Brot, Wein, Federn und Schatten – Die Kunsthalle Wien hat für 2020 einiges vor. Wir haben den Überblick über das reichliche Jahresprogramm.
Eine »20/20 vision» ist laut Cambrigde Dictionary »the ability to see perfectly, without needing to wear glasses or contact lenses«. Die Kunsthalle Wien hat für das Jahr 2020 einen glasklaren Plan: Das neue Jahrzehnt begrüßt das Ausstellungshaus, das heuer 28. Geburtstag feiert, mit einem (inoffiziellen) Themenschwerpunkt zu Postkolonialismus – Hegemonie im Zeichen westlicher Warenwerte, Umweltzerstörung im Neoliberalismus und multiperspektivische Gegenpositionen. Wo und wie in der Kunsthalle Wien künstlerisch dekolonialisiert wird, lest ihr im Überblick zum Jahresprogramm.
»… von Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden« // 8. März bis 8. Mai 2020
Am Weltfrauentag startet das neue künstlerische Leitungskollektiv »What, How & for Whom« (WHW) mit einer internationalen Gruppenausstellung, deren Titel sich auf ein Zitat des libanesischen Autors und Künstlers Bilal Khbeiz bezieht. Dieser schreibt im Buch »Globalization and the Manufacture of Transient Events«, dass »… wir in der dritten Welt von Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden weiterhin nur träumen können.« So widmen sich auch WHW in deren Kuration der Kunsthalle Wien dem emanzipatorischen Horizont einer entkolonialisierten Zukunft zwischen Globalem Norden und Süden.
»And if I devoted my life to one of its feathers?« // 30. Mai bis 27. September 2020
Der Kurator Miguel A. López bearbeitet den Standort Museumsquartier der Kunsthalle Wien mit indigenen Positionen zur Machtopposition in der Klimakatastrophe. Circa 35 KünstlerInnen und Kunstwerke aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten kommen in dieser Ausstellung zusammen, um Selbstbestimmung in einem sozialen und ökologischen Wandel voranzutreiben. Gemeinsam werden Alternativen zum Anthropozentrismus entwickelt. In Kooperation mit den Wiener Festwochen.
»Ana Hoffner ex-Prvulovic* und Belinda Kazeem-Kamiński« // 12. Juni bis 4. Oktober 2020
Im Sommer macht die Kunsthalle Wien Raum für die beiden queer-femisistischen Künstlerinnen Ana Hoffner ex-Prvulovic* und Belinda Kazeem-Kamiński. Unter der Prämisse einer dekolonialiserten Geschichtsschreibung rekontextualisieren sie gemeinsam historische Wissensproduktion – während Ana Hoffner ex-Prvulovic* in ihren Filmen, Installationen, Performances und Texten vor allem einen queeren Gegenentwurf zu Identitätspolitik leistet, hinterfragt Belinda Kazeem-Kamiński in ihrer Kunst unter anderem die hegemoniale Musealisierung von Black History. Die von Anne Faucheret kuratierte Ausstellung ist für beide Künstlerinnen die erste institutionelle Einzelausstellung in Wien.
»Želimir Žilnik. Shadow Citizens« // 24. Oktober 2020 bis 10. Jänner 2021
In Kooperation mit der Viennale widmet sich die Kunsthalle Wien ab Oktober den Filmen von Želimir Žilnik. Seit den 1960er Jahren bearbeitete Žilnik via seines liebsten Genres Dokumentardrama Lebensrealitäten im damaligen Jugoslawien. Durch politischen Druck, den er ab den 1970ern erfährt, wechselt er seine Spielstätte nach Deutschland, wo vor allem GastarbeiterInnen Thema seines Filmschaffens werden. Žilniks aktuellster Langfilm wurde in Wien gedreht. Egal, wo Žilnik filmt, in den Hauptrollen castet er stets die Unterdrückten, die Unterrepräsentierten, die »shadow citizens«. Kuratiert wird die Personalie von »What, How & for Whom« (WHW).
Die Kunsthalle Wien hat Ende Januar ihr Jahresprogramm bekannt gegeben. Alle Infos zu den weiteren kommenden Ausstellungen findet ihr hier. Am besten, ihr folgt Kunsthalle Wien und bleibt so auf dem Laufenden.