die Giegling-Burschen dann auch noch ein Interview.
Es wirkt, als wärt ihr eine eingeschworene Truppe, nehmt ihr Artists von außen in euren Zirkel auf?
An sich ist das Ganze eine sehr familiäre Angelegenheit, aber wir sind auf jeden Fall auch immer langsam am Wachsen. Wenn wir Leute treffen, mit denen es passt, und man eben irgendwie dieses Gefühl teilt, dann wächst das irgendwie zusammen. Das ist wie mit Freundschaft. So wie mit den Jungs von Kann oder Oskar und Gilles oder Jacq aus Paris.
Uns geht’s auch viel weniger um "Artists" als um Menschen, die mit ihrem Gefühl und ihrer Leidenschaft etwas dazu beitragen. Das ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Sie sind es die tanzen und lachen, dem Ganzen ein Gesicht geben und es irgendwie auch zusammenhalten. Ohne all dies würde es gar keinen Sinn für mich machen.
Ihr habt es sehr schnell geschafft, euch aus der Berliner Szene heraus international aufzustellen, sowohl was Booking, als auch mediales Feedback betrifft. Wo habt ihr da angesetzt?
Auch wenn wir alle seit vielen Jahren regelmäßig in Berlin sind und dort auch ansonsten viel unterwegs sind, würde ich uns nicht zu so etwas wie einer Berliner Szene zählen. Da wir uns alle in Weimar getroffen haben, würde ich eher sagen, dass wir ein Weimarer Label sind, auch wenn kaum noch jemand von uns hier wohnt. Aber ich würde Giegling auch nicht wirklich an einem Ort festmachen, sondern eher an einer bestimmten Art von Menschen oder noch viel mehr an einem gewissen Gefühl.
Dieses Gefühl hatten Raffa und ich schon damals in Hannover, Flo und Dustin im Spreewald – und in Weimar hat sich das dann irgendwie gebündelt. Heute haben wir die wunderschöne Möglichkeit, dieses Gefühl mit vielen Menschen zu teilen. Und es ist schön zu sehen, dass es dieses Gefühl überall auf der Welt gibt.
Euer Label ist sehr auf Vinyl fokussiert, wie steht ihr zu Cloud- und Streaming-Angeboten?
Ich finde Vinyl ist ein gutes Medium um der Musik einen besonderen Wert zu verleihen. In Zeiten, in denen man alles jederzeit haben kann, ist es schön, Dinge ein wenig zu begrenzen. Das Lied hören kann man ja eh irgendwo im Internet. Aber eben so einen physischen Träger zu haben, der auch durch unsere Hände gegangen ist, das ist doch irgendwie schön. So ein bisschen wie eine Flaschenpost.
Giegling Records ist, wie viele kleinere Labels, aus dem Drang entstanden, ohne Limitierung und künstlerische Vorgaben arbeiten zu können. Wo geht euer Weg hin?
Hoffentlich immer weiter. Und dass wir klarer werden in unserem Ausdruck und in dem, was wir mitteilen wollen. Außerdem haben wir uns vorgenommen, das Ganze noch ein bisschen zu erweitern um ein größeren Blick freizulegen auf das was wir machen und wofür wir uns begeistern. Das soll heißen, dass es in Zukunft nicht nur Musik geben wird. Aber der Rest soll erst mal noch ein kleines Geheimnis bleiben.
Habt ihr Erfahrungen, die Österreich betreffen? Was waren eure Erfahrungen mit Wien, Graz oder Salzburg bisher?
Österreich hat Deutschland ja schon immer sehr beeinflusst. Manche Erfahrungen waren traumatisch. Wie als ich das letzte Mal Snowboard fahren war und von der Piste abgekommen bin. Ich bin dann sehr lange ins Tal gefahren, das war zwar sehr schön, aber als ich unten war, musste ich einige Kilometer laufen um zurück zum Lift zu kommen. Der lief dann leider nicht mehr. Gott sei Dank nahm mich so ein Schneemobil wie bei James Bond mit auf die andere Seite des Berges, wo meine Schuhe standen. Ansonsten genießen wir sehr den Humor und die Romantik Österreichs, wie beispielsweise von Haneke. Oder andere faszinierende Meisterwerke der Filmgeschichte wie "Angst" von Gerald Kargl.
Was plant ihr in den nächsten 12 Monaten? Gibt es bei euch eine Art Masterplan oder "was kommt, kommt"?
Es wird bis zum Ende des Jahres noch sehr viel unterschiedliche Musik geben, auf die wir uns schon sehr freuen und die sicherlich das Giegling-Universum auch noch leicht umformen wird. Auf die Reaktionen sind wir sehr gespannt. Es sind auf jeden Fall alles Herzensangelegenheiten.
Giegling gibt’s auch als Homepage und bei Facebook.