Fast ohne Story und Emotion wird hier die Geschichte des Action-Kinos zerlegt. Am 24. Juli startet Gareth Evans »The Raid 2« doch noch im Kino.
»The Raid« war konzentriertes Genrekino. Ein Cop – dessen Kollegen schnell dezimiert werden – und eine ganze Horde von Gangstern gegen die er sich in einem Hochhaus ganz hinauf zum Boss kämpfen muss. Wenig Story, nur ansatzweise Emotion, aber ein bis dahin selten gesehenes und erlebtes Maß an Kinetik und Anspannung. Ein Film in Grautönen, der immer Stärker in Blutrot getränkt wird. Die Schusswechsel werden weniger, die Martial-Arts-Auseinandersetzungen mehr. Knochen brechen. »The Raid« hat das Genrekino nicht neuerfunden, aber ernst genommen und ihm eine bis dahin selten gesehene Intensität verliehen. Kino als Rausch der Bilder, Töne und Körper.
Teil 2 hatte sichtbar größeres Budget, bemüht sich in Ansätzen um eine Story und feiert doch nur das pure Kino. Nicht so minimalistisch-konzentriert wie der Vorgänger und wieder mit Schwächen – gleichzeitig aber als eines der unglaublichsten Erlebnisse der jüngeren Kinogeschichte. Cop Rama muss sich diesmal undercover in eine Verbrecher-Organisation einschleusen lassen; in einem Gefängnis das Vertrauen des Sohnes vom Boss erkämpfen. Während des Films verändern sich beinahe alle Fronten der Auseinandersetzungen und nicht jede Wendung geht sich narrativ ganz aus.
Dafür feiert Evans sein Budget als Ausstattungs- und Design-Orgie. Verzichtet großteils auf Schießereien und lässt stattdessen mit hoher Schlagzahl Körper gegeneinander antreten. Kaum ist eine Action-Szene vorbei, verdichtet sich schon wieder die Musik und kündigt von der nächsten Auseinandersetzung. Die Zuseher entspannen sich keine Minute. Nehmen fast alle im Saal die ersten Brutalitäten noch gelassen hin, steigt mit jedem Kampf die allgemeine Anspannung und die körperliche Wirkung des Films, bis immer mehr doch nicht mehr können und sich befreien, in dem sie über die sterbenden und geschundenen Körper lachen. Im letzten Drittel kommt es dann zu einem sich absetzenden Höhepunkt: Eine der besten und wahnsinnigsten je gedrehten Auto-Verfolgungs- und -Kampf-Szenen. Hier wirbeln Fahrzeuge, Kugeln und Kamera. »The Raid 2« erzählt trotz allem keine komplexe Gangsterstory, hebt Kino als körperliches Erlebnis auf ein neues Level. Und der Puls steigt immer weiter an.
»The Raid 2« startet am 24. Juli 2014 in den Kinos.
Bild Koch Media