Mit Blur und den Gorillaz spielte sich Damon Albarn an die Spitze der Charts, mit Weltmusik und Opern überzeugte er auch die skeptischsten Kritiker. Nun veröffentlicht der 46-Jährige „Everyday Robots“, sein erstes Soloalbum. Ein Gespräch über die Orte seiner Kindheit, Liebeslieder und bohrenden Ehrgeiz.
Es gibt auch einige Liebeslieder auf der Platte. Widmest du diese deiner Langzeitfreundin, der Künstlerin Suzi Winstanley?
Klar! Wie bei jeder ernsthaften und beständigen Liebesaffäre hat unsere Beziehung über die Jahre große Freude, Optimismus, aber auch Schmerz und Bedauern mit sich gebracht. Das alles ist in den Songs zu finden. Auch wenn das Thema Liebe immer ein Schwieriges ist – man begibt sich damit automatisch in die Schusslinie, weil man sich mehr offenbart.
Ist es richtig, dass du deine Liebe zu Afrika durch deine Freundin entdeckt hast?
Das stimmt. Sie und ihr Partner Olly sind für ihre Kunst oft nach Afrika gereist. Was die beiden machen, ist schwer zu erklären, weil es Kunst ist, die aus dem Moment heraus entsteht – zum Beispiel auf einer Safari. Sie sehen ein wildes Tier, haben nur anderthalb Minuten Zeit, um es in seiner natürlichen Umgebung zu porträtieren. Dann ist es meist schon wieder im nächsten Busch verschwunden.
Und du hast sie dorthin begleitet?
Ja, als unsere Tochter noch klein war, waren wir häufig auf solchen Reisen. Es war großartig. Denn unsere Tochter war damals noch zu jung, um ihre eigene Meinung zu haben. Nun ist sie 14 und besucht lieber das Westfield Shopping Centre als mit uns auf Safari zu gehen …
Deine Entwicklung ist beeindruckend. Erst warst du Brit-Pop-Posterboy und nun bist du der von den Kritikern gefeierte Allround-Musiker.
Das ist ein gutes Gefühl. Es ist doch schön, gemocht zu werden. Aber vielleicht war das ja alles nur ein Unfall.
Bist du so clever, wie die Leute annehmen?
(lacht laut) Definitiv nicht! Ich bin total überbewertet. Ich habe bei allem, was ich tue, das Gefühl: Herrje, ich könnte es so viel besser machen. Und das macht es ziemlich spannend. Denn es bedeutet, dass ich immer nach etwas Besserem strebe.
Was für Ambitionen hast du denn noch?
Ich will irgendwann eine wirklich großartige Oper schreiben. Das ist der bohrende Ehrgeiz, den ich habe.
Fandest du deine bisherigen zwei Opern so schlecht?
„Monkey: Journey To The West“ war ja nicht mal eine Oper … Das war ein nettes, farbenfrohes Theaterstück. Es war mein erster Versuch, so was zu machen. Und derzeit bin ich bei meinem dritten.
Die Gallagher-Brüder sind in ihrem Genre steckengeblieben, während du ständig Neues ausprobiert hast. Empfindest du Stolz, wenn du zu den beiden rüberschaust?
Nein, ich sehe das anders. Noel ist ein sehr witziger, wacher Typ, ich respektiere ihn wirklich. Was seine Musik betrifft, ist er eher ein Folkmusiker. Seine Songs sind sehr zugänglich und direkt. Meine wiederum ein bisschen düsterer und kosmopolitischer. Aber ich denke nicht, dass das eine besser ist als das andere. Musik bedeutet viele verschiedene Dinge für viele verschiedene Leute. Es gibt Menschen, die sich mein Zeug anhören und sagen: „Kapiere ich nicht, brauche ich nicht.“ Sie bedeutet ihnen nichts. Aber diese Leute lieben Noels Musik. Da willst du denen erzählen, dass sie falsch liegen? Tun sie nicht. Das ist ihr Erleben mit seiner Musik. Und das ist es doch, was Songwriter immer wieder versuchen: einen magischen Moment zu kreieren, eine Verbindung zwischen Sender und Empfänger.
„Everyday Robots“ von Damon Albarn erscheint am 25. April bei Parlophone Records im Vertrieb von Warner Music.