Keine go-in-a-club-find-a-girl-and-get-wasted-Musik

Mumford and Sons sind nicht die einzigen, die Indie-Folk machen. Die Berliner Mighty Oaks können das nämlich auch. Wir haben natürlich gefragt, was zuerst da war: die bärtigen Typen in Holzfällerhemden oder die Folkmusik?

Wer hat euren Musikstil geprägt?

Ian: Da sind eine Menge Bands, die wir toll finden, aber keine, wo wir sagen würden, wir wollen so sein wie die. Wir wollen unseren eigenen Sound haben, unseren eigenen Stil, unsere Marke sein – nicht die Kopie von jemandem.

Claudio: Aber natürlich gibt es viele Bands die wir sehr mögen und die uns dann natürlich auch inspirieren…

Ian: Coldplay sind großartig oder Radiohead, the Boxer Rebellion machen auch gute Shows oder die Local Natives

Claudio: Oder alte Videos von Bob Dylan, Tom Petty oder Neil Young können auch sehr inspirierend sein.

Ian: Oder Eddie Vedder.

Kaum war euer Album draußen, hat man euch schon mit Mumford and Sons verglichen, nervt euch das?

Ian: Naja, es ist so, es ist normal … Menschen brauchen das, dass sie etwas vergleichen können. Und Folkmusik ist hier relativ neu, dort wo ich herkomme, ist das ganz normal, ich bin mit so einer Musik aufgewachsen. Aber in Europa – abgesehen von Großbritannien – ist nicht so viel bekannt, womit man uns vergleichen könnte. Da gibt’s außer Mumford and Sons vielleicht noch die Lumineers. Leute in den Medien brauchen da diese Schubladen um neue Bands einzuordnen und das ist auch ok so.

Aber ist dieser Folk-Hype für euch eher Fluch oder Segen?

Claudio: Naja, dadurch hat es diese Art von Musik in die Charts geschafft und ist auch bei Leuten, die Musik nur als Entertainment sehen und während dem Autofahren Radio hören, bekannt geworden. Die haben sich an das Vokabular und den Stil gewöhnt – das kann schon ein Vorteil sein, um mehr Menschen zu erreichen.

Ihr habt ja einen Plattenvertrag bei Universal unterschrieben. Gab es für euch Vorgaben?

Ian: Es hat uns gar nicht beeinflusst. Wir haben ihnen die Aufnahmen geschickt und den Vertrag unterzeichnet, nachdem alles fertig war.

Welchen Stellenwert hat ein Debütalbum bei einem Major-Label heutzutage? Mittlerweile kann jeder im Internet nach Lust und Laune Songs veröffentlichen; Crowd-Funding-Kampagnen starten und es braucht kein Label.

Ian: Nein, es war uns nicht wichtig! Eigentlich wollten wir das nie machen! Wir hatten schon irgendwie Angst davor, wir wollten uns nicht sagen lassen, wie wir unsere Musik zu machen haben, wir haben unsere eigenen Ideen und wollten unseren eigenen Sound entwickeln und uns selbst eine Fangemeinde aufbauen, bevor jemand sagt wie wir das machen sollten, darum warteten wir sehr lange, bis wir unterschrieben haben.

Labels haben ja 1000 Acts, mit denen sie arbeiten und sind immer sehr um die Verkäufe und die Performance einer Single bemüht, und da waren wir anfangs schon sehr unsicher ob wir das wirklich machen wollen. Aber für eine neue Band ist das manchmal schon schwer sich bekannt zu machen. Klar sie pushen uns manchmal und geben uns Ratschläge, aber sie sind da, um uns neue Wege zu ermöglichen und uns Türen zu öffnen. Es ist mehr eine Kooperation.

Bei eurer Musik hat man häufig das Gefühl, dass da Heimweh oder Fernweh, also eine gewisse Sehnsucht transportiert wird. Wo kommt die her?

Ian: Ach, das kommt einfach daher, dass wir alle drei nicht mehr in dem Land wohnen, in dem wir aufgewachsen sind. Und wir sind einfach nostalgisch, wenn wir an die Momente und Begegnungen denken, die so in unserem Leben passiert sind, Liebe, Freundschaft, Reisen…das sind einfach Dinge, die auch jeder auf sich beziehen kann, mit denen sich jeder identifizieren kann, das ist es worum es bei Folkmusik geht. Folkmusik ist halt einfache, ehrliche Musik, nicht so go-in-a-club-find-a-girl-and-get-really-wasted-dance-Musik. Und das ist wichtig für uns, weil wir ja am Ende mit unseren Liedern leben müssen.

Ihr habt die Filmmusik zu „Die Summe meiner einzelnen Teile“ gemacht – wie seid ihr dazu gekommen?

Ian: Hans Weingartner hatte jemanden, der die Musik für seinen Film mischte, der Typ hieß Björn und Björns Ex-Freundin, kannte jemanden, den ich kannte. Dann hat Björn mich ins Studio eingeladen um ein paar Szenen des Films anzusehen und ein bisschen Musik dazu zu schreiben. Ich hab dann dort im Studio noch ganz schnell einen Song für eine Szene geschrieben. Hans rief mich am nächsten Morgen an und sagte mir, dass er alle anderen gefeuert hätte und ich den ganzen Soundtrack machen sollte. Er hat mich nicht einmal vorher gefragt; Hans ist ziemlich impulsiv. Und naja, das war dann das erste Mal dass ich professionell mit Musik zu tun hatte und ich brauchte Hilfe und deshalb habe ich Claudio und Craig gefragt. Das war dann die erste professionelle Sache unter die wir den Namen Mighty Oaks setzten.

Claudio: Da haben wir noch alle einen Job gehabt, das war ziemlich stressig. Im darauffolgenden Jahr haben wir alle unsere Jobs gekündigt.

Würdet ihr nochmal einen Soundtrack machen?

Ian: Klar! Wir mögen die Idee mit Filmen und Bildern zu arbeiten. Aber ich würde definitiv mehr auf die Bedingungen, unter denen wir arbeiten, achten, wir waren nicht darauf vorbereitet einen ganzen Soundtrack zu produzieren. Und die Arbeit mit Hans war auch nicht gerade einfach. Aber grundsätzlich würde ich das sehr gerne wieder machen, Musik und Film vereinen sich so gut. Ich mag die Idee nicht so, dass man Songs für einen Film nimmt, die davor bereits existieren… Wenn man die Musik so für den Film schreibt, können so tolle Sachen entstehen, Eddie Vedder und "Into the Wild" ist da das perfekte Beispiel für mich.

Am 29. April kann man die Mighty Oaks – wenn man sich bereits ein Ticket besorgt hat – im B72 live erleben.

mightyoaksmusic.com

Bild(er) © Bowen Ames, Universal
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