Wenn ein Kino sich selbst feiert, dann geht’s rund. Zumindest, wenn dieses Kino Schikaneder heißt. Filme, DJs und Freigetränke. Noch Fragen? Unsererseits schon. Die stehen aber weiter unten.
2. Seltsame Cineasten
Das "Cineasten", z.T. viel Lebenszeit in Kinosälen verbringen, wissen wir. Wenn sich diese Leidenschaft mit dem Hang zur Trunksucht verbinden, wachsen zumal die seltsamsten Blüten in einem Kinosaal. Zwei ältere Herren selbiger Gattung waren jahrelang Stammgäste bei uns und sind zu Schikaneder-Berühmheiten geworden, weil sie – nicht immer zur Belustigung der sonst noch anwesenden Gäste – entweder volltrunken und lautstark die Filme kommentierten (schade, dass es keine Aufnahmen davon gibt!) oder weil sie volltrunken und behäbig zwischen den Kinosesseln herumgekrochen sind, um ihren im abschüssigen Kinosaal davonrollenden Rum-Kokoskugeln nachzujagen (weil wir ihnen die Mitnahme alkoholischer Getränke in den Kinosaal irgendwann verboten hatten, hatten sie sich darauf verlegt, während des Films zumindest mit Rumkugeln ihren Alkoholspiegel zu halten). Trotz ihrer Seltsamkeiten verdankt das Schikaneder dieser aussterbenden Gattung von " Cineasten", die teilweise noch Kino in seinen Anfängen miterlebt haben, viel.
3. Eine Unzahl an Seltsamkeiten mit großen, kleinen, begabteren und unbegabteren KünstlerInnen, die im Schikaneder ihre ersten und mitunter auch gleichzeitig letzten Filme präsentiert haben.
Wer ist eigentlich dieser Schikaneder? Und habt ihr eine besondere Beziehung zu ihm?
Emanuel Schikaneder – gest. 1812 – war Theaterdirektor im damaligen Theater im Freihaus. Er hat die Zauberflöte geschrieben – mit der Musik W. A. Mozarts und war damit so erfolgreich, dass er mit den daraus erwirtschafteten Einnahmen und der Hilfe eines begüterten Kaufmanns das noch heute bestehende Theater an der Wien bauen konnte, wo er bis 1804 auch als Direktor gewirkt hat. Sein unruhiger kreativer Geist weht, denke ich, irgendwie noch immer durchs Schikaneder und das ganze Freihausviertel.
Läutet dieses Jubiläum jetzt eine neue Phase in der Geschichte des Schikaneders ein, oder habt ihr einen Modus gefunden, der für euch funktioniert?
Jedes Jubiläum sollte auch Beginn einer neuen Phase sein. Was dem Schikaneder als Kino fehlt, um noch eigenständiger zu werden, ist eine größere Unabhängigkeit von Filmverleihern. Wir sind deswegen dabei, einen eigenen Schikaneder-Filmverleih namens Waystone Film (eine vage Übersetzung von Wegenstein) aufzubauen. Was dem Schikaneder als gastronomische Einrichtung fehlt, ist ein Essensangebot. Deswegen haben wir die Schikaneder Bar um das benachbarte Geschäftslokal erweitert und bieten dort im "Emanuel" (endlich ist auch der Vorname Schikaneders im Spiel) von früh morgens bis spät in die Nacht hinein hausgemachte Empanadas, Paninis, Salate, Eintöpfe und Suppen an. Der Grundmodus – Schikaneder als Experimentierfeld und Plattform diverser Kunstformate v.a. für junge und jugendlich gebliebene KünstlerInnen – bleibt Ausgangspunkt auch in den nächsten Jahren.
Bekommt man bei euch den besten Averna Sour der Stadt?
Sowieso, wir haben ihn erfunden und entwickeln ihn seit 20 Jahren weiter! Deswegen schmeckt er auch jedes Jahr ein bisschen anders. Das Grundrezept bleibt allerdings unser Geheimnis.
Am 3. März findet eine kleine Geburtstagsfeier mit "Filmen, Tanz und Eierkuchen" statt, unter anderem mit The YES! Quartet. Was wird es dort sonst noch geben?
Wir zeigen natürlich die erwähnte Doku "Carmen" – nicht wenige der Protagonisten werden auch anwesend sein. Außerdem spielen wir Miloš Formans "Amadeus". "Amadeus" war der erste Film, den ich und Stefan 1996 programmiert haben – zu ersten Vorstellung kam damals niemand, am 3. März wird das hoffentlich anders sein. Sonst haben wir eine Ausstellungseröffnung, viele, viele DJs, Kleinigkeiten zum Essen und genug zum Trinken.
Die Räumlichkeiten werden ja bereits seit 1916 offiziell als Kino betrieben. Werdet ihr auch den 100er feiern?
Den haben wir schon zwei Mal gefeiert. Einmal irrtümlich, aufgrund schlechter Recherchen 2006, dann aufgrund verbesserter Recherchen 2011 – und das dürfte so stimmen. Aber 2016 nochmal 100 Jahre feiern ist eigentlich eine gute Idee und lässt sich sicher entsprechend argumentieren. Auch 2011 ist niemandem aufgefallen, dass 5 Jahre zuvor schon einmal 100 Jahre Schikaneder gefeiert wurden. Presse und Gäste sind bezüglich großer Jubiläumsfeiern einerseits vergesslich, andererseits sehr dankbar. Da gibt’s was zu schreiben und auf alle Fälle, so wie auch jetzt am 3. März, gratis Getränke.
Infos zur Geburtstagsparty findet ihr hier. Wenn euch prinzipiell interessiert, was im Schikaneder so passiert, dann klickt ihr hier.