Katrina Daschner stellt patriarchalen Machtstrukturen fluide Körperlichkeiten entgegen. Mit »Burn & Gloom! Glow & Moon! Thousand Years of Troubled Genders« widmet die Kunsthalle Wien dem vielgestaltigen Werk der Künstlerin die bislang umfassendste Ausstellung.
In einer Zeit, in der die Selbstermächtigung von (cis und trans) Frauen*, LGBTQIA+-, Crip- und BIPOC-Communitys – nicht nur in der Welt der zeitgenössischen Kunst – von wesentlicher Bedeutung ist, zugleich aber auch von konservativer Seite ständig untergraben wird, sind Katrina Daschners Arbeiten in ihrer Sinnlichkeit und Vielstimmigkeit umso inspirierender.
»Burn & Gloom! Glow & Moon! Thousand Years of Troubled Genders« konfrontiert, berührt, umarmt und träumt von einem veränderlichen »Femme«-Sein, von veränderlichen Körpern und veränderlichen Gender-Identitäten. Die Ausstellung zeigt dabei – auch mittels Einbindung der queeren Community(s) – alternative Möglichkeiten für queer-feministisches politisches Handeln auf. Sie soll die Besucher*innen an Orte führen, »wo uns die Liebe nicht auseinanderreißen, sondern zusammenbringen wird«, so die Verantwortlichen.
Intersektionale queere Strategien
Kuratiert von Övül Ö. Durmuşoğlu, umfasst »Burn & Gloom! Glow & Moon! Thousand Years of Troubled Genders« Arbeiten aus der Zeit von 1990 bis heute und zeigt das Werk einer Künstlerin, die über die Jahrzehnte hinweg intersektionale queere Strategien entwickelt und verfolgt, die (neo-)liberale, heteropatriarchale Auffassungen von Sexualität, Gender, Subjektivität und Beziehungen nach und nach demontieren.
Katrina Daschner stellt konsequent patriarchale Konventionen und Alltagsnormen in den westlichen Gesellschaften infrage. Anhand verschiedener Entwürfe fluider Körperlichkeiten schreibt sie ihre Drehbücher und inszeniert ihre Arbeiten mit Unterstützung der queeren Community Wiens. In ihren stilisierten Performances spielt sie mit den Grenzen zwischen dem Humanen und Nichthumanen, und dem, was gesellschaftlich als Norm definiert wird. So legt sie die Künstlichkeit des Dualismus von Mann* und Frau* offen, um den Körper davon zu befreien.
Film und Kollaboration
Aufgewachsen in Hamburg, lebt Daschner seit über 25 Jahren als Künstlerin und Filmemacherin in Wien, wo sie auch mehrere Performance-Salons gründete. Sie arbeitet mit verschiedenen, ineinandergreifenden Medien wie Skulptur, Textilien, Musik, Performance, Community-Arbeit und vor allem Film, der auch das Herzstück der Ausstellung in der Kunsthalle Wien bildet. Wie auch die Kollaborationen, die schon lange ein integraler Bestandteil von Daschners künstlerischer Praxis sind.
Die Ausstellung »Katrina Daschner. Burn & Gloom! Glow & Moon! Thousand Years of Troubled Genders« ist noch 23. Oktober 2022 in der Kunsthalle Wien Museumsquartier zu sehen.
Im Rahmen der Ausstellung sind folgende Veranstaltungen geplant:
»In person: Katrina Daschner. TANZ2000 – Early Works«
Screening im Österreichischen Filmmuseum mit Katrina Daschner und Katharina Müller, Kuratorin
Do., 15. September, 18.00 Uhr
Bereits in ihren frühen Videos beschäftigt sich Katrina Daschner mit den Facetten von Sexualität und Gender-Performances. Im Unterschied zu den späteren, professionalisierten Filmen zeichnet diese Arbeiten eine punkige DIY-Machart aus – Dogma-ähnliche Regeln inklusive: keine Proben, kein extra Licht, keine späteren Tonebenen. Dafür: Action!
