Kreative GrenzgängerInnen

Kreative Köpfe und Ideen gibt es überall auf der Welt. Wir haben mit österreichischen UnternehmerInnen gesprochen, die grenzüberschreitend arbeiten und sich auch über das C hoch 3 Kreativwirtschaftscoaching vernetzt haben. Was bedeutet internationale Kreativwirtschaft?

CHoch3 GrenzgängerInnen
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Österreich hat genug Nachbarländer, in die man als innovatives Unternehmen kreative Kontakte pflegen kann. Es ist aber nicht immer einfach, über Landesgrenzen hinweg zu netzwerken und mit Kunden zu kommunizieren. Warum es sich trotzdem lohnt, länderübergreifende Business-Beziehungen einzugehen und was man als international agierendes Unternehmen beachten sollte, haben uns Grenzgänger aus der Kreativwirtschaft erzählt.

Österreich und der Rest der Welt – Jim van Hazendonk, Racoon Media

Jim van Hazendonk hat niederländische Wurzeln und gründete in Vorarlberg sein Unternehmen Racoon Media, mit dem er 3D-Modelle für Spieleentwicklung und Grafikdesigns gestaltet. Aufträge bekommt er aus vielen verschiedenen Ländern.

Jim van Hazendonk von Racoon Media
Jim van Hazendonk von Racoon Media

„Ich bin 2012 mit Frau und Kind aus Holland nach Österreich gezogen. Da ich die Sprache nicht konnte und es schwierig war, Arbeit zu finden, habe ich mich selbstständig gemacht. Es war aber natürlich auch schwer, mit wenig Deutschkenntnissen Kunden zu finden, also hab ich vor allem online gesucht. Am Anfang habe ich einfach viele Designs entwickelt und auf Social Media gepostet. Früher war ich ein bisschen schüchtern, was lokales Marketing angeht. Aber über C hoch 3 hab ich dann auch gelernt, mich in der Region zu vernetzen und mit meiner Arbeit rauszugehen und sie zu präsentieren, auch wenn sie nicht fertig ist. 2015 habe ich Racoon Media gegründet. Mittlerweile habe ich Kunden in England, Spanien, Portugal und jetzt auch in den USA. Game Studios genauso wie Universitäten. Wenn man international zusammenarbeitet und sich nicht persönlich absprechen kann, ist es vor allem wichtig, ehrlich zu sein und alle Kommunikationskanäle gut zu nutzen. Es hilft auch, sich so oft wie möglich über die momentanen Arbeitsschritte am Laufenden zu halten, zum Beispiel über Google Hangouts. Im Erstgespräch mit Neukunden aus dem Ausland frage ich auch nicht nur nach der Philosophie des Unternehmens, sondern auch nach der lokalen Kultur und Identität. Die kann man von innen nämlich besser beurteilen als von außen. Die enge Kommunikation mit den Kunden ist noch wichtiger, wenn man örtlich voneinander entfernt ist.“

Ein-Personen-Unternehmen an zwei Standorten – Frank Brändlein, Der Bergvagabund

Frank Brändlein hat jeweils ein Büro in Würzburg und Klagenfurt. Als „Bergvagabund“ hilft er anderen Unternehmen bei der Projektorganisation und Markenimplementierung.

Frank Brändlein von Der Bergvagabund
Frank Brändlein von Der Bergvagabund

„Ich war bis letztes Jahr in einer Corporate-Design-Agentur angestellt und habe die Idee entwickelt, ein kleines Unternehmen mit dem Fokus Markenimplementierung zu gründen, weil ich gemerkt habe, dass viele Kunden Bedarf an einem strukturiert designten Markenauftritt hätten, sich aber ungern an die Sache rantrauen, weil die Leistungen größerer Agenturen mit hohem Aufwand und Kosten verbunden sind. Oft reichen auch schon kleine Veränderungen am Corporate Design ohne die riesige Trommel anzurühren. Während des C hoch 3 Workshops habe ich gemerkt, dass vor allem in der Tourismusbranche in Kärnten ein größeres Potenzial zur Überarbeitung des eigenen Markenbildes da ist. Deshalb wollte ich hier Fuß fassen. Netzwerken in Österreich läuft ein bisschen anders als in Deutschland. Man muss in gewissen Kreisen etabliert sein, um weiter zu kommen. Deshalb habe ich mich noch nicht ganz auf die Präsenz in Österreich verlassen, sondern arbeite auch noch in Würzburg, meiner Heimat. Was in Österreich anders ist, ist eine gewisse charmante Unverbindlichkeit in den Absprachen. Vielleicht ist das aber auch das deutsche Gemüt, dass wir in solchen Dingen oft sehr hartnäckig und sehr auf dem Punkt sind. Das kann aber auch daran liegen, dass die Branche hierzulande insgesamt noch eher den Nimbus des Aufbruchs hat. Man lässt hier zwischen den Zeilen noch ein bisschen mehr zu. In Deutschland ist die Kreativbranche vielleicht schon ein bisschen zu groß, zu durchstrukturiert.

