Wohin geht der Animationstrend? Wie kurz muss ein Kurzfilm sein? Was bietet das Programm von Tricky Women heuer? Die Organisatorinnen des Festivals im Interview.
Wie sieht der Aufenthalt im Rahmen des »Artist in Residence« Programmes aus?
Die Künstlerin, die mit diesem Preis von unserer internationalen Fachjury prämiert wird, kann drei Monate in einem der mittlerweile 8 Studios im Quartier21 im Museumsquartier an ihren Projekten arbeiten. Meist entsteht in dieser Zeit auch der Trailer für das nächste »Tricky Women« Festival. Diese Residency ist sehr begehrt und wir vernetzen die Gewinnerin mit der hiesigen Animationsfilmszene. Es sind dadurch schon viele Kooperationen entstanden.
Habt ihr persönliche Favoriten unter den Einreichenden?
Jeder Film, der bei uns läuft ist etwas Besonderes. Im Wettbewerb zeigen wir herausragende Produktionen der letzten beiden Jahre. Da wir einen Boom bei den dokumentarischen Animationen verzeichnen, widmen wir diesem Trend ein spezielles Programm. Am Herzen liegen uns natürlich auch besonders die österreichischen Animationen und heuer auch Arbeiten aus Australien, der Slowakei, Tschechien und Kroatien. Jedes Jahr kommen bestimmte Themen besonders häufig in den Einreichungen vor, beschäftigen also international besonders viele Künstlerinnen – diese spiegeln wir dann in unseren thematischen Spezialprogrammen, heuer sind das psychische Facetten.
Gibt es in der Szene eine Abneigung gegen überproduzierte Hollywood Animationsfilme?
Sie erfüllen unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen und können gut nebeneinander bestehen. Die großen Festivals zeigen beides. Es gibt auch einige kommerziell sehr erfolgreiche Langfilme, die unter der Regie von KünstlerInnen entstanden sind. Wir hatten vor kurzem auch Shelley Page, die Talentscout von "Dreamworks" ist in der Jury. Sie ist weltweit auf Festivals unterwegs und fährt ihre Antennen aus nach neuen Trends. Oft werden Künstlerinnen von den großen Studios "abgeworben".
Viele entscheiden sich aber bewusst dafür, unabhängig von ProduzentInnen oder festen Strukturen zu arbeiten. Signe Baumane hat ihren Langfilm "Rocks in my Pockets" mittels Crowdfunding finanziert und mit einem sehr kleinen Team realisiert, der Film läuft sehr erfolgreich in den amerikanischen Kinos. Unser Festival Schwerpunkt liegt beim meist unabhängig produzierten künstlerischen Animationsfilm.
Was ist der schrägste Film den Sie seit Beginn des »Tricky Woman« Festivals gespielt habt?
Schräge Filme haben wir viele gezeigt, das ist natürlich Geschmacksache. Heuer zeigen wir zwar kein schräges Spezialprogramm aber ein Programm zu psychischen Facetten und auch Poesie ist im Fokus.
Gibt es zum Tricky Women Festival auch negative Stimmen?
Wir nehmen konstruktive Kritik natürlich sehr ernst und freuen uns über Feedback. Heuer führen wir sogar gemeinsam mit anderen österreichischen Festivals eine Publikumsumfrage durch. Manchmal wird unser Fokus auf Animationen von Frauen infrage gestellt. Wenn Filme von Frauen unterrepräsentiert sind oder sogar fehlen, fällt das oft gar nicht auf. Wir drehen’s um, schaffen einen Ausgleich und stellen die Frauen ins Rampenlicht. Da schreien dann viele plötzlich auf.
Seit den 80ern müssen Frauen und Männer sogar per Gesetz in allen Belangen gleichbehandelt werden. Und dennoch ist es im Filmgeschäft genauso wie in großen Unternehmen: In den Bereichen der Filmproduktion, in denen viel Geld über den Tisch geht, sind Frauen einfach weniger zu finden. Die Situation für Frauen im Filmgeschäft hat sich leider immer noch nicht wesentlich verbessert, deshalb ist unsere Ausrichtung auch 2015 immer noch notwendig.
Die Fragen beantworteten die Festivalorganisatorinnen Birgitt Wagner und Waltraud Grausgruber. Das »Tricky Women Festival« findet von 11 – 15. März im Metro Kinokulturhaus, Johannesgasse 4, 1010 Wien, statt. Am 14. 3 präsentieren wir das Programm Tough Cookies.
Beim "Best Practice" wird Ana Nedeljković erklären, wie sie ihren Film Rabbitland gemacht hat. In den vier Competitions tritt die internationale Frauenliga des Animationsfilms an. Den lokalen Teil der Veranstaltung bietet das Österreich Panorama, wo zwölf Filme österreichischer, bzw. in Österreich wohnender, Künstlerinnen präsentiert werden. Außerdem gibt es länderspezifische Vorstellungen aus Tschechien, der Slovakei, Kroatien und Australien. Das komplette Programm findet man hier.