Die Wiener Indie-Pop-Band Kommando Elefant hat zur Zeit einen Lauf. Ihr aktuelles Album „Komm wir hauen Granaten rein. Das kleine bisschen Leben.“ war gleich mit zwei beachtlichen Hits bestückt, die auf FM4 rauf und runter gespielt wurden. Im Zuge dessen eroberten sie nicht nur die Herzen der Hörer, sondern veranlassten diese auch gleich zu fleißigem Voten für den kommenden FM4-Amadeus-Award. Die erste Hürde in Form der Nominierung haben sie gepackt. Die zweite – gewinnen – steht noch aus. The Gap plauderte mit den beiden Jungs von Kommando Elefant über ihre Schlager-Anleihen, Humor im Popbusiness und fragte genauer nach wie kaputt sie denn eigentlich ihre Kunst macht.
Wo ist Kommando Elefant für euch selbst am Besten aufgehoben? Im Indie-Schuppen, auf einer Electro-Party oder bei einer diskursfreudigen b>Spex-Party?
Das Schöne an Kommando Elefant ist, dass der Sound unserer Meinung nach nicht so einfach zu schubladisieren ist. Wie wir finden die große Stärke unseres Projekts. Im Grunde ist Kommando Elefant im übertragenen Sinn ein Singer-Songwriter mit Club-Appeal, d.h. die Songs und die Texte sind extrem wichtig und funktionieren auch am Lagerfeuer. Zu intelligenter Musik tanzen können ist das Ziel.
Ihr liebäugelt mit Electro und Pop. Wie wichtig ist euch denn eigentlich wirklich elektronische Musik und der dazugehörige Clubkontext?
Uns ist sowohl der Club- als auch der Zuhausekontext wichtig. Elektro-Musik ist uns insofern wichtig, da wir das einfach mögen. Gibt doch nichts Schöneres als einen fetten Sägezahn-Synthie [lacht!] – wir loten mit Kommando gerne Grenzen aus und wie gesagt, finden wir es interessant an der Schnittstelle von Singer/Songwriter und Elektronik zu arbeiten.
Das Stichwort Schlager blitzt immer wieder in Zusammenhang mit euch auf – Wie steht ihr dazu?
Wir diskutieren da auch intern immer wieder. Aber prinzipiell: Was ist nicht Schlager? Es gibt zwar diesen prototypischen Schlager der textlich und musikalisch unterste Schublade ist, davon möchten wir uns schon klar abgrenzen, aber wir fühlen uns nicht auf den Schlips getreten wenn jemand unsere Musik als Schlager-Indie klassifiziert. Wir picken uns halt die Rosinen aus dem Schlagerkuchen raus.
Humor scheint bei euch auch eine große Rolle zu spielen – Wie wichtig ist eurer Meinung nach Humorfähigkeit bzw. Selbstironie generell für Musiker?
Wir finden Humor generell sehr wichtig. Bei Kommando Elefant spielt Humor und vor allem das Übersichselbstlachenkönnen eine ganz wichtige Rolle. Wir finden Bands, die todernst auf der Bühne stehen, sich selbst überwichtig nehmen nicht sehr spannend. Bei Kommando Elefant ist es möglich humorvolle Dinge zu bringen und dann doch auch ernste bzw. ernsthafte Texte zu machen oder emotional zu berühren.
Ihr seid ja heuer für den FM4-Amadeus nominiert – wie wichtig ist das für euch? Ihr verlost ja auch ein Wohnzimmer-Konzert und mehrere Fanpackages unter allen Kommando Elefant-Votern, oder?!
Für uns ist das total wichtig, vor allem weil wir FM4 schon als unseren musikalischen Heimathafen sehen. Zum einen ist es eine schöne Bestätigung direkt durch das Publikum gewählt zu werden und zum anderen bringt das medial und aufmerksamkeitsmäßig extrem viel. Wir finden es total super, dass unser Label so gute Promo-Arbeit macht. Die pseudo-coole Einstellung mancher Bands, für den FM4-Award keine Werbung zu machen weil das uncool ist, einfach falsch. Wenn man Musik auf einem gewissen Niveau machen will, dann gehört Promotion dazu.
