Janniks Jahresendlisten 2024

Alle Jahre wieder blickt unsere Redaktion auf die popkulturellen Highlights der letzten zwölf Monate zurück. Mit streng subjektivem Blick. Was Jannik Hiddeßen aus 2024 besonders in Erinnerung bleiben wird, könnt ihr hier nachlesen.

© Privat

2024 war ein gutes Jahr für Fans von deutschsprachigem Hip-Hop. Apsilon, Paula Hartmann, Trettmann, OG Keemo, die Liste an namhaften Künstler*innen , die dieses Jahr Alben veröffentlicht haben, ließe sich noch lange fortführen. Mit einigen dieser Platten habe ich heuer viel Zeit verbracht. Denn nachdem ich letztes Jahr ein bisschen im Single-Releasewahnsinn untergegangen bin, habe ich dieses Jahr wieder mehr Alben am Stück gehört. Was davon hängengeblieben ist, lest ihr in meinen Jahresendlisten.

Top 10 Hip-Hop-Songs

10. Wa22ermann »Naan & Lassi«

Was denn? Wa22er! Die Berliner Rapperin Wa22ermann hat sich in diesem Jahr wohl endgültig in der deutschsprachigen Rap-Szene etabliert. Zwei Touren, sowie Auftritte beim Splash!, Puls Open Air und anderen namhaften Festivals sprechen für sich.

Kein Wunder also, dass Wa22ermann auf ihrem Debütalbum »22:22« selbstbewusst auftritt und auch auf »Naan & Lassi« ordentlich Ansagen verteilt.

9. Little Simz »Mood Swings«

»Drop 7« von Little Simz war für mich eine der großen Überraschungen des Jahres. Schon ihre letzten beiden Alben »No Thank You« und »I Might Be Introvert« gehörten für mich zum Besten, was die englische Rapszene in den letzten Jahren zu bieten hatte.

Auf der in diesem Jahr erschienenen EP präsentiert sich Little Simz allerdings von einer ganz anderen Seite. Die Beats sind tanzbarer, die Texte weniger verkopft. Und das macht zwischendurch auch mal richtig Spaß. Der Introsong »Mood Swings« mit seinem markanten Staccato-Beat lief bei mir auf Hot Rotation.

8. Badmómzjay »BMJ«

Was wäre eine Jahresendliste ohne den Song, der sich dieses Jahr an die Spitze meines Spotify Wrapped gemogelt hat. Dort gelandet ist er vermutlich auch, weil er ein krasser Ohrwurm ist, den man tagelang vor sich hin rappen kann. Badmòmzjays herrlich arrogante Attitüde, die mehr oder weniger ernst gemeinten Punchlines und die Ohrwurm-Hook machen den Track zum perfektem Unter-der-Dusche-Mitrap-Song. Auch wenn dieses Jahr sicherlich musikalisch interessantere Songs als dieser veröffentlicht wurden, gibt es kaum einen, der mir so viel gute Laune beschert hat. Es ist B M J und das war’s!

7. Pashanim »2007 Skit (HK Beatz)«

Vielleicht liegt es an meiner Tiktok-geschädigten Aufmerksamkeitsspanne, dass mir von Pashanims Album »2000«, ausgerechnet ein Skit von einer Minute und 16 Sekunden in Erinnerung geblieben ist. Fairerweise muss man aber sagen, dass nur wenige Songs des Albums auch nur an der Drei-Minuten-Marke kratzen. Der kurze Song fängt die 2000er-Deutschrap-Nostalgie des Albums jedenfalls perfekt ein. Der Beat klingt wie die musikalische Version einer Polizeisirene, Pashanim wie ein moderner Bushido. Moderner Straßenrap, der ganz ohne unnötige diskriminierende Beleidigungen auskommt.