»In person: Katrina Daschner. Hiding in the Lights«
Screening im Österreichischen Filmmuseum mit Katrina Daschner und Katharina Müller, Kuratorin
Do., 15. September, 20.00 Uhr
Schillernd, pulsierend, fluid, nass, pudrig, revolutionär: Katrina Daschner verwebt in »Hiding in the Lights« (2020) den performativen queeren Kosmos ihrer an Arthur Schnitzlers »Traumnovelle« angelehnten achtteiligen Filmserie zu einer sonor stillen, visuell opulenten Oper, die Queerness in ihrer identitätszersetzenden Kraft begreiflich macht.
»Mit den Augen anfassen«
Künstler*innen-Workshop mit Sophie Utikal und Katrina Daschner
Do., 29. September, 15.30 bis 19.00 Uhr
Wie wird Taktiles mit dem Auge begreifbar? Wie lässt sich das Tun mit dem Darüber-Reden verbinden? Ausgehend von den unterschiedlichen künstlerischen Praktiken, aber auch ihren Gemeinsamkeiten entwickeln Sophie Utikal und Katrina Daschner einen Workshop. Das Café Fett + Zucker versorgt die Teilnehmer*innen in der Pause mit Kuchen.
»Prude«
Performance mit Denice Bourbon
Do., 29. September, 20.00 Uhr; in englischer Sprache
Denice Bourbon nimmt das Publikum mit auf eine Reise durch ihren Teil der Geschichte der Wiener queeren Kunst- und Partyszene: brennende Hintern, hüpfende Meerjungfrauen und wirklich schlechte Performance-Ideen, die nie auf die Bühne hätten kommen dürfen. Was macht man mit all den schlechten Erinnerungen, die man hat, wenn man kläglich scheitert? Man verwandelt sie in Comedy! Denn klar, es ist toll, wenn alles gut und nach Plan verläuft. Aber wenn etwas schief geht, ist es urkomisch!
»Colonial Cocktail / Volume 2: Spirits«
Performance mit Stefanie Sourial und Hyo Lee
Fr., 21. Oktober, 19.00 Uhr; in englischer Sprache
Die Trilogie »Colonial Cocktail«destilliert die letzten 400 Jahre europäischer Kolonialgeschichte und packt sie in jeweils einstündige Performances. Die Reihe holt aus wie ein Bumerang. Sie verfolgt die Herkunft von alkoholischen (Trend-)Getränken in die koloniale Vergangenheit bis hin zu ihrem Fortleben in der Gegenwart. Im zweiten Teil der Reihe mit dem Untertitel »Spirits« beschreiben Stefanie Sourial und Hyo Lee spezifisch die kolonialgeschichtlichen Zusammenhänge von Spirituosen und ihre Wirkung auf Gesellschaft.
»Meine Sicht«
… mit Vina Yun
Do., 1. September, 19.00 Uhr
… mit Philipp Fleischmann
Do., 13. Oktober, 19.00 Uhr
Unter dem Titel »Meine Sicht« lädt die Kunsthalle Wien Experten*innen, Lai*innen und interessante Menschen ein, ihre persönliche Sicht auf die Ausstellung zu präsentieren. Den Auftakt macht Vina Yun. Sie ist freie Journalistin, Autorin und Öffentlichkeitsarbeiterin in Wien. Sie schreibt über Feminismus / Queer, Postmigration, Arbeit, (Alternativ-)Medien und Popkultur. Philipp Fleischmann arbeitet in seiner künstlerischen Praxis an der Schnittstelle von bildender Kunst und Film. Seit 2014 leitet er die Schule Friedl Kubelka für unabhängigen Film.
Sonntagsführungen
jeden ersten und dritten Sonntag im Monat, 16.00 Uhr
Im Rahmen der Sonntagsführungen kann die Ausstellung mit den Kunsthalle-Wien-Kunstvermittler*innen entdeckt und Zusammenhänge sowie Hintergründe der ausgestellten Werke besprochen werden. Die Sonntagsführungen sind mit einem Ausstellungsticket kostenlos und finden in deutscher Sprache statt.