Hermes Phettberg ist ein Elender. Das versteht er aber auch im positiven Sinn – denn solang dieses Elend in einem paar sexy Blue Jeans steckt ist alles okay. Walter Fröhlich hat dieses Elend in all seinen Facetten in Comic-Form verpackt.
Wie ist eure Freundschaft entstanden?
Hermes: Ich ertrinke in Mails von Leuten, die mich anmailen. Und so erschien mir auch einmal eine Mail von Walter Fröhlich, und ich denk mir bei jedem Mail: Vielleicht trägt er versaute Blue Jeans und lässt mich ran …
Walter: Der Hermes hat mir zum ersten mal 2007 für die Comic Figur des Mafia-Paten Friedensreich Fetz Model gestanden. Das erschien dann in der Comicserie Kriminal Journal.
Das Comic erzählt vom Elend des Hermes Phettberg, trotzdem beharrt ihr darauf, dass es auch ein amüsantes Buch geworden ist – wie schafft ihr diesen Spagat?
Hermes: Ich bin Publizist und Elender, das ist alles, was ich habe, und das ist wenig, und das ist viel. Die einen hassen es, die anderen mögen es. Die meisten erkennen im Wort "Elend" nur eine einzige Bedeutung, aber wie jedes schöne Wort ist auch "Elend" mehrschichtig. Der Spagat ist also immer schon da und dagewesen, und auch schon vor dem Blue-Jeans-Comic haben mir immer wieder Menschen gesagt, dass das Lesen meiner Gestionstexte ihnen Freude bereitet. Und – siehe die Frage vorher – ich bin ja auch eine Witzfigur. Da passt alles schon. Wir müssen gar nichts schaffen.
Walter: Hermes Situation ist wirklich elendst, aber er bleibt trotz allem ein Vollblut-Entertainer und Exhibitionist. Er inszeniert wann immer er eine Möglichkeit dazu sieht. Selbst wenn es sich dabei um seine Tagebücher handelt. Er weiß genau, was die Leute von ihm erwarten oder besser, von ihm befürchten und er erfüllt diese Erwartungen, auch wenn es sie schockiert. Und Hermes liebt es zu schockieren.
Wie kam es dazu, dass das Projekt über Crowdfunding aufgezogen wurde?
Hermes: Crowdfunding ist mir ganz neu. Und wie jedes Kind will ich natürlich auch dabeisein. Außerdem ist Walter Fröhlich arm wie eine Kirchenmaus, und ich ebenso. Wenn ich nicht so gelähmt wäre, würden Walter Fröhlich und ich nächtens in der Unternalber Pfarrkirche als arme Mäuse herumtanzen!
Walter: Wir haben ja schon ein paar Bücher bei Verlagen publiziert und was da an Geld reinkommt, ist nicht so berauschend, also hab ich mir gedacht, ich versuch Crowdfunding. Die Unterstützerinnen finanzieren das Projekt vor und wir wissen genau, wie viel Bücher wir drucken lassen müssen. So wie es aussieht, steigen wir finanziell bei weitem besser aus als wenn wir zu einem Verlag gegangen wären.
Für die zukünftige, noch unvoreingenommene Phettberg-Anhängerschaft – was hat es mit den Blue Jeans auf sich?
Hermes: Herzliebes GAP, wenn Sie Blue Jeans trügen, würden Sie wissen, was ich beim Tragen von engen, versauten Blue Jeans meine. Nur wenige Wochen waren mir nach meinen Schlaganfällen gegönnt beim Tragen von Blue Jeans, denn ich hatte nur kurze Wochen circa siebzig Kilo. Nun aber fress’ ich wieder soviel, dass ich bereits wieder kurz vorm Hundertkilosein bin!!! ALARM ALARM ALARM Besonders lustig ist, dass mein Penis („Schwänzlein“) so winzig klein ist, und ich muss ununterbrochen neue Blue Jeans kaufen, die aber haben so riesen Hosentürln, dass mein winziges Schwänzlein keine Sekunde stillhält und aller Urin in die Hose zurückbrunzt. Nur solange ich siebzig Kilo habe, kann ich jene engen Blue Jeans tragen, deren Hosentürl so klein ist, dass darinnen mein Schwänzlein sich freuen kann. Und ich kann ihn dann „hinausstrecken“ und in jedes Pissoir zielgerichtet hineinbrunzen. Doch nun ist meine kurze Zeit der engen Blue Jeans wieder vorbei.
Für alle die das Leben des Hermes Phettberg von seinen Fernseh-Anfängen bis jetzt verfolgt haben – wieviel Hermes Phettberg aus der Zeit der "Netten Leit Show" steckt in diesem Comic?
Hermes: Ich esse jeden Tag seit vielen Jahren, lange vor den Schlaganfällen, viel Kieselerde und bekomme daher wunderschöne Haut. Ich bin total verliebt in meine Haut. De facto handelt es sich um dieselbe Kieselerde-Haut wie damals. Vor allem ess ich immer ungeschälte Erdäpfeln!
Walter: Sehr, sehr viel! Das ist ja das eigentlich Tragische, dass Hermes unverändert diesen philosophisch-witzigen, kindlich-neugierigen Intellekt besitzt, er sich aber durch seine Störung des Sprachzentrums nicht mehr artikulieren kann.
Die Finanzierung des Projekts von Hermes Phettberg und Walter Fröhlich läuft über die Crowdfunding-Plattform Startnext – den Link dazu findet man hier. Das Comic wird ausschließlich via Startnext erhältlich sien.