Homo Kreisky. Es geht um den Mensch.

Unglaubliche drei Jahre liegt "Trouble" bereits zurück. Viel wurde gespielt, geschrieben auch. Kreisky haben den Grant salonfähig gemacht. Im traditionsreichen Café Jelinek geben Franz Adrian Wenzl und Gregor Tischberger Interviews zum vermeintlichen Stilbruch der sich da "Blick auf die Alpen" nennt. Zuerst Tschik, dann Kaffee. Und jetzt das Plauscherl.

Wie schafft ihr es, im Songwriting-Prozess originell zu bleiben?

Gregor: Das ist ein sehr intuitiver Prozess. Jeder für sich klopft das Geschriebene auf Wertigkeit, Haltbarkeit ab. Das ist dann dieser unbewusste kollektive Prozess, wo die individuellen Filter zum Tragen kommen.

Franz: Wir haben ja das Glück, das keiner aus der Musikschule kommt, sondern sich jeder sein Instrument selbst gelernt hat. Auch mit Fehlern und persönlichem Geschmack. So klingen wir dennoch immer anders. Egal, ob wir jetzt Country oder Pop machen.

Aufgenommen habt ihr "Blick auf die Alpen" im Konzerthaus Wien. Wieso gerade dort?

Gregor: Weil’s ein super Raum ist. Einerseits ein großer Raum, andererseits ein sehr nüchterner Arbeitsraum. Das entspricht auch unserer Arbeitsweise. Wir räumen unseren Proberaum nicht gemütlich ein. Für uns ist der Proberaum ein Arbeitsraum. Wir wollten diesen großen Raum des Konzerthauses haben, um mit ihm arbeiten zu können. Wir wollten den Sound auf die Platte bringen, den ein großer Raum macht, den man in einem Standard-Studio nicht bekommt. Es war interessant zu sehen, ob wir den Raum mit unserer Musik überhaupt füllen können.

In Sachen Sound ist das ja ein großer Unterschied zu "Trouble". Habt ihr euch deswegen für das Konzerthaus Wien entschieden?

Gregor: Genau. Denn wir haben ein Erweckungserlebnis gehabt. An ein paar freien Tagen haben wir in einer Volksschule in Judenburg geprobt. Das Gebäude war ein riesiger, massiver Bau aus den 60er Jahren mit großen und hohen Räumen. Da hatten wir beim Songschreiben bereits das Gefühl dafür, wie schön sich der Sound in diesem Raum ausbreitet. Das genaue Gegenteil zu Trouble also, wo alles sehr trocken klang.

Franz: Von da an haben wir den Raum auch im Songwriting mitgedacht.

Eure Musik grantelt immer so schön, dass es mir nach dem Hören immer besser geht. Soll eure Musik therapeutisch wirken?

Franz: Unsere Musik hat etwas sehr Befreiendes. Musik per se, denn wir sind ja Schamanen. Wenn man so laute Musik macht, und Frustration rauslässt, ist das immer sehr gut. Auf der anderen Seite sind wir aber nie ganz ernst. Wenn da gegrantelt wird, schwingt auch immer Leichtigkeit mit. Wäre wirklich alles bitterböse und dazu noch so laut, ich glaube, dann würde man noch tiefer in die Wut reinkippen. Wir können da schon immer gut loslassen.

Kommt die Energie dann immer auf Befehl? Wenn ihr auf Tour seid, es ist kalt, das Essen war nicht gut …

Franz: … Dann verliert’s aber die Leichtigkeit. Solche Konzerte gab’s schon, wo ich wirklich vor Hass gestrotzt habe. Die sind dann nie so schön. Da lässt man sich fast zu viel in die Musik fallen und im Raum hängt eine schwarze Wolke.

Gregor: Da geht’s mir dann leichter. Ich schau‘ dem Franz zu, wie er seinen Hass verarbeitet und fühle mich im Endeffekt gereinigter als er.

Franz: Mir ist das dann eher peinlich.

Gregor: Das verbindende Element in der Band ist auf jeden Fall aber nicht der Grant, sondern der Humor.

Es geht bei euch viel um den Mensch, um die Gesellschaft. Gesellschaft ist ja immer auch mit Politik verbunden. Wäre das für euch auch ein Thema?

Franz: Nein, für mich geht’s in erster Linie darum, einen guten Song zu schreiben.

Gregor: Unsere Musik soll ja auch eine Haltbarkeit haben. Es gibt nichts Langweiligeres, als sich politisches Kabarett von vor fünf Jahren anzuhören.

Franz: Wobei ich mir auch vorstellen könnte, einmal etwas ganz Konkretes zu machen. Also etwas total zeitgebundenes, ein Lied das dann auch bewusst altert. Da könnte ich mir aber vielmehr vorstellen, ein mediales, öffentliches Thema zu behandeln. Einen Fall wie Natascha Kampusch zum Beispiel. Tatsächlich ist die Psychologie des Menschen für uns aber viel interessanter. In der Hinsicht wären Liebeslieder für uns eigentlich ein Thema. Wenn mir da mal wieder etwas einfallen sollte …

Egal was euch einfällt, wir freuen uns darauf.

"Blick auf die Alpen" erscheint am 21.3.2014 via Wohnzimmer Records. Den einen oder anderen Song gibt’s dann im Live-Korsett auf Augen und Ohren:

15.03.14 ARGEkultur (Basics Medienkunst-Festival), Salzburg

27.03.14 Weekender Club, Innsbruck

29.03.14 Kino Ebensee

03.04.14 Kino im Kesselhaus, Krems

04.04.14 Cselley Mühle, Oslip

05.04.14 Posthof, Linz

12.04.14 Willage-Festival, Wiesensfeld

24.04.14 Arena, Wien

25.04.14 Röda, Steyr

Bild(er) © Ingo Pertramer
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