Aussteiger, Umweltschützer, Surfer-Dudes: darum geht’s im Film „The Old, The Young & The Sea“, einer der ersten Dokus übers Surfen in Europa. An deren Ende will man die Koffer packen und losfahren. Wir haben mit Andreas Jaritz über ihren Film, Surfen und Freiheit geredet.
Die Filmemacher von Nomad Earth Media begaben sich insgesamt 20 Wochen lang auf einen Roadtrip entlang der Atlantikküste von Frankreich über Nordspanien bis nach Portugal. Nicht nur um zu Surfen, so wie es viele auf dieser Strecke tun, sondern auch um ihre Eindrücke mit dem Film „The Old, the Young & the Sea“ in einer europäischen Surfdoku – und damit der ersten ihrer Art – festzuhalten.
Der Film portraitiert Menschen und das Lebens am Atlantik, den Surferlebensstil und die Geschichte des Surfens entlang des European Leg, zeigt fantastische Wellen und die Strände und die verschiedenen Persönlichkeiten, die man dort trifft und deren vielfältige Lebensentwürfe. Mehr als 30 Küstenbewohner erzählen in persönlichen Geschichten über ihr Leben und den Ozean, angefangen von Surf-Pionieren, über Fischer und Umweltschützern bis hin zu Aussteigern. Leute, die vielleicht gar nicht unterschiedlicher sein könnten, erzählen ihre Geschichten. Was sie alle eint, ist ihre Liebe und ihre Faszination für das Meer.
Woher kam die Idee zu dem Film?
Österreich liegt am Meer, also war das naheliegend. Natürlich ganz im Gegenteil: Mario Hainzl – Regisseur und Co-Produzent – und ich haben beide im Ausland studiert, in Chile, Spanien, Senegal, dort viel Zeit am und surfend im Wasser verbracht und auch viele gemeinsame Surftrips nach Spanien, Frankreich, Portugal, Costa Rica und Nicaragua gemacht.
Wir sind seit Jahren verrückt nach dem Surfen. Darüber hinaus haben wir beide Medien- und Kommunikationswissenschaften studiert und sind somit auch mit der Medienproduktion und am Rande auch mit dem Medium Film in Berührung gekommen. Viele, viele schlechte, wie auch gute Surffilme haben uns auf die Idee gebracht, das Thema Europa als Surf-Doku in Angriff zu nehmen. Europa, ein kleiner Kontinent, unheimlich divers, kulturell extrem spannend und manchmal auch ein wenig unterschätzt. Das hat uns sehr gereizt. Die vielen Reisen entlang der Küste Frankreichs, Spaniens und Portugals haben uns dann irgendwann auf die Idee gebracht, den European Leg, also den Küstenabschnitt zwischen Hossegor und die Algarve, als Roadtrip-Doku aufzuarbeiten.
Wir haben Ideen zusammengekritzelt und Leute aus unserem Umfeld mit Medien- und speziell Filmerfahrung zusammengetrommelt und die Idee präsentiert. Das war – glaube ich – 2011 so gegen Ende Sommer. Dann hat eigentlich eines zum anderen geführt: Wir haben ein erstes Grobkonzept erstellt, haben weitere Leute eingeweiht und uns Feedback eingeholt. Der Zuspruch war von Anfang an enorm.
Wie lang seid ihr umher gereist um den Film zu drehen?
Wir haben zwei Mal 10 Wochen gedreht. Das war im Frühling und im Herbst 2012.
Der Film besteht ja aus vielen völlig unterschiedlichen Personen und Episoden. Welche Begegnung hat bei euch den tiefsten Eindruck hinterlassen?
Ich glaube jeder vom Drehteam hat da seine ganz speziellen Favoriten. Aber grundsätzlich waren jede einzelne Begegnung und jeder Drehtag besonders. Jeden Tag haben uns immer wieder neue Herausforderungen auf Trab gehalten. Somit war jeder Drehtag der prägendste. Ein paar meiner persönlichen Highlights waren auf alle Fälle das Interview mit Big Wave Rider Pilou Ducalme, der Dreh mit Juan Giriber, also der Herr aus unserem ersten Teaser, oder die Zeit, die wir mit dem Driftwood Collective in Portugal verbracht haben.
Beim Dreh mit Pilou ist alles extrem einfach von der Hand gegangen, Pilou selbst ist auch so ein entspannter, positiver Typ, da waren wir – obwohl es das erste Interview war – gar nicht angespannt. Juan Giriber ist sowieso mein Superhero. Leider kann er wegen einer Operation nicht mehr Surfen, dafür erklimmt er mit seinen weit über 70 Jahren jetzt z.B. die Tiroler Berge. Die Jungs vom Collective haben mich mit ihrer Surf Philosophie und ihrem Streben nach mehr Nachhaltigkeit im Surfsport stark inspiriert.
Was muss ein guter Film für euch mitbringen?
Schwierig, die Antwort ist wohl sehr vielschichtig, weil das Medium Film das komplexeste ist, dass uns zum Erzählen von Geschichten zur Verfügung steht. Ich glaube, wenn ein Film nachwirkt, sei es, weil man sich empört, weil man nicht mit der Aussage des Films einher geht oder aber natürlich auch, weil einen die Charaktere und ihre Geschichten faszinieren und inspirieren. Dann hat ein Film schon viel erreicht.