»Knight Rider« ist heute Realität

Welchen Einfluss hat künstliche Intelligenz auf die gesellschaftliche Realität? Wir haben Experten an Österreichs Hochschulen gefragt.

Gibt es heute überzeugende Darstellungen von Robotern in Science-Fiction-Filmen, wie wir sie bald erleben könnten? Wenn ja, welche wären das?

Kubinger: Ich persönlich finde keine der Darstellungen von Robotern in Filmen realistisch. Jedoch hat Science-Fiction einen sehr wichtigen Einfluss auf die Akzeptanz von Robotern – beispielsweise R2D2 aus "Star Wars" oder Sonny aus "I, Robot".

Fermüller: Ich denke nicht, dass Science-Fiction-Filme realistische Bilder von Robotern bieten, wie wir sie in naher Zukunft im Einsatz beobachten könnten. Aber existentielle Fragen werden in zugespitzter Form illustriert. Um das zu erreichen, sind vor allem anthropomorphe Roboter als Anker geeignet. Man denke z.B. an "Terminator 1-3", "Artifical Intelligence" oder den großen Klassiker "Blade Runner".

Berger: Realistischer waren die Vorstellungen für nicht menschenähnliche Roboter. Vor 30 Jahren gab es z.B. die sehr erfolgreiche Fernsehserie "Knight Rider". Ob Funkuhr, Ortung und Peilung, automatische Routenplanung oder geräuscharmes Fahren, all diese Dinge sind heute Wirklichkeit geworden.

Warum sind selbstfahrende Autos noch nicht auf der Straße?

Fermüller: Noch meinem Wissenstand sind dafür weniger technische als vielmehr offene rechtliche und ethische bzw. politische Fragen verantwortlich. Natürlich werden auch selbstfahrende Autos Unfälle verursachen. Wer ist im konkreten Fall für ein Fehlverhalten des Boardcomputers verantwortlich? Reicht es nachzuweisen, dass diesen Maschinen statistisch weniger Menschenleben zum Opfer fallen als menschlichen Lenkern in vergleichbaren Situationen um sie im öffentlichen Verkehr zu akzeptieren? Welche „Restunsicherheit“ für Maschinen, deren Entscheidungen uns töten können, sind wir bereit in Kauf zu nehmen?

Kubinger: Vollautomatische Autos sind meiner Ansicht nach aus drei Gründen noch nicht auf dem Markt. Erstens ist die Zuverlässigkeit der Sensoren und Autopiloten noch nicht ausreichend, zweitens sind die rechtlichen Rahmenbedingungen weltweit noch nicht gegeben und drittens sind die Kosten für den Kunden noch inakzeptabel.

Berger: Die Einführung autonomer Fahrzeuge kann nur schrittweise erfolgen. Im Grunde passiert dies in Form von Fahrer-Assistenzsystemen. Künftige Microcomputer werden zwar genügend Rechenleistung bieten, die Komplexität der Algorithmen stellt aber einen kaum absehbaren Entwicklungs- und Testaufwand dar.

Gibt es eine Grenze für Tätigkeiten, die ein Roboter niemals übernehmen sollte bzw. so ausführen wie ein Mensch?

Werth: Ein Roboter kann keine Bauchentscheidungen treffen, er hat keine „Seele“. Roboter dürfen nie über Leben und Tod eines Menschen entscheiden, d.h. ein Roboter darf beispielsweise nicht entscheiden, ob ein Patient eine lebensrettende/lebensverlängernde Therapie erhält oder nicht.

Ein Roboter kann uns unterhalten, aber er kann kein Clown sein.

Schmickl: Nein. Wir sind auch nur biologische Maschinen. Also warum sollten Roboter und künstliche Intelligenz nicht denselben Level erreichen.

Fermüller: Das ist eine Frage die spätestens seit dem Erscheinen von Alan Turing’s

berühmten Artikel Computing Machinery and Intelligence (1950) in hunderten Büchern und vielen Tausend Fachartikeln intensiv diskutiert wird. Ein Teil der Schwierigkeit liegt in folgendem "Paradox": Wenn es uns gelingt eine

konkrete menschliche Tätigkeit, die Roboter niemals übernehmen können, ganz genau zu beschreiben oder zumindest genau zu erklären, wie wir Menschen die entsprechende Tätigkeit erlernen können, dann haben wir damit auch die Basis zur formalen Modellierung und damit zur prinzipiellen Automatisierung dieser Tätigkeit geschaffen. Eine mögliche Schlussfolgerung ist, dass es zwar immer eine Grenze geben wird, die Roboter in ihren Fähigkeiten von Menschen trennt, wir diese aber niemals endgültig festhalten können.

Robotik und Mechatronik kann man u.a. am Techikum Wien, FH Joanneum, FH Kärnten und FH Vorarlberg studieren.

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