Hier wird 90er-Noiserock wieder zum Leben erweckt – Desolat mit »Get Sick and Let Me Watch You Die«

Als Noiserock-Fan ist man in den 1990er-Jahren nicht an Kultlabels wie Amphetamine Reptile, Man’s Ruin, Touch & Go oder Reptilian Records vorbeigekommen. Letztgenanntes veröffentlicht nun »Get Sick and Let Me Watch You Die«, das zweite Album des Wiener Trios Desolat.

© Payarazzi

Das zweite Album des Wiener Noiserock-Trios Desolat erscheint nun also beim legendären US-Label Reptilian Records, das in seiner (über 30-jährigen) Geschichte schon Bands wie Buzzov*en, Pg. 99, Negative Approach, Electric Frankenstein, UXO, Mastodon oder Pig Destroyer veröffentlicht hat. Der »Deal« ist noch dazu auf die heutzutage unwahrscheinlichste Art und Weise zustande gekommen: Sänger/Gitarrist Alfred Wihalm hat – wie bei all seinen Bandprojekten in den letzten drei Jahrzehnten – die fertigen Aufnahmen an Labels geschickt, zu denen die Band seiner Meinung nach passen könnte. Und zum ersten Mal kam darauf von Reptilian Records eine positive Antwort.

More Noise and Less Death Metal

Wenn man sich die acht Songs auf »Get Sick and Let Me Watch You Die« anhört, dann kann man die positive Rückmeldung des Labels sofort nachvollziehen. Im Gegensatz zum noch etwas roheren Sludge- / Death-Metal-versetzten Noiserock der ersten beiden EPs sowie des letzten Albums (»Elegance Is an Attitude … to Shit On«), ist das Trio nun bei einem Sound gelandet, der sich zwischen Unsane, Helmet, Jesus Lizard und früheren Sonic Youth bewegt. Das sind jetzt große Referenzen, aber Desolat können diesen auf »Get Sick and Let Me Watch You Die« durchaus gerecht werden. Um es in anderen Worten zu sagen: Das Album ist großartig geworden.

Das liegt aber auch daran, dass das Trio nicht bloß den Sound der späten 80er- bzw. der frühen 90er-Jahre kopiert, sondern einerseits nicht auf seine Roots im DIY-Hardcore-Punk vergisst (ein paar Neocrust-Einflüsse à la Tragedy sind den Songs noch immer anzuhören) und andererseits Produktionserfahrungen aus seinen anderen aktuellen Bandprojekten (u. a. Phal:Angst) einfließen lässt. So werden zum Beispiel Samples oder Saxofonpassagen (»Great White Northern Shitlicker«) nahtlos in die Songstrukturen integriert und fügen sich so in ein stimmiges Ganzes.

Desolat ist ein sehr reifes Album gelungen, das – mit dem bekannten US-Label im Rücken – hoffentlich die Hörer*innenzahl bekommt, die es sich verdient hat.

Desolat »Get Sick and Let Me Watch You Die«

Das Album »Get Sick and Let Me Watch You Die« von Desolat erscheint am 14. Juni 2024 bei Reptilian Records. Live-Termine: 20. Juni, Wien, EKH — 28. Juni, Bregenz, Between.

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