Ich bin ein Spitzentyp, von denen es Gott sein Dank nicht mehr geben sollte!

Als ich unlängst aufwachte, hatte ich gerade die merkwürdige Traumeingabe, mit dem längsten Kolumnentitel aller Zeiten einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde zu schaffen, allein mir schien, nachdem die anstrengende Nacht aus meinen Knochen gebeutelt war, das Unterfangen ein recht Altbackenes zu sein, weswegen ich mich nun auch entschließe, dieses Überschrift- respektive Headline-Vorhaben zu verwerfen […]

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Als ich unlängst aufwachte, hatte ich gerade die merkwürdige Traumeingabe, mit dem längsten Kolumnentitel aller Zeiten einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde zu schaffen, allein mir schien, nachdem die anstrengende Nacht aus meinen Knochen gebeutelt war, das Unterfangen ein recht Altbackenes zu sein, weswegen ich mich nun auch entschließe, dieses Überschrift- respektive Headline-Vorhaben zu verwerfen und stattdessen einfach eine mordsmäßige Einleitung fabriziere, die, wie man bereits jetzt feststellen kann, ja auch schon über mehrere Zeilen geht und sinnlos angeschwollen und prall und bedeutungsschwanger und saftig da liegt wie eine willige Morgenerektion am Abdomen und dringendst ihrem Ende näher gebracht werden muss, wobei ich nicht darauf hinzuweisen vergessen möchte, dass die hier dargebrachte Gliedsatzorgie in ein Interview mit mir selbst übergehen wird, allerdings einem, das lediglich aus knackigen Antworten besteht und ohne Fragen auskommen soll, denn, so beobachtete ich, das macht man vor allem im angloamerikanischen Magazinen sehr gerne, um die Eitelkeiten des Fragestellers, der gemeinhin auch als Interviewer bezeichnet werden darf, außen vor zu lassen, was in diesem Fall, also einem Interview mit mir selbst, besonders ratsam ist, da davon auszugehen ist, dass die Antworten ohnehin nur so von Eitelkeit strotzen werden.

»Immer, wenn ich besonders stolz auf einen meiner Einfälle bin, ärgere ich mich kurz darauf umso heftiger, weil irgendein kleines Detail übersehen worden ist. Eine Deadline zum Beispiel. Letztens fiel mir mein Postkastenschlüssel, den ich aus abergläubischen Gründen nicht am Schlüsselbund draufhänge, bei einem Spaziergang in einen Spalt. Mit der Hand kam ich nicht ran. Ein Magnet musste also her. Ich erinnerte mich daran, dass der Lautsprecher meines Aufnahmegeräts ein schönes Elektromagnetfeld abgibt, das etwas stärker wird, wenn das Gerät eingeschaltet ist. Mit den Kopfhörerkabeln, die sich in meinem leichten Gepäck befanden, machte ich einen ordentlichen Knoten und versuchte den Schlüssel raus zu angeln. Beim dritten Versuch war es dann so weit. Aufnahmegerät, Kopfhörer und Schlüssel lagen im Spalt.«

»Nein, darüber will ich jetzt wirklich nicht sprechen. Aber, dass der Postkastenschlüssel nicht am Schlüsselbund drauf ist, hat damit zu tun, dass ich auch freitags nicht zum Friseur gehe.«

»Ich verpasse mir regelmäßig mehrere Tage andauernde Internetpausen, insbesondere, wenn mir etwas sehr Verstörendes unterkommt. Zuletzt etwa, als ich durch Zufall auf ein sehr freizügiges Bild einer Cousine zweiten Grades stieß, die im Bikini am Sandstrand mit ihrem Freund posierte. Ich erkannte an ihr die Brüste meiner Mutter. Vererbung ist schon auch komisch manchmal. Danke, Darwin!«

„»Ja, ich war eine schwere Geburt, heißt es. In Steißlage durch den Geburtskanal gepresst, weil man vor 30 Jahren mit Kaiserschnitten noch nicht so freizügig umging. Vielleicht rührt daher mein Drang, überall reinkriechen zu wollen und meine Nase in Dinge zu stecken, die mich eigentlich nichts angehen. Beim Muschischlecken kann das ein Vorteil sein.«

»Nein, das müssen andere beurteilen. Aber – ganz selbstkritisch und offen gesagt – ich bin eher mehr begeistert dabei, als besonders gut darin.«

»Meine letzte handfeste Auseinandersetzung hatte ich am Kinderspielplatz mit einem älteren Jungvater. Ich teilte seine Meinung nicht, dass Kinder so wundervolle Lehrer fürs eigene Leben sind. Würden Sie einen Lehrer ernst nehmen, der wie eine läufige Hündin aus den 90er Jahren heißt? Sehr wütend zog er von dannen, mit seiner vierjährigen Lara-Dusty-Summer.«

„Ich glaube nicht, dass ich Mädchen zeugen kann. Aber falls doch, ich würde eine Tochter dann nach einer Anti-Baby-Pille nennen. Cilest, Leios, Miranova oder Pink Luna klingt doch schön, oder?“

„Es ist sehr lustig als Indiana Jones verkleidet in einen SM-Shop zu gehen und eine Peitsche zu kaufen. Deswegen ist das auch immer ein Wetteinsatz von mir. Dreimal hab ich das bereits machen müssen, aber auch zwei Freundinnen und drei Freunde so schon zum Peitschenkauf geschickt. Einmal glaubte eine Verkäuferin ich wäre der einzige Teilnehmer eines Flashmobs und erniedrigte mich deswegen sehr.“

„Als Dr. Sommer vor wenigen Wochen verstarb, war ich zwar traurig, da das Leben aber weiter geht, freute ich mich sehr für Gerti Senger, die jetzt in meinem Koordinatensystem die beste Sexratgeberin deutscher Zunge ist. Bitte, wer sagt sonst so wunderschöne Sachen, wie ‚Der Penis ist die Antenne des Herzens’? Ich hoffe Gerti wird 120.“

„Nein, das glaub ich nicht. Aber, ich kann mir vorstellen, dass zum Beispiel Erwin Wurm innerlich jubilierte als Franz West starb und nun im Bewusstsein lebt, Österreichs international erfolgreichster Künstler zu sein. Thomas Bernhard soll ja vor Freude getanzt haben, als Doderer das Zeitliche segnete.“

„Ich möchte nicht wissen, wer tanzt, wenn ich sterbe, aber ich habe ein paar unter Verdacht.“

„Fettnäpfchen? Immer wieder gerne. Ich habe unlängst auf einem Medienevent aus Versehen sehr laut gefragt, ob dieses sprechende Dingsbums auf der Bühne, der in der Einladung angekündigte Burlesque-Transvestit ist. Nein, das ist Doris Golpashin, hieß es.“

„Plan B, C oder D zu haben, ist nie verkehrt. Wichtig ist, dass auch die ausgeklügelt sind. Zum Beispiel wollte ich einmal den längsten Kolumnentitel aller Zeiten machen. Das ging schief. Ich entschied mich dann für einen relativ kurzen, nihilistischen Titel, der dafür aber am Textende steht. Denn:

“Ich bin ein Spitzentyp, von denen es Gott sein Dank nicht mehr geben sollte!“

Bild(er) © Jakob Kirchmayr
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