In Österreich werden wieder Labels gegründet, u.a. Bare Hands Records. Eine Reihe von Produzenten und Veranstaltern aus Techno, House und gemischten Beats schickt sich an unter den neuen Bedingungen der internationalen Musiknetzwerke ihre Tracks unter die Leute zu bringen. Wir stellen sie in einer Serie vor.
Mit dem wiedererstarkten Vinylverkäufen, der Zunahme an Produzenten (ohne Release kein internationales Ansehen), nimmt nun auch in Österreich, vor allem in Wien, die Labellandschaft zu. Überall sprießt es wild und die Euphorie ist groß – dabei kann das schmale Spielgeld von Omas Erbe schnell weg sein. Deshalb fragen wir: Was erwartet Gründer und womit müssen sie rechnen? Was ist die Motivation für ein eigenes Label?
Viele Informationen gibt es über das Label Bare Hands nicht zu finden. Auf der Plattform Discogs gibt es einem E-Mail Adresse, die bereits vermuten lässt, dass Betreiber und Artists unter einer Decke stecken könnten. Dies bestätigt sich mit dem Label-Interview. Die Jungs von Herla haben beschlossen selbst Hand anzulegen und haben kurzer Hand ihr eigenes Label auf die Beine gestellt. Was damit passieren wird und worauf wir gespannt sein können, erfahrt ihr nun hier:
Wer steckt hinter Bare Hands?
Herla: Daniel und ich haben einen sehr ähnlichen Zugang zur Musik. Als wir uns vor drei Jahren auf einer Party, auf die wir gebucht wurden, kennengelernt haben, merkten wir schnell, dass uns die gleiche Musik anspricht. Vor eineinhalb Jahren kam uns dann die Idee, eine Kollaboration zu starten. Daraus entwickelte sich das eigene Label.
Was war eure Motivation dafür?
Herla: Wir haben ziemlich schnell erkannt, dass wir oft die gleichen Ansätze verfolgen, Dinge umzusetzen. Neben den musikalischen Parallelen, die sich durch unser gemeinsames Projekt abzeichneten, ähnelt sich auch unser Sinn für Ästhetik. Des Weiteren ist es sehr angenehm, die Dinge selbst in der Hand zu haben, siehe auch Label-Name.
Triebfeder war sicherlich auch, dass es in Österreich kaum ein Label gab, mit dem wir unsere Musik in Verbindung bringen konnten. Außerdem haben wir es auch schätzen gelernt, mit Künstlern aus anderen Bereichen zusammenzuarbeiten, die unsere Visionen teilen. In diesem Zug möchten wir uns bei Andrea Ida und Lisa Hopf bedanken, die uns bisher bei der grafischen Umsetzung unter die Arme gegriffen haben.
Was waren die mühsamen Schritte beim Gründen des Labels? Habt ihr schon einen Plan für Förderungen und Finanzierung oder macht ihr – wie G-Stone oder Affine – einfach mal?
Herla: In erster Linie die bürokratischen Schritte, die mit der Gründung des Labels selbst, bzw. mit der Planung und Umsetzung eines Releases verbunden sind. Ehrlich gesagt haben wir es nicht in Erwägung gezogen, um eine Förderung oder dergleichen anzusuchen, was vielleicht auch wieder mit dem Schreiben unzähliger E-Mails zu tun hat.
In welche musikalische Richtung wird sich "Bare Hands" bewegen?
Unser Ziel ist es mit dem Label Musik zu veröffentlichen, die für den Club konzipiert ist. Darum haben wir uns auch ausschließlich für das Medium Vinyl entschieden. Dahinter steckt kein puristischer Ansatz, es ist schlicht und einfach der einzig in Frage kommende Weg für uns. Das Label wird sich hauptsächlich um Techno und Artverwandtes drehen. Daniel und Ich bevorzugen einen harten, roughen Sound, wollen uns aber auf keinen Fall auf ein bestimmtes Genre festlegen.
Wie und wo werden die Releases erhältlich sein? Habt ihr bereits einen Vertriebs-, Blog- und Promopartner? Und gehört ihr zu den Soundcloud-Raunzern oder Anhängern?
Herla: Neben den einschlägigen Wiener Record Stores Tongues, Das Market und Substance wird es die Releases auch in den bekannten Online-Stores zu kaufen geben. News Distribution (Belgien) hat sich bereit erklärt, den Vertrieb für Bare Hands zu übernehmen. Um Promo-Partner haben wir uns ehrlich gesagt nicht gekümmert. Die Leute, von denen wir dachten sie könnten interessiert sein, haben die Platte aber bereits vorab erhalten. Soundcloud nutzen wir eigentlich nur um Previews für kommende Releases online zu stellen. Dafür eignet sich die Plattform eigentlich ganz gut.
Das Herla-Video ist ja ziemlich biblisch-apokalyptisch. Wer tut sowas Cooles?
Herla: Das Kompliment dürfen wir an dieser Stelle an die Berliner Crew The 29Nov Films weiterleiten. Sie haben nach „From Within“ wieder ein cooles Video für einen unserer Tracks beigesteuert. Wir begeistern uns beide für eine derartige visuelle Umsetzung dieser Musik. Nicht zuletzt haben uns diese Videos schon durch so manche Produktions-Nightsession begleitet.
Was habt ihr in den kommenden zwölf Monaten geplant?
Herla: Im Vordergrund steht gerade die Fertigstellung eines analogen Live-Sets. In diesem Zusammenhang entsteht auch unser nächster Release für Bare Hands. Dieser wird noch vor dem Sommer erscheinen. Außerdem werden wir uns noch einigen Remixen zuwenden.
Herla – Her Fellow‘s Reluctance EP ist bereits bei Bare Hands erschienen.