Punchlines – Österreichische Hip-Hop-Veröffentlichungen im April 2025

Starke Lines, knackige 808s und gefühlvolle Samples. Die besten Veröffentlichungen der österreichischen Hip-Hop-Szene, ausgewählt von Jannik Hiddeßen. Mit Yosho, Kitana, Gatafiera u. a.

© Jonas Hörbst

Yosho – »Feigling.«

Es ist knapp über ein Jahr her, da hat Yosho mit »Andere Stadt« sein erstes musikalisches Lebenszeichen gesendet. Und was für eins. Die tiefe Stimme, fließend zwischen Rap und Gesang wechselnd sowie die nachdenklichen Zeilen trafen einen Nerv und ließen den Song direkt durch die Decke gehen. Jetzt hat der Musiker vom Chiemsee, der mittlerweile in Wien wohnt, sein Debütalbum »Feigling.« veröffentlicht. Die Platte ist die logische Fortsetzung seiner ersten Releases. Auf flächigen Instrumentals rappt und singt Yosho über die Suche nach der eigenen Identität und schafft dabei immer wieder den Bogen zwischen persönlichen Erfahrungen und dem gesellschaftlichen Ganzen zu spannen. Besonders hervorzuheben ist dabei der Song »Blessing« gemeinsam mit dem Hamburger Rapper Ansu.

»Feigling« von Yosho ist am 11. April erschienen.

Kitana – Fatality

Um das Album des Jahres auszurufen, ist es vermutlich noch zu früh. Nichtsdestotrotz hat Kitana mit »Fatality« einen vielversprechenden Kandidaten für diesen Titel veröffentlicht.

Musikalisch balanciert sie darauf geschickt zwischen von The Prodigy inspirierten Industrialbeats und klassischeren Hip-Hop-Tracks. Dabei nimmt die Rapperin kein Blatt vor den Mund und spricht schonungslos über ihr eigenes Aufwachsen, weitergegebene Kriegstraumata und Drogengeschichten. Zwischen deepen Zeilen, bleibt dennoch immer genug Platz, um Rapskills zu flexen und Ansagen zu verteilen. Ein ganz großes Album, das viel mehr Aufmerksamkeit verdient hat.

Meine ausführliche Rezension des Albums findest du hier.

»Fatality« von Kítana ist am 25. April erschienen.

Gatafiera – »Sudaca ataca«

»Sudaca ataca«  als Hip-Hop-Veröffentlichung abzustempeln, wird der Sache bei weitem nicht gerecht. Dennoch steckt für mich genug Hip-Hop-Attitude in diesem Release, um es hier zu erwähnen. Ganz abgesehen davon, ist es viel zu gut, um es außen vor zu lassen. 

Das Debüt des Wiener Duos Gatafiera ist ein wilder Ritt quer durch Reggaeton und Baile Funk, schreckt aber auch vor elektrischen Gitarren und Drum-’n‘-Bass-Einflüssen nicht zurück. Inhaltlich bleibt bei mir vieles an der Sprachbarriere hängen, doch die Message kommt trotzdem an. Es geht um queere Rebellion (»Fresse halten, Arschloch!«) und das Reclaimen von Genres, die oft heteronormative Klischees bedienen. Das Motto dabei: »Shaking Ass in Peace«, so haben es  die beiden in einem Interview zusammengefasst.

Hier die Rezension meiner Kollegin Ania Gleich aus der aktuellen Ausgabe.

»Sudaca ataca« von Gatafiera ist am 21. April erschienen.

Und als Single erwähnenswert:

Juizz, Zau$$i und Loeschelbua – »Thx <3«

In einer Stadt mit einer so lebendigen Drum-’n‘-Bass-Szene wie Wien, ist es eigentlich erstaunlich, dass es nicht viel mehr Crossoverprojekte gibt. In letzter Zeit trauen sich aber immer mehr Rapper*innen auf Drum-’n‘-Bass-Beats, von großen Namen wie Eli Preiss (»Wein in Wien«) und Verifiziert (»Unterwegs«) bis hin zu Newcomer*innen. Kaum jemandem gelingt die Verbindung der beiden Genres aber so smooth wie Juizz. Das hat er bereits vergangenes Jahr mit der Single »CDG« bewiesen. Jetzt hat er nachgelegt und den Song »Thx <3« veröffentlicht, dessen Ohrwurm-Hook elegant mit dem entspannten Drum-’n‘-Bass-Instrumental verschmilzt.

»Thx <3« von Juizz, Zau$$i und Loeschelbua ist am 4. April erschienen.

Esrap – »Kultur ist Staatssache«

Es gibt Neues aus 1160. Anfang April hat sich das Ottakringer Rapduo Esrap mit dem Song »Kultur ist Staatssache« zurückgemeldet. Darin rappt Esra gewohnt wortgewandt über das, was der Staat häufig nicht als Kultur wertschätzt. Die Musik (post-)migrantischer Künstler*innen zum Beispiel, die es schwer haben an staatliche Förderungen zu kommen, da gerade Straßenrap noch immer mit Vorurteilen belastet ist. Dennoch ist es gerade diese Kunstform, die einigen wenigen den großen Erfolg bescheren kann. »Wir konnten nur vom Aufstieg träumen durch Rap und Fußball«, rappt Esra im zweiten Part des Songs. Komplementiert wird das ganze wie immer vom Gesang ihres Bruders Enes.

»Kultur ist Staatssache« von Esrap ist am 4. April erschienen.

Jannik Hiddeßens neue Reihe »Punchlines« fasst ab sofort monatlich die wichtigsten österreichischen Neuerscheinungen zusammen. Frühere Beiträge finden sich hier.

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