6. Jassin »Kinder können fies sein«

Den Künstler Jassin habe ich als Support-Act bei der diesjährigen Apsilon-Tour kennengelernt und war direkt begeistert. Ich finde es extrem beeindruckend, wie er fließend zwischen Rap und Gesang wechselt und dabei tiefgreifende Themen behandelt. Auf »Kinder können fies sein«, dem Titeltrack seiner neuen EP zeigt er das in Bestform.

5. OG Keemo & Levin Liam »Bee Gees«

Einen gemeinsamen Track von OG Keemo und Levin Liam hatte ich definitiv nicht auf meiner 2024 Bingo Card. Und doch funktioniert die Kombi erstaunlich gut, denn beide Künstler gehen hier ein Stück aufeinander zu. Levin Liam bringt Punchlines, von denen manche Rapper nur träumen können. Keemo hingegen ist ungewohnt melodisch unterwegs. Der Funkvater Beat inklusive Nina Chuba Sample macht das Ding rund. Für mich das Crossover des Jahres.

4. Apsilon & Paula Hartmann »Grau«

Diese Zusammenarbeit hingegen, war keine Überraschung, sondern nur eine Frage der Zeit. Paula Hartmann und Apsilon machen schon seit Beginn ihrer beiden Karrieren regelmäßig gemeinsame Sache, supporten sich gegenseitig bei Konzerten und auf Tourneen. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an den ersten gemeinsamen Track der beiden. Glücklicherweise wurden sie voll und ganz erfüllt. Wenn zwei Künstler*innen zusammenarbeiten, die so viel Wert auf den sprachlichen Ausdruck ihrer Musik legen, kann dabei eigentlich nur ein Song wie »Grau« entstehen.

3. Sluq, Donna Savage & Prod.Suki »Chinchilla«

Auch dieser Track lief dieses Jahr bei mir auf Repeat. Beide Rapper*innen haben ein sehr stabiles Jahr hinter sich. Sluq hat mit seiner (ebenfalls sehr guten) EP »Eine Woche« eine eigene Stimme neben den Pan-Kee-Bois gefunden. Und auch Donna Savage hat 2024 fleißig Songs veröffentlicht und Konzerte gespielt. Auf Chinchilla haben sich die beiden auf einem Beat des Wiener Produzenten Prod.Suki zusammengefunden, um Ansagen zu verteilen und den Chinchilla-Fake-Fur-Mantel zu flexen.

2. Pa Salieu – »Dece (Heavy)«

Meinen Platz 2 habe ich erst recht spät im Jahr entdeckt, aber er hat sich schnell zu einem meiner absoluten Lieblingssongs entwickelt. Auf seinem Album »Afrikan Alien« verarbeitet der britische Künstler Pa Salieu verstärkt die musikalische Einflüsse seiner gambischen Wurzeln, was seine Musik auf ein neues Level hebt. Die Mischung aus UK Rap, Amapiano, gambischen Folk und einer Vielzahl anderer Genres macht das Album unglaublich kurzweilig und zu einer großen Empfehlung meinerseits. Der Track »Dece (Heavy)« lief bei mir besonders oft, da ich mich einfach nicht daran satthöre, wie Pa Salieu über diesen Beat flowt.

1. Erick the Architect – »Ca$hmere Tear$«

Nachdem Erick the Architect 2024 bereits ein sehr gutes Album veröffentlicht hat (mehr dazu in meinen Top 5 Alben), hat er gegen Ende des Jahres noch eine Schippe draufgelegt. Und dabei den meiner Meinung nach besten Hip-Hop-Song des Jahres geschaffen. Auf »Ca$hmere Tear$« nimmt er uns mit ins New York der späten 1990er- und frühen 2000er-Jahre und erzählt davon, wie ihn die Stadt geprägt hat. Das Ganze geschieht auf einem wuchtigen Brass-Beat, der vor allem in der Live-Performance des Songs zur Geltung kommt.

Auf der nächsten Seite: Die Top 5 Alben sowie die Kategorie »Auch nicht schlecht«.

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