Im 21er Haus kann man selbst Teil einer Kunstperformance werden. Alles was man dafür braucht ist Badezeug, ein bisschen Verschwiegenheit und den Willen sich über diese Welt zu wundern.
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Der Eingang zum "Weltwunder" ist wieder offen. Es ist in den Boden des Skulpturengarten des 21er Hauses eingelassen und schimmert bläulich. Der Name des österreichischen Künstlerkollektivs das heute, am 5. August, den Einlass zur Ansicht des Wunders dieser Welt gewährte – "Gelatin" – ist Programm. Wie eine gelierte Masse empfängt dieses Loch jeden, der sich traut, sich darauf einzulassen. Drei Meter tief tauchen muss man dafür, um dann am Ende des Tunnels nicht nur Licht, sondern das Weltwunder selbst zu erblicken. Was das ist, darf nicht verraten werden. Was passiert, wenn man es doch tut, weiß man nicht – es versteht sich als Ehrenkodex all jener, die abtauchen.
Wunder dich nicht
Es geht darum, selbst Teil der Performance zu werden und gleichzeitig Teil einer kleinen Gemeinde derer, die dieses Geheimnis verlässlich hüten. Und natürlich geht es darum nass zu werden und selbst im Badeanzug in einer Ausstellungshalle zu stehen. Kunst ist, was man selbst daraus macht – diesem Prinzip folgt Gelatins "Weltwunder", das erstmals im Jahr 2000 auf der Expo in Hannover seine Besucher verschlungen hat, ganz konsequent. Es weckt geheime Sehnsüchte nach dem seltsam Unergründlichen unter dem Grund des 21er Hauses, spielt geschickt mit Erwartungshaltungen und treibt die Besucher nicht nur irgendwann wieder an die Oberfläche der Realität zurück, sondern auch an die Grenzen ihrer Ängste.
"Besser als Fernsehen"
Die Panik steht vor dem performativen Tauchgang vielen ins Gesicht geschrieben. Wenn das Loch seine Besucher wieder entlässt, sehen sie irgendwie geläutert aus. Einer ruft "das ist besser als Fernsehen" und blickt wild und verwegen um sich, die Mundwinkeln eines blonden Mädchens wirken wie hochgetackert. Die Katharsis lohnt sich scheinbar – und zur besseren Verarbeitung des Gesehenen gibt es nachher Eis und Gin für jeden. Manche wollen gar nicht mehr zurück auf den Boden der Realität – verständlich, Alice hat sich, erstmal durch das Hasenloch gefallen, auch ganz wohl gefühlt in ihrem Wunderland. Gelatins große Affinität für Löcher, kommt auch in ihren anderen Arbeiten sehr eindringlich zum Ausdruck, wie man hier sehen kann.
Schnellentschlossenen, die am heutigen Tag noch ein Wunder gut gebrauchen können, sei angeraten heute bis 20.00 im 21er Haus vorbeizuschauen. Wer sich sein Wunder noch ein bisschen aufsparen möchte, kann auch am 26. August ab 16uhr nochmal abtauchen.