One Direction waren in Wien. Und zwischen 44.000 Mädchen haben Nikolaus Ostermanns Linse und Stefan Niederwiesers Kopf geraucht.
Ich habe einen Hut, gurrrls
everybody wanna steal my girl, but fuck you
wo ist Harry Styles
Wenn schon keine Choreo, dann wenigstens rennen
und springen
Mimeek on fleek
Da hält jemand ein Schild hoch, auf dem steht, point your erection into our direction
Die Plektren auf der Gitarre sind nicht gut genug. Ich will ein weisses
"Handtuch gegen Wasser?" – "Guter Deal."
Louis Tomlinson gehört ein englischer Drittlligaverein, fyi
bad hair day aber Gitarre voll im Griff
rechts Harry Styles bauchfrei, in den Schritt hat er sich auch gefasst, aber da waren wir zu langsam
Die da? Die da? Die da? Oder die da?
Manchmal, wenn man sich etwas von der Nähe ansieht und sich darauf einlässt, versteht man seinen Reiz. Und manchmal versteht man nichts mehr. Gestern eher Zweiteres.
Da standen also die fünf Jungs von One Direction [*] vor 44.000 Leuten und sangen von ihren Girls, besten Songs ever und der Liebe. Mit ordentlich Feuerwerk, Luftschlagen, einem zirka 100 Meter langen Steg, damit auch die hinteren Plätze ihre Nahaufnahmefotos zum Posten bekommen. Den Fotografen wurde vor der Show gesagt, es kann vorkommen, dass manche im Publikum die Bühne zu stürmen versuchen. Als wäre Zombie-Apokalypse.
Es gab sehr viele Tränen, Gekreische und viele Ohnmächtige. Doppelte Böden, Botschaften oder Abgedrehtheiten wie bei Miley dafür keine. Wer sich das erwartet hatte, möge doch eher im Fluc oder Flex aussteigen statt beim Happel-Stadion. Denn One Direction ist eine Boyband klassischen Stils, gemacht von Simon "hat-kein-Problem-damit-als-Musik-Biz-Arschloch-zu-gelten" Cowell, die sich aber im Unterschied zur Boyband Blütezeit in den Neunzigern immer wieder ironisch geben und sich über den Medientrubel ein bisschen lustig machen.
Purity Ring
Als sich Harry Styles ein paar Mal in den Schritt greift, sind natürlich gerade die anderen im Bild. Es geht ums sanfte Kribbeln im Geschlecht, um moderne Prinzen, arge Sehnsucht und die totale Verliebtheit. Für Teenager wird es immer solche Bands und Filme geben, Twilight, Highschool Musical, man kennt das. Teenager werden weiterhin Geld haben und 20 Euro für eine Fahne ausgeben. Oder 1D Beauty Cases. Seit der Erfindung von Rock’n’Roll ist das so, als neben viel Pomade und der Auflösung klassischer Schranken zwischen den Hautfarben eben auch Teenager als Zielgruppe entdeckt wurden. Man kann jetzt mit Adorno kommen, der bösen Kulturindustrie, so geil und falsch sie eben ist. Man kann sich Miley statt 1D wünschen, weil das ärger und subversiver ist. Oder sich darüber freuen und wundern, wenn vor dem Konzert Werbung für den Nerf Rebelle über die Videowall läuft, dem Spielzeug-Bogen bzw. -Blaster nur für Girls und junge Rebellinnen.
In zehn Jahren werden One Direction dann – nach einer schlimmen Auflösung und einer ziemlich erfolgreichen Solo-Karriere von Harry Styles, eine Totalabsturz eines anderen Bandmitglieds, ein paar seriöseren Musikprojekte der anderen und vielleicht kommt Zayn dann sogar wieder zurück – wieder auf Tour gehen und kleinere Hallen ausverkaufen. Jüngere Boybands, Youtube- und Instagram-Stars werden nachgekommen sein, die das Spiel mit Social Media noch ärger betreiben und das Internet völlig breaken werden.
Das ist Pop. So richtig verstehen muss man das nicht.
[*] Cunninghams Law besagt, dass man im Internet nur Antworten bekommt, wenn man nicht die Frage stellt, sondern eine falsche Antwort postet. Das ist ein kleiner Test.