Just me and my guitar

Am Tag seines ausverkauften Konzerts in der Wiener Ottakringer Brauerei trafen wir José González und sprachen mit ihm über seine Vorliebe für klassische Gitarren, seine Dreisprachigkeit und seine Zusammenarbeit mit Ben Stiller.

Hast du schon mal einen Song in Schwedisch oder Spanisch geschrieben?

Eigentlich nicht, ich habe es nur mal probiert. Aber ich liebe Musik in spanischer Sprache, und es gibt auch tolle Songs auf Schwedisch.

Geht es dabei um den Klang der Sprache oder schreibst du lieber auf Englisch, weil es eben überall verstanden wird?

Ich höre viel englischsprachige Musik und kann mit englischen Texten gut kommunizieren, außerdem fällt es mir leichter, Metaphern zu finden. Schwedisch hört sich für mich irgendwie zu aufgeblasen und direkt an. Und nachdem es meine Muttersprache ist, repräsentiert es für mich eher Alltagskommunikation und nicht Poesie. Aber ich singe gerne portugiesische Lieder, und als ich jung war, habe ich auch spanische und lateinamerikanische Lieder gesungen. Also vielleicht lande ich wieder mal dort (lacht).

Neben deiner einzigartigen Stimme hast du auch einen sehr speziellen Gitarrensound. Du spielst für gewöhnlich auf klassischer Gitarre mit Nylonsaiten, war das schon immer so?

Ja, erstens mag ich den Sound, und zweitens sind sie leichter zu spielen, sicherlich auch, weil ich mit spanischer Gitarre begonnen habe und schon mein ganzes Leben lang auf Nylonsaiten spiele. Jedes Mal, wenn ich zu einer Gitarre mit Stahlsaiten greife, finde ich, dass die Saiten zu eng liegen. Der Sound ist zwar auch schön, aber ich bevorzuge Nylonsaiten, weil die Höhen gedämpfter klingen und sie mir ein dramatischeres Spiel ermöglichen, inspiriert von Flamenco und spanischer Klassik.

Hast du Gitarre gelernt?

Nicht Flamenco, aber klassische Gitarre habe ich als Jugendlicher gelernt, ich konnte sogar schwere Stücke wie "Asturias" und "La Catedral", die ich aber jetzt nicht mehr spielen könnte, da müsste ich schon viel üben (lacht).

Und wann kam der Gesang dazu?

Mein Vater war sehr erfreut, als ich begonnen habe Gitarre zu spielen, weil er selbst früher gerne mit seinen Freunden Beatles und Bossa Nova gesungen hat. Wir haben dann begonnen, zusammen zu singen, und ich habe uns mit der Gitarre begleitet.

Ich mochte sehr deinen Soundtrack zum Ben Stiller-Film "The Secret Life Of Walter Mitty", wie ist es dazu gekommen, ist Ben Stiller auf dich zugekommen?

Ja, das war tatsächlich so. Er hat meine Musik gehört, während sie in Island gedreht haben. Ich habe mich dann mit Theodore Shapiro getroffen, der den Großteil der Filmmusik gemacht hat. Wir haben ein paar Dinge zusammen kreiert, die Passagen, auf denen ich summe oder pfeife und ein paar Gitarren dazu spiele. Außerdem wurden ein paar Junip-Songs verwendet. Es war eine tolle Erfahrung und witzig, von jemandem wie Ben Stiller kontaktiert zu werden.

Hast du ihn auch persönlich getroffen?

Zuerst haben wir nur telefoniert und geskyped, aber um mir die erste Version des Films ansehen zu können, habe ich ihn daheim besucht. Wir sind auf seiner Couch gesessen und haben uns zusammen den Film angesehen (lacht). Und danach haben wir uns noch auf einer der Premierenfeiern gesehen.

Denkst du, dass es für Musiker heutzutage notwendig ist, zu versuchen, die eigene Musik in Filme, TV-Serien oder Werbung unterzubringen, um davon leben zu können?

Ich denke, dass das von Band zu Band unterschiedlich ist, aber es ist sicher ein guter Weg, um die Miete bezahlen zu können. Bei mir macht es je ein Drittel aus: das Touren, dann der Bereich Radio, Film, TV-Serien, Werbung, und schließlich physikalische und digitale Verkäufe. Sprich, ich könnte auch ohne TV-Serien überleben, aber es ist natürlich ein guter Weg, um viele Leute zu erreichen. Umgekehrt denke ich nicht, dass ich zu Hause sitzen bleiben und nur von den TV-Serien leben könnte (lacht).

Ein Song von dir wurde auch mal in einer Werbung verwendet, ist man da auch auf dich zugekommen?

Ich arbeite mit Verlegern zusammen, die für mehrere Bands arbeiten. Da gibt es dann Meetings mit wichtigen Leuten, wo verhandelt wird: "An welchem Projekt arbeitest du? Ich vertrete folgende Bands, wollt ihr einen Song?" (lacht). Und manchmal kommt es natürlich vor, dass Leute ohne Mittelsmann auf deine Musik stossen und direkt um Erlaubnis anfragen, was ich eigentlich als Kompliment sehe.

Eine Frage, die ich schon einigen Musikern gestellt habe. Stell Dir vor, die Welt würde untergehen und es würde nur ein Song oder Album überleben können, was würde dir spontan einfallen?

Man kann also nur einen Song oder ein Album für die Nachmenschheit wählen, oder etwas, dass man ins All zu den Aliens schicken kann? Ich würde sagen (singt): "I´m A Survivor" von Destinys Child.

Gibt es einen Song auf dem neuen Album, auf den du am meisten stolz bist?

Auf "Open Book" bin ich stolz, obwohl ich immer noch finde, dass er im falschen Kontext cheesy klingt. Auch der erste Song auf dem Album gefällt mir sehr gut, "With The Ink Of A Ghost". Für mich persönlich ist er sowohl musikalisch als auch textlich einer meiner besten Songs. Ich habe mich bemüht, ihn mehr als Gedicht zu verfassen und nicht als repetitive Wortsequenzen, wie ich es sonst oft tue. Ich mag natürlich alle Songs, aber diese beiden besonders. "Open Book" ist eigentlich untypisch für mich, da er in Richtung klassischer Folk geht und eher zu Künstlern wie Paul Simon passt. Ich habe hier fast klischeehafte Akkordfolgen und Textpassagen verwendet, auch "Blackbird" von den Beatles hat mich dabei inspiriert. Einige meiner Freunde finden, dass er mein bester Song ist, andere wiederum, dass es mein kitschigster ist, hier scheiden sich also die Geister (lacht).

"Vestiges & Claws" von José González ist bereits Mitte Februar erschienen. Fotos vom seinem ausverkauften Live-Auftritt gibt es hier.

Bild(er) © Stephan Brueckler
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