Britischer Humor ist nicht tot. Auch wenn seit John Cleese nicht mehr viele britische Comedies bei uns im Fernsehen laufen, gibt es seit der Jahrtausendwende genug „Bollocks“, „Twats“ oder „Bloody“ im „Telly“ zu sehen. Nur halt nicht bei uns. Wir haben unsere Top 10 der witzigsten Britcoms der letzten 15 Jahre zusammengefasst.
10. Life's Too Short (2011) copyright by BBC
"Life's too short" ist eine Mockumentary über Warwick Davis, den kleinwüchsigen Hollywoodstar. Ricky Gervais beschreibt seine Produktion selbst als eine Mischung aus „Extras“ und „Curb your Enthusiasm“, nur halt mit einem Zwerg. Warwick Davis steckt in seinen Filmen oft in Kostümen, wird selten erkannt und ernst genommen. Er will der Welt zeigen, dass auch „Zwerge“ normale Stars sind. Mit Gastauftritten von Steve Carell, Johnny Depp oder Liam Neeson kratzt "Life's too short" Episode für Episode am eigenen Schamgefühl.
9. Threesome (2011-2012) copyright by Comedy Central
Threesome kämpft mit dem Erwachsenenwerden. Ein Pärchen Ende zwanzig und ihr schwuler bester Freund geraten nach einer durchzechten Nacht in eine Ménage-à-trois. Daraus resultiert eine ungeplante Schwangerschaft, wobei der schwule beste Freund der Vater ist. Somit entscheiden sich die Drei erwachsen zu werden und als „threesome“ das Kind aufzuziehen. Moderner, kurzlebiger Humor wird dabei groß geschrieben.
8. The Inbetweeners (2008-2010) copyright by Channel4
Die Serie rund um die "Sex On The Beach"-Stars ist im Original durchaus auch für Erwachsene sehenswert. Diese Comedy zeugt von unreifer, peinlicher Teenager-Komik, doch weit entfernt von "American Pie" oder "Party Animals". Die vier Halb-Nerds kämpfen sich durch den Alltag in der Highschool, wobei der Themenbereich dem Alter entsprechend einen klaren Fokus hat: Tits, Twats, Beer & Bullies. Die US Version wurde komplett zerrissen – wir lieben das Original.
7. Shameless (2004-2013) copyright by Channel4
Selbst wer die US Version dieser verrückten Geschichte liebt, sollte dem Original eine Chance geben. Die Filmqualität ist mäßig – britisch – der Humor jedoch direkter und trockener. Fast ohne Hilfe von ihren alkoholabhängigen Eltern kämpfen sich eine Gruppe von Geschwistern durch den Alltag, ohne akzeptieren zu wollen, dass sie Hilfe von außen bräuchten. Zwischen Drogen, Sex und Waffen wünscht man sich einfach, dass solche Familien im echten Leben nicht existieren. Nicht ohne Grund streckt sich die Erfolgsserie über elf Staffeln.
6. An Idiot Abroad (2010-2012) copyright by Sky
Karl Pilkington ist ein kleingestrickter Mensch, der am Liebsten sein gewohntes Umfeld nie verlassen würde. Aus diesem Grund schicken ihn Ricky Gervais und Stephen Merchant in dieser Travel Doku rund um die Welt. Die Serie lebt von Karl Pilkington's trockenen Humor und seiner fehlenden Toleranz gegenüber fremden Kulturen. Sollte er sich trotzdem einmal wo eingelebt haben, schicken ihn Ricky & Stephen auf neue, peinliche Missionen. Wie viel Skript die Serie beeinflusst, bleibt dahingestellt.
5. Black Books (2000-2004) copyright by Channel4
Black Books handelt von einem kettenrauchenden Alkoholiker, der mehr hart als herzlich ein Buchgeschäft führt. Gemeinsam mit seiner einzigen Freundin, der Verkäuferin nebenan, und seinem Mitarbeiter mit Stressattacken, schlendert Bernard Black durch surreale Erlebnisse geprägt von schwarzem Humor. Dylan Morgan, Bill Bailey und Tamsin Greig treiben die Sendung mit übereifriger Dramaturgie in die Herzen aller Britcom Fans.
04extras copyright by BBC
Diese Ricky Gervais und Stephen Merchant Produktion fokussiert das Leben eines Statisten am Set verschiedener Hollywood Produktionen. Ricky Gervais, in der Rolle des Statisten, schafft es bis zur eigenen Sitcom. Irrwitzig werden klassische Sitcoms mit schlechten Kostümen und Catchphrases spruchreif in den Dreck gezogen. Abermals lebt diese Serie von Gervais' Humors und den vielen Cameo-Auftritten von Schauspielern wie Kate Winslet, Ben Stiller oder Daniel Radcliffe.
