Let's Go Surfing

Aussteiger, Umweltschützer, Surfer-Dudes: darum geht’s im Film „The Old, The Young & The Sea“, einer der ersten Dokus übers Surfen in Europa. An deren Ende will man die Koffer packen und losfahren. Wir haben mit Andreas Jaritz über ihren Film, Surfen und Freiheit geredet.

Wie habt ihr euch finanziert? Habt ihr Förderungen bekommen? Sponsoring? Crowdfunding? Hat sich das rentiert? Wie viel Geld braucht man für so einen Film?

Man braucht jeden Cent, den man zusammenkratzen kann. Jedes Sparschwein, das wir finden konnten, musste einen qualvollen Schlachttod erleiden. Da OldYoungSea unser Debütfilm ist, war das mit der Finanzierung so eine Sache: ein bisschen Landesförderung (Danke an das Land Steiermark!), ein bisschen was an Sponsorengelder. Den Großteil haben wir aus eigener Tasche zusammengekratzt und mit Hilfe von unendlich viel unentgeltlicher Arbeitsleistung aller Beteiligten aufbringen können. Jeder einzelne im Team hat sich einen Oskar in Durchhaltevermögen verdient.

Ihr macht ja ein Voting über das beste Foto des Trips. Was hatte das für einen Sinn? Was passiert mit dem Siegerbild?

Es ging uns darum, dass sich die Leute mit der Vielfalt an Charakteren und deren Geschichten näher auseinandersetzen sollten. Wir haben bei der ganzen Aktion immer darauf geachtet, dass wir die mit den Fotos verbundenen Geschichten an die Leute herantragen. Ursprünglich wollten wir damit auch herausfinden, welche Charaktere und Geschichten der Community besonders gefallen. Es sollte uns auch ein wenig bei der Auswahl der Personen helfen, die es in den Film schaffen können.

Schlussendlich hat das Voting aber nicht wirklich Einfluss auf den Entscheidungsprozess gehabt. Nicht nur die einzelnen Charaktere und Geschichten müssen interessant sein, sondern das Zusammenspiel aller Charaktere im Film wichtig. Aber es war auf jeden Fall sehr spannend zu sehen, was die Community so denkt und mit welchen Bildern sie sich identifiziert.

Gibus de Soultrait sagt in eurem Film, dass sich die Surfkultur mit der Demokratie entwickelt hat. Wie stark seht ihr die Verbindung zwischen der Surfkultur und (politischer) Freiheit? Hat diese Surferlebensstil auch etwas mit Politik zu tun?

Ich persönlich glaube, dass Politik – also nicht die Institutionen der Politik, sondern politisches Handeln – immer etwas mit Selbstvertrauen und einem Selbstverständnis zu tun hat. Der Surferlebensstil war historisch betrachtet auch ein anarchistisches Statement. Surfen war lange Zeit die Antithese zum Establishment der Institutionen und der Gleichschaltung der Gesellschaft. Der Surfer Mythos wird bis heute vom Bild des "Lonesome Riders" – des freien Abenteurers, der an die Grenzen der Gesellschaft geht und diese Grenzen auslotet, genährt.

Surfen wurde daher lange Zeit auch an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Surfen war asozial, weil Surfen einerseits vom Surfer die volle Hingabe erfordert, also enorm viel Zeit, Kraft etc., aber andererseits nichts Produktives ist. Das war der aufkommenden Schaffe-schaffe-Häusle-baue-Mentalität in den 1970er und 1980ern ein Dorn im Auge. Erst viel später wurden auch politische Statements mit dem Surfen verbunden. Spätestens als die Umweltschutzdebatte mit der Zunahme der Verschmutzung der Meere aufkam. Da wurde Surfen dann wirklich politisch.

Habt ihr zu den Leuten, die ihr gefilmt habt, jetzt noch Kontakt? Dieser Typ im Film, der Plastik aus dem Meer fischt, bis er zwei Tonnen zusammen hat, wie viel hat er schon gesammelt?

Wir sind mit vielen Leuten aus dem Film in Kontakt. Melea, die Deutsche mit dem Camper Van, kam zu einigen unserer Filmpräsentationen in Deutschland, sie war auch bei der Premiere in Graz. Einige treffen wir bei Festivals, manche schreiben uns regelmäßig, wie es uns ergeht und einige haben sich natürlich auch beschwert, weil sie es nicht in den Film geschafft haben.

Carlos, der Mann mit dem mächtigen Bart, müssten wir echt mal fragen, wie viel Müll er schon gesammelt hat. Wir haben die Drehreisen so intensiv erlebt und auch mit den Charakteren gelebt, dass sich eine starke Verbundenheit ergeben hat. Das macht mich ziemlich glücklich, weil auch abgesehen vom Film, viel Persönliches geblieben ist.

"The Old, the Young and the Sea" läuft demnächst in den österreichischen Kinos.

oldyoungsea.com

br />Termine:

28. April Haydn Kino, Wien

7. Mai Schubert Kino, Graz

9. Mai Neues Mozartkino, Salzburg

10. Juni Filmforum, Bregenz

12. & 13. Juni Die Bäckerei, Innsbruck

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...