Warum es sich lohnt, die 13 noch bestehenden Arthouse-Kinos Wiens in einer Welt unendlicher Internetmöglichkeiten trotzdem und gerade deshalb zu besuchen.
Filmhaus Kino am Spittelberg (© Stadtkino Filmverleih)
Das Filmhaus Kino am Spittelberg präsentiert drei Vorstellungen pro Tag und hat sich auf ein eher ausgefallenes Programm spezialisiert. Aktualität und Österreich-Bezug, gleichzeitig aber auch internationales Kino, auf das man sich einlassen muss, das alles gibt es hier. Zurzeit läuft etwa Holz Erde Fleisch und The Assassin. Filmhaus Kino am Spittelberg, Spittelberggasse 3, 1070 Wien
Metro Kinokulturhaus (© Manfred Werner)
Das ehemalige Metro Kino hat schon eine lange, abwechslungsreiche Geschichte hinter sich, wurde es doch zuerst als Vergnügungslokal und später als Theater genutzt. 2002 wurde es vom Filmarchiv Austria übernommen. Dadurch wurde es offiziell zum Kulturkino und spiegelt seither das österreichische Filmschaffen wider. Durch eine Gebäudeerweiterung über dem historischen Saal auf drei Ebenen (ca. 500 Quadratmeter) ist die Ausstellungsfläche stark gewachsen und diese wird für Retrospektiven, Premieren, Hommagen, Tributes und weitere Specials genutzt. Vermittlung von Kinogeschichte auf historischem Boden ist hier garantiert. In dem wunderschönen Kinosaal reicht das Programm von früheren Produktionen der 1950er bis zu aktuellen Filmen. Das Kulturhaus besteht außerdem aus dem Audiovisuellen Zentrum Augarten, das ein hübsches Restaurant und ein Open Air-Kino umfasst. Im Angebot derzeit: In Memorian Artan Minarolli: Alive!, Peeping Tom und Shine A Light. Metro Kinokulturhaus, Johannesgasse 4, 1010 Wien
Gartenbaukino (© Gartenbaukino)
Der Österreichische Gartenbau-Gesellschaft, der Verein für Garten- und Pflanzenfreunde, gab 1919 seinen Ausstellungsort für die Entstehung eines Kinosaals her. Den Namen trägt das Kino bis heute. Mit 736 Sitzplätzen ist das Gartenbaukino mit dem größten Kinosaal Wiens ausgestattet. Als einziges österreichisches Kino besitzt es zudem eine Cinerama Leinwand; diese zeichnet sich durch ein extremes Breitwand-Filmformat aus. Seit 2016 ist nun auch wieder 70mm spielfähig, was zu einer Blickwinkelerweiterung führt – und das nicht nur auf Unterhaltungsebene. Die analogen Projektoren sind außerdem bis heute in Betrieb. Die Größe und der Standort sorgten unter anderem dafür, dass das Kino bereits seit 1973 von der Viennale als Spielstätte genutzt wird. Mit dem Ausstrahlen von Premieren und gleichzeitigen Specials, wie Schinken, Schlusslicht oder Salon Sehnsucht, ist das Gartenbaukino breit und attraktiv für jegliche Lusthaber an Film und Gesellschaft aufgestellt. Gespielt wird momentan: Drive, High-Rise und The Neon Demon. Gartenbaukino, Parkring 12, 1010 Wien
Österreichisches Filmmuseum (© Hertha Hurnaus)
Hier täuscht der Name, denn hinter dem Museum birgt sich nicht etwa eine Ausstellung von Drehbüchern, Fotos oder Kostümen, sondern das Museumsstück ist der reine Film an sich, der in dieser seit 1964 bestehenden Kinemathik im Gebäude der Albertina gezeigt wird. Oft bietet das Museum auch Workshops zu Forschungsprojekten an. Bis 26. August befindet sich das Filmmuseum jedoch in der Sommerpause. Österreichisches Filmmuseum, Augustinerstraße, 1, 1010 Wien
Schikaneder (© Waystone Film)
Das Schikaneder (Bar und Kino) überzeugt durch seine kluge Symbiose von Kunst, Kultur, gepaart mit Coolness und Charme. Es gibt hier einen multifunktionalen Saal, der nicht nur Sessel, sondern auch Sofas zum Filmgenuss bietet. Im Saal werden nicht nur Filme gezeigt, es gibt auch Performances, Theateraufführungen, Premiere- und Privatvorführungen. Das Programm zeigt sich dabei immer modern und wegweisend. Derzeit gibt es etwa Bass Runner, Miss Flugangst und Sebastion Brauneis zu sehen. Schikaneder, Margeretenstraße 24, 1040 Wien
Stadtkino (© Robert Newald)
Im Stadtkino laufen österreichische sowie internationale Filme von Bedeutung – eine interessante Mischung aus Kult, Neuheit, Internationalität und Dokumentarfilm. Es wird zudem als Festivalzentrum für die Vienna Independent Shorts (VIS) genutzt. Weiters gibt es Podiumsdiskussionen. Derzeit läuft unter anderem The Assassin und Risttuules – In The Crosswind. Stadtkino, Akademiestraße 13, 1010 Wien
Top Kino (© Top Kino)
Ins Top Kino geht man – wie auch ins Schikaneder – ja nicht nur immer zum Filmschauen. Erschwingliches Essen und die natte Atmosphäre ziehen nicht nur Cineasten an. Denoch zahlt es sich aus, statt eines Biers auch mal in eine Karte zu investieren. Das Programm setzt sich aus Erstaufführungen österreichischer sowie europäischer Filmkunst zusammen. Verschiedene Filmfestivals finden hier ebenso statt. Momentan wird etwa gezeigt: Vor der Morgenröte, FtWTF – Female to What The Fuck und Kill Billy. Top Kino, Rahlgasse 1/Theobaldgasse, 1060 Wien
Votivkino (© Hertha Hurnaus)
Das Votivkino ist ein Programmkino mit Tradition, denn es besteht seit über 100 Jahren. Seit 1912 weist das Kino eine vielseitige Geschichte auf, die auf verschiedenste Besitzer und Umbauarbeiten zurückzuführen ist. Es gab Höhen und Tiefen in der Entwicklung vom Premierenkino zum Bezirkskino – zum Beispiel die Tatsache, dass es zu einem der vier Wiener „Disney-Kinos“ wurde. Trotzdem erlebte das Kino in den 1980ern seinen Tiefpunkt, bis es 1986 erneut zum Besitzerwechsel kam. Später wurde auf drei Säle erweitert. Die gelungene Kombination von Historischem (Filme werden zum Beispiel weiterhin in der 35mm-Technik und zum Teil analog gezeigt) und Modernem zeigt sich als erfolgreiches Konzept. Die Uni liegt in der Nähe, das Kino profitiert durch seine gute Lage – Studenten sind also keine seltenen Gäste. Filmfrühstück und Schul-, Kinder-, und sogar der Babybezug fördern die Attraktivität zusätzlich. Das Programm orientiert sich an internationalen Neuerscheinungen, greift aber auch auf ältere Filme zurück, die an Wert und Wirkung nicht verlieren. De France ist der französische Teil des Kinos. Gespielt wird zur Zeit unter anderem Verräter wie wir, Ma Ma und Nur wir drei gemeinsam. Votivkino, Währinger Straße 12/ Schottenring 5
Eine längere Tour von Programmkino zu Programmkino bietet sich aktuell bei der Viennale an, die noch bis 2. November in Wien stattfindet. Hier geht’s zum Programm. Anfang Jänner empfiehlt sich zudem die Nacht der Programmkinos.