3. Spaced (1999-2001) copyright by Channel4
Das machte also Simon Pegg vor "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz". Der brotlose Comiczeichner zieht zusammen mit einer Freundin, einer brotlosen Journalistin, in die einzige Wohnung, die sie sich leisten können. Dass sie sich dafür als Pärchen ausgeben müssen, tut nichts zur Sache. Mit dabei natürlich Nick Frost als bester Freund und Waffenfanatiker sowie Bill Bailey als Chef im Comic-Laden. Gewohnte schnelle hektische Schnitte und übertrieben schräge Charaktere.
2. The IT Crowd (2006-2010/2013) copyright by Channel4
Dramaturgie, IT-Nerds und Catchphrases brachten diese Britcom mittlerweile ins deutsche Fernsehen. Doch wie immer geht der Humor zum Großteil bei der Übersetzung verloren. Zwei IT-Nerds und ihre Chefin kämpfen mit nicht alltäglichen Problemen in einer großen Firma. Weitab von der Realität bestreiten die drei Charaktere jenseits vom Schamgefühl ihr Leben. Bleibt nicht mehr zu sagen außer „have you tried turning it off and on again?“.
1. The Office (2001-2003) copyright by BBC
Das vielmals verkaufte Prinzip der The Office Mockumentary Reihe von Ricky Gervais und Stephen Merchant kratzt im Original hart an der Schmerzgrenze. In nur 14 Episoden verfolgt das Kamerateam David Brent und seine MitarbeiterInnen durch den Alltag eines „ganz normalen“ Büros. Während die Firma mit Personalkürzungen rechnet, erschwert David Brent ungewollt, fernab von politischer Korrektheit und Toleranz, das Leben seiner MitarbeiterInnen. Diese Fake-Doku ist und bleibt am Besten im Original.
Mr. Bean verpasst der Queen einen Headbutt, ein Buch mit der fett gedruckten Aufschrift „Don’t Panic“ sorgt für Panik und Schwanzus Longus ist eben lustig, weil Schwanzus Longus halt. All diese Szenen gehen in die Geschichte der lustigsten TV- oder Film Momente ein. Und was haben sie gemeinsam? Die Genies dahinter kommen alle aus Großbritannien. Britischer Humor ist gewöhnungsbedürftig wie Curry mit Striezel und doch empfehlenswert. Der große Unterschied zwischen englischem und US-amerikanischem Humor ist roh und trotzdem schwarz. Wohingegen die Amis ihre TV-Serien auf 25 Episoden in die Länge ziehen und es von Staffel zu Staffel immer „soapiger“ wird, setzen die Briten auf kurzlebigen Humor – knallhart und direkt.
Ja viel origineller und retro
Es hat schon einen Grund wieso die Amis lauter britische Serienformate kaufen und wir diese dann im deutschen Fernsehen schlecht synchronisiert anschauen können. Sie sind einfach massentauglicher, benutzerfreundlicher und man kann nebenbei seine Stofftaschentücher bügeln. Außerdem ist der Zeitgeist von britischen Comedies oftmals weit entfernt. Vielleicht ist auch einfach Großbritannien vom Zeitgeist weit entfernt. Trotzdem schwören coole Hipster Kids auf alten britischen Humor, weil es ja so viel origineller und mehr retro ist. Ein weiteres Kriterium der Briten – selbst bei zeitgenössischer Produktion, sehen die Serien halt irgendwie doch retro aus.
Doch, was geschah nach Fawlty Towers?
Haben die Briten ihren Humor verloren oder interessiert sich einfach keiner mehr dafür? Ab und zu läuft eine schlecht synchronisierte britische Serie auf Comedy Central. Aber bis der ottonormal Wiener bis in den dreistelligen Kanalbereich geschalten hat, hört man vielleicht noch ein „Bollocks“ zum Schluss und der Spaß ist schon wieder vorbei. Natürlich kennt man Namen wie Ricky Gervais, Simon Pegg, Nick Frost oder Chris O’Dowd aus Hollywood, aber wofür sollte man sie wirklich kennen?
In Zeiten von Netflix oder legaler, illegaler, scheißegaler Streaming-Dienste können wir uns sowieso erfreuen, dass es diese Serien nicht bei uns spielt – denn mit der Synchronisation geht so einiges an Humor verloren. Trockener, dreckiger, royal Humor. Fernsehen ist sowieso überholt. Doch welche britischen Comedies der letzten 15 Jahre sind es wert, mal den Computer anzuwerfen und sein British English etwas zu verbessern? Unsere Top 10 haben wir in dieser unverbindlichen Fotostrecke zusammengefasst. Disclaimer: Wir warnen vor einer Überdosis Ricky Gervais Produktionen und haften für keine spontanen Vorfälle von Binge-Watching.