Hipsterism Vienna hat dem Hipster ein komplettes Magazin gewidmet. Dabei macht das nicht einmal mehr das Vice. Immerhin ist das Phänomen tot. Warum die Hipster-Kultisten vielleicht doch einen schlechteren Ruf haben als sie es verdienen, und wie sie in zwielichtigen Nischen weiterleben und Projekte aushecken, das beantwortet Macherin Caroline Plank-Bachselten im Interview.
Vom n+1 über das NY Mag bis zu The Gap hat im letzten Jahr so ziemlich jeder den Hipster für tot erklärt. Wie kommst du auf die Idee gerade jetzt ein Hipsterism-Magazin unter die Leute zu bringen?
Im Prinzip glaube ich, dass es schon immer Hipster gab und es sie auch immer geben wird. Aber meine eigentliche Motivation für dieses Buch war, mein Studium mit einer Arbeit zu beenden, die in Wirklichkeit eher sinnlos ist. Da bot sich der Hipster nunmal an.
Dein Name steht unter Layout/Konzept/Text/Fotografie. Bei der professionellen Aufmachung ist das schwer vorstellbar. Waren noch andere Leute beteiligt?
Wie schon vorhin erwähnt, enstand das Buch im Zuge meiner praktischen Bachelorarbeit im Bereich Grafik Design. Zwar wäre es nicht notwendig gewesen mich auch als Fotografin oder Texterin zu versuchen. Doch wollte ich mich voll und ganz austoben und hätte ich diese Dinge nicht selbst gemacht, wäre wahrscheinlich die Authenzität des Buches verloren gegangen. Die Fotografien habe ich übrigens alle in Hipstermanier mit meiner kleinen analogen Leica Kompaktcamera aufgenommen.
Schlimme Hipster sind ja immer nur die anderen – Pinterestest du dir mit dem Namen absichtlich etwas an die Brust, was andere auch gern mal als Schimpfwort verwenden?
Je länger ich mich mit dem Hipster beschäftigt habe desto mehr wuchs meine Symphatie zu ihm. Ich glaube ich ging in dieses Projekt sehr neutral gegenüber den Hipster, musste dann relativ früh bemerken nicht vollkommen unbeeinflusst davon zu sein und begann mich nach und nach mehr mit ihm anzufreunden. Oft wird übersehen, dass es sich bei der negativen Nachrede hauptsächlich um Hipster-Mitläufer handelt, denn die Ideale der Vorläufer dieser „Subkultur“ und ihr Wunsch nach Individualität ist eigentlich etwas Schönes. Außerdem halte ich von schimpfen sowieso nichts.
Wie hast du die Befragten ausgewählt? Eher Profession – Vice, Prasselbande, Tingel Tangel etc – oder waren es eh persönliche Bekannte?
Dem Hipster wird sein Produzentenpart ja oft abgesprochen und er wird nur als Konsument wahrgenommen, daher war es mir bei der Auswahl meiner Interviewpartner wichtig Leute mit kreativen Output zu befragen, die der Szene nahe stehen. Ich habe das Glück die meisten meiner Interviewpartner als Freunde bezeichnen zu dürfen und war postivst überrascht wie bereitwillig mir alle entgegen kamen. Aber auch von den Entwicklungen der Interviews war ich überrascht, jeder einzelne versuchte sich ernsthaft mit mir und den Hipsters auseinander zusetzten und ich glaube, dass diese gesammelten Meinungen im Buch ein gutes Istbild des Wiener Hipsters wiederspiegelt.
Der Hipster gilt als Phänomen der Nullerjahre. Gibt es ihn in Wien – der Stadt, wo bekanntlich auch die Welt später untergeht – noch?
In den Nullerjahren hatte der Hipster definitiv nicht diesen Nährboden wie heute. Ich glaube die Szene lebt bei uns erst so richtig auf und belebt die Stadt. Die Szene ist nicht wie es scheint an modischen Codes festzumachen, die sind in Wien eher steif, sondern viel mehr als ein Umdenken der Mentalität zu erkennen. Die jungen Hipsters sind offen für Veränderung und arbeiten daran aktiv mit auch wenn sie sich noch nicht überall und ernstzunehmend etabliert haben, sind sie in der Stadt spürbar.
Soll das Hipsterism Vienna eine einmalige Sache bleiben?
Leider ja.
Verfolgst du damit langfristig kommerzielle Interessen? Wenn ja: Mit welchem Geschäftsmodell? Mit Hipstern ist bekanntlich kein Geld zu machen, die haben ADS und sind dauernd pleite.
Leider nein.
Stand 1. Juli 2012: Nenne 3 ultimative Hipstermarken, 3 Hipsterbücher und 3 Hipsterbands?
Diese Hierachien sind sehr schwer. Da das Hipsterinteressensfeld unglaublich breitgefächert ist. Spontan würde ich sagen:
Marken: American Apparel, Limitees, Cheap Monday oder Wood Wood
Bücher: Der kleine Prinz, Hipster – Eine transatlantische Diskussion und natürlich Hipsterism Vienna
Bands?! – Ich würde sagen Cro ist ein Hipster, auf Sea and Air bin ich letztens gestoßen die halte ich auch für Hipsters und vielleicht ist die Musik von Death in Vegas auch Hipstermusik.
Was kommt nach dem Hipster? Und werden die alt gewordenen Hipster auch das wieder in schillernden white trash verwandeln?
Ha, das war auch immer meine Abschlussfrage der Interviews und jetzt auf der anderen Seite muss auch ich sagen: Ich weiß es nicht. Ich würde mir wünschen, dass sich die Suche nach dem eigenen Ich individueller gestaltet und vorallem dass der Hipster-Hate bald wieder aus der Mode kommt.
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