Kluges für Nachwuchshoffnungen

Rund 130 Programmpunkte präsentiert die heurige Vienna Design Week seit Freitag, das sind zwar um rund 20 weniger als im Vorjahr, aber noch immer eine gewaltige Menge. Doch es nützt nichts, man muss sich durchschlagen durch das Dickicht von Veranstaltungen und Formaten – von Carte Blanche über Passionswege und Labor bis hin zu Talks oder Debut. An dieser Stelle und in den folgenden Tagen daher ein paar Highlights im Detail.

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Die erste Empfehlung betrifft einen Bereich, der meist nur wenig beachtet wird: Design für Kinder. Darunter muss man sich jetzt nicht gleich Liebliches aus dem Boboladen vorstellen, sondern durchaus kluge – wenn auch zwangsläufig kostspieligere – Alternativen und Ergänzungen zum Ikea-Kinderzimmer. Der Grazer Designer Thomas Maitz setzt sich damit schon seit gut einem Jahrzehnt auseinander und hat mit Möbeln wie „Max in the box“ schon viele begeistert, die lieber nachdenken, bevor sie irgendeinen Trash kaufen. Bei der heurigen Möbelmesse in Mailand, dem wichtigsten Designevent des Jahres, hat Maitz – gemeinsam mit der Italienerin Paola Noé – das Projekt „Kidsroom Zoom“ initiiert: Gemeinsam mit einigen Kunstobjekten wurden in einer Wohnung Kindermöbel und Spielzeug ausgestellt, die man gleich vor Ort ausprobieren konnte. Es war übrigens der einzige Event der Mailänder Möbelmesse, der sich ausschließlich diesem Thema widmete – unter tausenden Programmpunkten! Das war sogar dem Corriere della Sera eine eigene Geschichte wert.

Vor einigen Monaten wurde die Präsentation in Graz wiederholt, nun ist also Wien an der Reihe. Noch bis zum 9. Oktober kann man in einer 200 Quadratmeter großen Wohnung in der Wipplingerstraße Nummer 29 Entwürfe für Kinder aus ganz Europa begutachten. Darunter durchdachte multifunktionelle Holzmöbel ebenso wie Robustes aus reinem Karton (darunter sogar eine Wiege!), dem die Wabenstruktur seine Festigkeit verleiht und der nach Jahren des Gebrauchs einfach recycelt werden kann. Selbst wer keinen Bedarf an Kinderausstattung hat, wird hier einige durchdachte Entwürfe sehen, bei denen etwa der Umgang mit Ressourcen eine wichtige Rolle spielt. Und von Thomas Maitz erfährt man dann bei Gelegenheit auch noch den feinen Unterschied zwischen Qualitätsprodukt und dem omnipräsenten Asien-Krempel, dessen Einzelteile auf unserem Kontinent nur noch zusammengeschraubt wird, um dann unter dem Label „Made in Europe“ gutgläubigen Eltern untergejubelt zu werden.

Übrigens: Die nächste Empfehlung zur Designweek betrifft das Projekt des jungen Österreichers Konstantin Schmölzer. Er wird im Interview erklären, warum er im Innenhof des Jean-Nouvel-Towers am Donaukanal einen Jägerstand bauen ließ und was das mit Rem Koolhaas zu tun hat.

www.kidsroomzoom.com

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