Diverses Programm und viel Liebe da am Electronic Beats. Caribou, Jessy Lanza, London Grammar und Omar Souleyman waren in der Stadt. Armin Rudelstorfer hat das Event fotografisch begleitet und ein paar Worte aus der Redaktion liegen auch bei.
Electronic Beats Caribou by Armin Rudelstorfer-01
Electronic Beats Caribou by Armin Rudelstorfer-02
Electronic Beats Caribou by Armin Rudelstorfer-03
Electronic Beats Caribou by Armin Rudelstorfer-04
Electronic Beats Caribou by Armin Rudelstorfer-05
Electronic Beats Caribou by Armin Rudelstorfer-06
Electronic Beats Caribou by Armin Rudelstorfer-07
Electronic Beats Caribou by Armin Rudelstorfer-08
Electronic Beats Caribou by Armin Rudelstorfer-09
Electronic Beats Caribou by Armin Rudelstorfer-10
Electronic Beats Caribou by Armin Rudelstorfer-11
Electronic Beats London Grammar by Armin Rudelstorfer-01
Electronic Beats London Grammar by Armin Rudelstorfer-02
Electronic Beats London Grammar by Armin Rudelstorfer-03
Electronic Beats London Grammar by Armin Rudelstorfer-04
Electronic Beats London Grammar by Armin Rudelstorfer-05
Electronic Beats London Grammar by Armin Rudelstorfer-06
Electronic Beats London Grammar by Armin Rudelstorfer-07
Electronic Beats London Grammar by Armin Rudelstorfer-08
Electronic Beats London Grammar by Armin Rudelstorfer-09
Electronic Beats Omar Souleyman by Armin Rudelstorfer-01
Electronic Beats Omar Souleyman by Armin Rudelstorfer-02
Große Vorfreude, traurige Gesichter
Electronic Beats ist diese Telefon-Veranstaltung, wo Menschen in einer Schlange um ein Stoffsackerl stehen und ein kleiner Spritzer 3,10 kostet. Trotzdem pilgerte ganz Wien und mehr am Samstag ins Museumsquartier und das hat auch gute Gründe: Jessy Lanza, Omar Souleyman, London Grammar und Caribou um lächerliche 20 Euro sehen zu können, passiert nicht alle Tage – das wussten vor allem die, die noch kurz vor Konzertbeginn mit selbstgemalten "Suche-Karte"-Schildern und traurigen Gesichtern vor der Halle E standen und ahnten, dass sie etwas Gutes verpassen werden.
Drinnen fiel dann zuerst mal eine etwas zu große Ansammlung von Menschen in Warnwesten auf, die professionell freundlich jedes Täschchen abtastete – alles sehr gut geplant, nichts dem Zufall überlassen – vermutlich ereilte die Organisatoren schon ein halber Herzinfarkt als Jessy Lanza mit ihrem Set etwas später begann. Den Besuchern war das ziemlich egal – noch eine rauchen halt.
Lanza
Als Frau Lanza dann die Bühne betrat, hatten sich sowieso noch nicht die Massen eingefunden um ihr zu huldigen, wie sie es verdient hätte. Ist völlig wurscht, ob du auf Hyperdub ein ziemlich hochgelobtes Album veröffentlicht hast – um 21.30 interessiert das hier keinen, da wird noch vorgeglüht (sic!). Wer aber da war, erkannte, dass Lanza ein ausgezeichnetes Set spielte, mindestens das zweitbeste des Abends. Die Stimmung war noch etwas verhalten, aber gut.
Omar, Omar!
Rauchpause. Zeit für den Omar Souleyman-Fanblock, sich zentral vor der Bühne zu positionieren. Souleyman kam dann, ging auf und ab, klatschte und irgendwie war das alles – besonders zwischen der puristischen Lanza und London Grammar – mehr als surreal. Vom Hardcore-Fan, der "Omar, Omar" skandierte, über den Kieran Hebden-Affinen bis zu Leuten, die sich darüber lustig machten, war alles dabei. Souleyman, der immer freundlich grinste verschwand so schnell wieder wie er kam und mit ihm fuhr der Partyzug vorerst ab. Eine Rauchpause, um diesen deus ex machina, der zwar strenggenommen kein großartiges Konzert spielte, aber trotzdem zu begeistern vermochte, zu verarbeiten. Drinnen wurde das Kontrastprogramm vorbereitet.
Hey now
Die Halle E war dann schon ziemlich voll, als London Grammar die Bühne betraten – mit Streichern und allem. Der Souleyman-Fanblock wurde nahtlos durch schmusende Pärchen und verträumte Blicke ersetzt. Wer nicht schmuste, motzte: alles so glatt, alles so kühl, überhaupt nicht mehr intim.
Wer aber ein Problem damit hat, dass sich geliebte Musiker professionalisieren, sollte eben lieber in eine Zeitmaschine als in ein Konzert investieren. Manche fragten sich aber nicht ganz zu unrecht, warum London Grammar eigentlich am Electronic Beats spielen. Dennoch: am Konzert selbst war überhaupt nichts auszusetzen und um sich das einzugestehen, muss man London Grammar noch nicht einmal mögen.
Soundsekte Caribou
Dann Caribou. Halle voll. Sie kamen ganz in weiß, begannen zu spielen und nach spätestens 10 Minuten war klar: würde der gutgelaunte und sympathische Daniel Snaith nun eine Art Sound-Scientology ausrufen, er hätte sofort die ganze Zuhörerschaft als Jünger gewonnen. In der Wiederholung liegt die Religion. Live ist der lange Aufbau der Songs noch viel mehr, was man "der Weg ist das Ziel" nennen muss – man hört erst jetzt die ganzen Details, die sich da im Ohr zu einer großen Liebe zusammenfügen. Mit anderen Worten: es war sehr gut, vetonte Erlösung.
Helden
Das beste des ganzen Abends war aber eindeutig der Sound. Wer auch immer dafür verantwortlich war, dass das so klang, wie es klang, dem gehört dringend ein Preis verliehen. Aus jedem Act wurde das Maximum herausgeholt, da war nichts zu laut, da war jede Nuance hörbar und alles perfekt gemischt.
Ein perfekteres Zusammenpassen der Acts hätten sich manche vielleicht gewünscht – trotzdem sieht man selten ein so diverses Publikum im Laufe eines Abends eine Veranstaltungshalle betreten. Und ja, zum Glück gibt es ja auch Leute, die mit jedem Act etwas anfangen konnten und damit mehr als auf ihre Kosten kamen. Wenn sie sich ein bisschen angestellt haben, haben sie ein Stoffsackerl sogar auch noch bekommen.
Wir freuen uns bereits auf’s nächste Electronic Beats. Die Autorin @oidaamira hat übrigens keine Stofftasche bekommen und nimmt Angebote über Twitter entgegen.