Die hiesige Bergwelt ist genretauglich. Nachdem im letzten Jahr Mutanten einen Gletscher unsicher gemacht haben, verwandelt Andreas Prochaska in »Das finstere Tal« nun die Alpen zum Austragungsort eines unterkühlten Westerns.
Antithese zur Waldheimat
Sämtliche Außenaufnahmen wurden im Winter und Frühjahr in Südtirol gedreht. Dabei habe man großes Glück mit dem Wetter gehabt. »Durch den starken Wind ist der Schnee immer verblasen worden und dadurch hatten wir diesen rauen Look«, schildert Prochaska, »wir sind nie in die Gefahr gekommen, Peter Roseggers Waldheimat-Stille-Nacht-Look zu haben.« Der große Schnee sei erst nach Drehschluss gekommen. Auch im Frühjahr, als es schon rundum grünte, habe sich die Location als Glücksgriff herausgestellt: »Du bist um diese eine Kurve gefahren, die entscheidende Kurve, und dort war noch alles grau.« Neben der Flora ist auch der Soundtrack in »Das finstere Tal« wichtiger Bestandteil der Atmosphäre. Hier hat Prochaska auf österreichische Größen der alternativen Musikszene gesetzt. Eröffnet wird der Film von Clara Luzia, die auch schon für »Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott« zwei Songs beigesteuert hat. »Sie ist eine wirklich super Musikerin«, begründet Prochaska den spontanen Einfall, sie den Song »Sinnerman« für den Film covern zu lassen, »ich hab sie gefragt und sie hatte Lust.« Weiters wird eine entscheidende Szene von den Steaming Satellites unterlegt. Das sei eine Idee seines Sohns gewesen, so Prochaska, »und man unterstützt damit auch gleich die heimische Musikszene.«
Was den Genrefilm betrifft, steckt Österreich noch in Kinderschuhen. Andreas Prochaska hat mit seinen »In drei Tagen bist du tot«-Filmen erste Schritte gemacht und wagt mit »Das finstere Tal« einen weiteren. Aber auch abseits seiner Ambitionen regt es sich. So hat etwa Marvin Kren nach seinem Debüt-Zombiedrama »Rammbock« (2010) im vergangenen Jahr mit dem ersten österreichischen Alpen-Creature-Feature »Blutgletscher« verblüfft. Der hat innerhalb einschlägiger Communities wie auch auf heimischen und internationalen Fantasy-Filmfestivals große Euphorie erzeugen können, an den heimischen Kinokassen aber vergleichbar schlecht abgeschnitten.
Bedürfnis nach Heimat
Dass das österreichische Publikum Genrefilme ablehne, glaubt Prochaska allerdings nicht. »Sonst hätte ich ja kein Sequel gemacht«, womit er »In drei Tagen bist du tot 2« anspricht, der, wie auch dessen Vorgänger, durchaus hohe Einspielergebnisse verzeichnen konnte. Er glaube daran, dass es ein starkes Bedürfnis nach Geschichten mit lokalem Bezug gebe, die auch eine gewisse Form an Entertainment mitbringen. »Zumindest ist das ein Weg, den ich immer versucht habe zu gehen«, und meint damit das Unterhaltungskino, »das muss ja nicht zwangsläufig blöd oder leer sein.«
Prochaska bleibt nicht lange an einem Genre haften. Im Horror hatte er sein Gastspiel und das sei es dann auch wieder für ihn gewesen. Die Brutalitäten in Teil zwei seien ihm selbst fast schon zu viel gewesen. »Was mich nie interessiert hat, war diese Blut- und Beuschel-Competition, also möglichst noch grauslicher«, stellt Prochaska klar. »Zehnmal spannender ist es doch, wenn man weniger zeigt.« Und so ist auch sein Western »Das finstere Tal« geraten. Eines zeigt Prochaska mit seinem neuen Film wieder deutlich, nämlich dass er ein Experte des Spannungsaufbaus ist. »Das finstere Tal« ist ein düsterer, rauer Film geworden, der sehr reduziert und mit wenigen Effekten eine aufgeladene Atmosphäre zu erzeugen weiß. Ob er auch dieses für sich entdeckte Genre nach diesem Ausflug gleich wieder abhakt, ist aber noch nicht sicher. »Ich hab mal drüber nachgedacht, einen Endzeitwestern zu machen«, verrät er, »dieser Gedanke spukt immer noch in meinem Kopf rum.«
»Das finstere Tal« startet am 14. Februar in den österreichischen Kinos.