Das Problem an zwei Präsenzen: Vom Gefühl her ist man immer gerade am falschen Ort. Wenn man nur zeitweilig da ist, baut man keine passende Infrastruktur auf. Ein Netzwerk ermöglicht einem, an mehreren Orten zu sein. Ich habe vor, eine Kooperation mit einer Firma aus dem Multimedia-Bereich einzugehen – ich vertrete diese bei deutschen Kunden vor Ort und ich kann einen Repräsentanten in Klagenfurt einsetzen. Gerade für ein EPU, wie ich eines habe, erleichtert so eine Kooperation vieles.“

Mittelpunkt zwischen Heimat und Kunden – Kristina Waltner, Aurora Bytes

Kristina Waltner, Geschäftsführerin von Aurora Bytes, hat mit ihrer Filmagentur in Oberbayern vor allem Salzburger Kunden.

Tina Waltner von Aurora Bytes
Tina Waltner von Aurora Bytes

„Wir sind eine Filmagentur, also nicht nur eine Produktion. Wir beraten erst einmal ausführlich und setzen die Filmprojekte dann komplett hausintern um. Der Kunde hat so einen zentralen Ansprechpartner und nicht zehn im Laufe des Projektprozesses. Ursprünglich kommt das Gründerteam von Aurora Bytes aus der Chiemsee-Region in Bayern. Meine beiden Kollegen haben dann in Salzburg Film studiert und den Kontakt hierher aufgebaut. Ich habe in Traunstein meine Ausbildung gemacht. Und Taisendorf war dann quasi die geografische Mitte von beiden Orten, sodass wir in beide Richtungen unsere Beziehungen aufbauen und stärken können. In Deutschland läuft das kreativwirtschaftliche Arbeiten sehr strukturiert und nach Regeln, in Österreich ist man ein bisschen gemütlicher, lockerer und offen für neue Sachen. In Salzburg ist das Kreativwirtschaftsnetzwerk viel ausgedehnter als in Rosenheim, München, Städten in dieser Gegend. Wir haben angefangen, in der Projekt-Kommunikation verstärkt auf die persönliche Ebene zu gehen, weil wir gemerkt haben, dass das vor allem bei Kunden in Salzburg gut ankommt. Es macht mir viel Spaß zwischen den beiden Ländern hin- und herzuswitchen. Mit mehr Vielfalt kommt auch mehr Spannung in der Arbeit.“

Webdesign im Dreiländereck – Phuc Le

Phuc Les Webdesign-Unternehmen, das seinen Namen trägt, sitzt in der Grenzregion Vorarlberg.

Phuc Le
Phuc Le

„Einfach ausgedrückt mache ich Webseiten und bin spezialisiert auf Front End Development. Das bedeutet, dass ich näher mit Designern zusammenarbeite. Ich bin quasi ein Zwischenmensch zwischen Design und Programmieren. In der Dreiländerregion zu arbeiten, ist vor allem sehr praktisch, weil man sich schneller persönlich mit Kunden aus dem Ausland zusammensetzen kann. Manchmal ist es einfach besser vor Ort zu sein als E-Mails zu schreiben, auch wenn man natürlich gerade in der Kreativwirtschaft viel online abwickeln kann. Kommunikationsprobleme entstehen generell – unabhängig davon, in welchem Land der Kunde ist. Mit internationalen Kunden muss man aber zum Beispiel auch immer mit der Steuer aufpassen und wohin man die Rechnungen schreibt.

Das persönliche Netzwerk funktioniert viel besser als irgendwelche Marketingstrategien. Gerade fürs Kontakteknüpfen im Ausland sind Meet-ups in den Regionen sehr hilfreich. In Dornbirn haben wir zum Beispiel die Agent Conference und den Hackathon veranstaltet. Damit versucht man natürlich auch, Leute aus verschiedenen Ländern einzuladen. Auch wenn es nicht ganz einfach ist, Kunden aus dem Ausland anzusprechen. Gerade in Liechtenstein und der Schweiz liegt der Fokus auf Business-Kontakten im eigenen Land. Bei meinem C hoch 3 Kreativwirtschaftscoaching waren auch zwei Teilnehmer aus Liechtenstein dabei. Sie gehören jetzt zu meinen Kunden.“

 

Bei Phuc Le, Kristina Waltner, Jim van Hazendonk und Frank Brändlein hat das Kreativwirtschaftscoaching von C hoch 3 den Ausbau internationaler Kontakte gefördert. Noch bis zum 24. Februar kann man sich hier dafür bewerben.

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