Der geniale italienische Liedermacher war einer der letzten wirklich guten seiner Art.
Lucio Dalla war einzigartig. Mit seiner Stilsicherheit schaffte er Brücken zwischen sonst so wenig vereinbaren Genres wie der Avantgarde, Jazz, Klassik über Pop bis zum Schlager. Zeit seines Lebens balancierte der Mann mit der rauhen Stimme aus Bologna mit den glühenden Kohlen des Zeitgeistes ebenso ausgewogen wie mit der profunden Kenntnis vergangener Epochen und Jahrhunderte. Vom einfachen Liedermacher, dem so nebenbei millionenfach verkaufte Welthits wie „Caruso“, "Tutta la Vita" oder "Ciao" passierten entwickelte er sich ebenso leichtfüßig wie logisch in Richtung Oper, Literatur und Filmmusik, ohne an Bodenhaftung zu verlieren. Nebenbei leitete er ebenso hellwach die „No Code Gallery“ in Bologna und platzierte das Haus im vorderen europäischen Spannungsfeld der Gegenwartskunst.
Der gerade auf Konzertreise in Montreux an einem Herzinfarkt verstorbene Dalla war zudem eine schon früh öffentlich agierende Person der Homo-Szene. Klug und klar argumentierend, musizierend träumend wie ein barocker Dichterfürst, lustvoll mit Humor gesegnet lebend – ein eitler Pfau als Cantautori eben. Drei Tage vor seinem 69. Geburtstag ist die helle Kerze seiner Stimme erloschen. Aber wie schon Bruce Spingsteen so schön über seinen lebenslangen Mitmusiker Clarence Clemons sagte: „Clarence doesn’t leave the E Street Band, when HE dies. He leaves, when WE die."
R.I.P.