Nazars Video zu „An manchen Tagen“ läutet etwas ein, von dem man bisher gar nicht wusste, dass deutschsprachiger Rap es gut gebrauchen kann: seine Gaga-isierung.
Star wird, wer sich als Star gibt. Das wussten schon Lady Gaga und viele andere Film- und Popstars vor ihr. Auch Nazar weiß sich zu präsentieren. Seine Videoclips (von seinem eigenen Studio „Nazar Films“ produziert) werden durchgehend aufwendiger, raffinierter und können sich jedenfalls optisch, mittlerweile mit Videos der amerikanischen MTV-Popcharts messen.
Im neuen Video zu „An manchen Tagen“ scheint die Anlehnung an die Videoästhetik von Lady Gaga offensichtlich. Von aufwendig ausgeleuchteten, dekadent möblierten Luxuswohnzimmern bis hin zur fantasievollen, dauernd wechselnden, modischen Ausstattung der Protagonisten, erinnert hier so einiges an die amerikanische Ikone, die seit 2008 die Popwelt unsicher macht. Dazwischen tummelt sich bedeutungsschwangere Symbolik in Form von Werken der klassischen, wie modernen Kunst, sowie mehreren, ebenfalls bereits häufig als Stilmittel erprobten, Krabbel- und Kriechtieren. Auch an grafischen Effekten wird nicht gespart, die in der Pop-Video-Branche ja ihren verdienten Platz hat. Verdoppelungs- und Spiegelungsanimationen ziehen sich wie eine sanfte Prise der Reizüberflutung durch das gesamte Video. Das Wiener Model Martina Dimitrova an Nazars Seite stört beim Genuss des Clips natürlich auch nicht.
Während ältere Nazar-Videos eher rund um energiegeladene bis aggressive Tracks wie „Abrakadabra“ und „Narkose“ gedreht wurden, hat man sich mit „An manchen Tagen“ einen langsameren Track zum Thema Beziehungsstress ausgesucht. Was Nazar hier tut, hat auch international gar nicht einmal sonderlich viele Vorbilder, wenn man einmal von den Kurzfilmen absieht, die Kanye West rund um sein letztes Album drehte (das 30-minütige "Runaway" und das 11-minütige "We Were Once A Fairytale" von Spike Jonze). Er bringt aufwendiges Setdesign, High Fashion, artsy Accessoires und seinen harten Reimfluss in einem einzigen Video sinnvoll zusammen. Im deutschen Sprachraum betritt er damit Neuland. Fast 300.000 Klicks in vier Tagen dafür ist nicht nur respektabel, es ist eigentlich bahnbrechend.
Während also vor drei Jahren in "Meine Stadt" noch ein Schlägertrupp um die Linse tänzelte, ist Nazar nun offenbar bereit seine Bandbreite zu erweitern. Seit damals hat er das nicht nur mit dem Film "Schwarzkopf" (Regie: Arman Riahi) getan, sondern auch mit einem Album (das The Gap vor einem Jahr eine – mit der Atzgerei geteilte und von ihr illustrierte – Coverstory wert war). 2013 hat Nazar dann erstmals einen Amadeus Award gewonnen.
„Fakker Lifestyle“, das neue Album des Wiener Rappers Nazar, wird am 16. August 2013 erscheinen.