Christoph Thun-Hohenstein will das MAK als Weltklassemuseum sichtbar machen und dafür legt er sich und sein Team ins Diskussions-Zeug. Ein öffentlich geführter Diskurs soll die Prioritäten des Hauses ausloten.
Der neue MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein macht sich Gedanken zur Zukunft des MAK. Und das nicht ganz alleine. Neben Gesprächen mit Mitarbeitern und einem 22-köpfigen Führungsteam, das unter MAK-Vorgänger Peter Noever ja noch grob in zwei Lager gespalten war, werden in mehreren Diskussionsrunden die Zukunftspotenziale von einzelnen Bereichen des MAK mit der Öffentlichkeit ausgelotet. Dass in so einem Prozess nicht jede Position verwirklicht werden kann, sollte klar sein. Dass so ein Prozess aber überhaupt initiiert wird, ist an sich schon sehr ungewöhnlich.
Diese Initiativen sollen das MAK in ein „Kreativlabor“ verwandeln. Unter dem Titel "MAP – Memory and Progress" werden zwei Phasen dieser Feedbackschleifen stattfinden. Der Fokus liegt dabei auf dem Gedächtnis ("memory") und auf die Weiterentwicklung ("progress") des Hauses. Zentrales Anliegen wird die Frage sein: Was ist der Stellenwert der Architektur und des Designs im 21. Jahrhundert? Durch dieses hinterfragen soll „der Begriff der angewandten Kunst klarer als bisher definiert werden“, so Thun-Hohenstein. Design und Architektur soll hiermit eine Aufwertung erfahren. Gegenwartskunst soll dabei ein wesentliches Standbein des MAK bleiben, genau das Feld also, das in letzter Zeit für einige Diskussionen zwischen den großen, öffentlichen Häusern des Landes sorgte.
Angewandte Interdisziplinarität
Ein Dialog zwischen den Disziplinen ist Thun-Hohenstein sehr wichtig und ein Ansatz, den er schon in seiner Arbeit für die Kreativagentur der Stadt Wien Departure konsequent verfolgte.
Und darauf konzentriert sich auch die neue Ausstellung »Erschaute Bauten«. Der Ansatz der Ausstellung ist es nicht nur Architektur aus der Perspektive der zeitgenössischen Kunstfotografie zu betrachten, sondern will auch eine kritische Würdigung von Architektur mit künstlerischen Mitteln leisten. »Erschaute Bauten« erkundigt prominente Bauten, sogenannte Architektur-Ikonen und erforscht in wie weit ihre Darstellung in der Hoch- und Populärkunst etabliert wird. Anlässlich der Ausstellung wird, in Zusammenarbeit mit dem Volltext Verlag, ein deutsch-englisches Magazin erscheinen.
1864 als Museum für Kunst und Industrie gegründet, wurde das Museum für Angewandte Kunst später zur Schnittstelle von Tradition und Gegenwartskunst umgedeutet. Einen Weg als Kreativlabor versuchte das MAK erst kürzlich mit dem »Großen Wiener Kaffeehaus-Experiment« zu gehen, das aktuell im MAK läuft.
Ende November wird man im Rahmen der Jahrespressekonferenz dann weitere Einblicke in das Wirken der neuen MAK-Direktion bekommen.
»Erschaute Bauten – Architektur im Spiegel zeitgenössischer Kunstfotografie«
MAK-Ausstellungshalle, Eröffnung: 6. Dezember, 19.00 Uhr