Ihr habt das Label Las Vegas-Records, auf dem ihr auch eure eigene Platte erschien, gegründet. Wie tut ihr euch als Labelbetreiber in Österreich?
Das Label LasVegas Records wurde vor 4 Jahren von uns und ein paar Freunden gegründet. Wir zwei sind da jedoch mittlerweile nur mehr so eine Art stille Teilhaber. Für Österreich mit seinem kleinen Musikmarkt ist es unserer Meinung nach die beste Konstellation, ein eigenes Label zu gründen. Wenn man dann gute Promo-Arbeit leistet, landet man auch nicht am Abstellgleis wie bei einem Major oder auch bei vielen anderen Indie-Labels. Muss sich schon auch über die Dimensionen bewusst werden, um die es in Österreich geht. Als Indie-Act tausend Platten zu verkaufen ist für Österreich eine mittlere Sensation und schlägt sich auch sofort in Chartplatzierungen nieder. Es gehört eine große Portion Idealismus dazu ein Indie-Label zu betreiben, aber es macht auch sehr viel Spass und man hat den Vorteil seine eigenen Entscheidungen auch umsetzen zu können.
Wie seht ihr die österreichische Musiklandschaft zur Zeit? Geht es da erfolgstechnisch bergauf, geht es bergab? Was ist gut, was ist schlecht oder was muss erst noch passieren?
Derzeit sind viele Musiker aus Österreich wahnsinnig gut unterwegs. Dermaßen viele gute Acts und feine Musik auf derartig hohem Niveau hat es fast noch nie gegeben. FM4 und die Österreichischen Musikfonds haben schon viel dazu beigetragen. Die Motivation der Szene ist durch die Möglichkeit Airplay auf FM4 zu bekommen einfach gestiegen, durch den Musikfonds haben auch kleine Projekte die Möglichkeit ordentliche Produktionen auf die Beine zu stellen. Die Bands trauen sich musikalisch mehr und niemand rennt mehr einem Majordeal hinterher. Bei den Majors werden die Songs dann sowieso nur solange umgemodelt bis irgendein A&R aus Niedersachsen die Sachen gut findet.
In eurem Track „Komm mir nicht mit Kunst“ singt ihr: „Die Kunst macht dich kaputt, die Kunst macht dich verrückt…“ – Wie verrückt und kaputt macht euch denn eure Kunst?
Ein klein wenig Verrücktheit hat uns der liebe Gott oder wer auch immer schon in die Wiege gelegt. Sonst würden wir wohl nicht das tun was wir machen, sondern würden in Glaspalästen sitzen und Lebensversicherungen verchecken. [lacht!] Unsere Kunst dient eher als kleines Ventil für den alltäglichen Wahnsinn und Schmerz, aber auch für die schönen Dinge. Zusammengefasst kann man sagen dass uns unserer Musik nicht verrückt macht – eher im Gegenteil.
Wo geht es mit Kommando Elefant noch hin, außer zum Amadeus natürlich?
Kurz gesagt: Weltherrschaft. Wir sehen Kommando Elefant als Kunstprojekt. Unsere künstlerischen Interessen sind recht weit gestreut und wir wollen viele davon miteinfliessen lassen. Es gibt zum Beispiel Gespräche mit einem Wiener Verlag über ein Kommando Elefant-Buch. Klingt alles recht utopisch, aber wenn uns jemand vor einem Jahr gesagt hätte dass wir für den FM4-Award beim Amadeus nominiert sind, hätten wir ihn wohl gefragt welchen Schnaps er getrunken und was der gekostet hat.
„Komm wir hauen Granaten rein. Das kleine bisschen Leben.“ ist bereits bei Las Vegas Records im Vertrieb von Hoanzl erschienen. Weitere Information, Hörproben und Tour-Daten findet man unter www.kommandoelefant.at und www.myspace.com/kommandoelefant oder auf ihrer Label-Website www.lasvegasrecords.at