Der slowenische Philosoph Slavoj Žižek war Anfang Mai im ausverkauften Burgtheater zu Gast. Vermutlich weil seine Zitate so gut auch Kalender passen.
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Update: Wir werden in regelmäßigen Abständen Slavoj Zizeks Kalendersprüche aktualisieren. Jüngster Anlass ist sein Interview mit der Süddeutschen, in dem er Universalismus, Menschenrechte und Solidarität als Herzstück Europas bezeichnet und "unmittelbare Hilfe für Menschen in Not als moralisch absolut unabdingbar" bezeichnet, aber gleichzeitig "sentimentale Linke" kritisiert, "die heuchlerisch für offene Grenzen plädieren." Das ganze Interview gibt es hier.
3.000 Zusagen auf Facebook sind heutzutage keine Seltenheit mehr, zumindest bei Open Airs, Wanda-Auftritten oder Events, die mit Essen in Verbindung stehen. Seltener jedoch kommt es vor, dass eine Veranstaltung schon einen Monat im Voraus ausverkauft ist und der Hauptgrund dafür ein Philosoph ist.
Kulturkritiker braucht die Welt
Die Rede ist von Slavoj Žižek, seines Zeichens be- bzw. anerkannter Kulturkritiker, Psychoanalytiker und Philosoph obendrein. Geboren 1949 in Ljubljana, studierte er Philosophie und Psychoanalyse. Heute unterrichtet Žižek dort an der Uni und ist als Gastprofessor an der University of Columbia und New York tätig. Nebenbei veröffentlicht er Unmengen an Büchern ("Hegel und der Schatten des dialektischen Materialismus" erschien zuletzt) und schreibt knackige, teils bitterböse Zitate.
Der Hauptfokus seiner Arbeiten liegt dabei auf der Weiterführung der Lehren des französischen Psychoanalytikers Jacques Lacan und behandeln aktuelle gesellschaftliche Problemstellungen sowie Phänomene der Öffentlichkeit. Žižek führt eine Analyse der Populärkultur im großen Stile durch und ist nicht nur aufgrund seiner speziellen Aussagen und Zitate eine häufig diskutierte Persönlichkeit. Er setzt sich oft für Gleichberechtigung, Emanzipation und das Aufnehmen von Migranten ein. Manchmal aber auch nicht – Žižeks Denken entzieht sich einfachen Kategorien.
Hamlet und der Todestrieb
Im Zuge der 42. Auflage der Sigmund Freud Vorlesung gastiert Slavoj Žižek am 6. Mai im Burgtheater, ein für ihn bekannter Schauplatz. Sein Programm nennt sich Theology, Negativity and the Death Drive und behandelt verschiedene Dimensionen menschlicher Selbstsabotage. Selbstaufopferung und Selbstzerstörung, die Überlagerung von Negativität und Trägheit. Um seine Gedanken zu veranschaulichen spannt Žižek den Bogen vom melancholischen Helden Shakespeares bis hin zu der psychosozialen Funktion des von Freud (wer sonst?!) postulierten Todestriebs.
One-Man-Show im ausgewaschenen Look
Žižeks Auftreten ist dabei, akademisch gesehen, nicht immer einwandfrei, der Unterhaltungsfaktor ist dafür umso höher. Pop-Philosoph hätte man früher gesagt. Früher war also auch nicht alles besser.
Und wer auf Freud und Co. gar keine Lust hat, kann sich immer noch an dem unverkennbaren Englisch und wildem Gestikulieren des leidenschaftlichen Übertreibers erfreuen. Oder seine Zitate lesen, wieder und immer wieder. Die sind nämlich jeden Cent wert und um Welten besser als die klugen Sprüche, die im Netz herumschwirren. Denn das Aussortieren des Unwesentlichen ist der Kern aller Lebensweisheit, eh schon wissen.
Slavoj Žižek tritt am 6. Mai 2015 im Burgtheater auf. Die Veranstaltung ist seit knapp einem Monat ausverkauft.