Die Quoten-Diversität wird in Film und TV nach wie vor gern auf Nebencharaktere abgewälzt, die dann aber leider oft gehaltlos geschrieben sind. Für den talentierten Briten Nathan Stewart-Jarrett könnte sich dies noch als Herausforderung erweisen.
Erstmals aufgefallen dürfte Nathan Stewart-Jarrett vielen mit seiner Performance in »Misfits«, einer der irrsten britischen Serien-Ausgeburten, sein. Auch in der stylishen Sci-Fi-Verschwörungs-Serie »Utopia« ist er Teil eines gelungenen, nach britischer Manier brav diversen Ensemble-Casts. Als schüchterner Informatiker, der noch bei seiner Mutter wohnt, verkörpert Stewart-Jarrett hier das genaue Gegenteil seiner Rolle in »Misfits«.
Sichtlich talentiert, liefert er stets solide Performances ab und schafft es vor allem, seine Charaktere glaubhaft darzustellen. Dies ist nicht zuletzt seiner Mimik sowie seiner Körperhaltung geschuldet, mit denen er nicht nur seinem jeweiligen Part, sondern auch dessen Rahmen eine beiläufige Authentizität verleiht. Während er 2012 auf der Bühne als Cosmo in »The Pitchfork Disney« zu sehen war, sind Stewart-Jarretts Rollen on screen immer etwas limitiert, sodass er nie wirklich herausragt. Auch wenn sie durchaus nicht als langweilig abgestempelt werden können, so sind die Figuren meist doch recht flach angelegt und bieten wenig Entfaltungsmöglichkeiten. Selbst im großteils improvisierten Indie-Film »The Comedian« scheint er nicht zur Höchstform auflaufen zu können, wenngleich er auch hier ein breites Spektrum an darstellerischen Fähigkeiten demonstriert.
Darüber hinaus besticht Stewart-Jarrett durch seinen einnehmenden Charme und seine reizende Art – ob als lässiger Womanizer oder als netter Kerl von nebenan. Er spielt außerdem gekonnt mit unterschiedlichen Dialekten, so auch in seiner Nebenrolle im namhaft besetzten Jude-Law-als-Bad-Boy-Vehikel »Dom Hemingway«. Dass für Nicht-Weiße ein Mangel an konkreten Möglichkeiten für komplexe Charaktere vorliegt, steht jedoch außer Frage. Diese werden trotz Tarantino und Obama wohl noch länger herumgeistern, auch wenn klar ist, dass junge Talente wie Nathan Stewart-Jarrett mehr Karrierechancen verdient hätten. In der Hoffnung auf vielschichtigere Rollen sollte man den 28-Jährigen auf jeden Fall im Fernsehauge behalten.
»Utopia« läuft seit Ende März erstmals im deutschen Sprachraum auf RTL Crime. "Dom Hemingway" hat noch keinen offiziellen Starttermin, kommt aber in österreichische Kinos.