Mädchenmusik. Auch für Jungs.

Das Remix-Wunderkind Ryan Hemsworth veröffentlicht ein Album, das nach Liebe, Leichtigkeit und Glück klingt, den Bogen aber gelegentlich überspannt.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Im Jahr 2009 hatte Facebook 360 Millionen Mitglieder, mittlerweile sind es eine Milliarde. Soundcloud hat seine Nutzerzahlen zwischen 2010 und 2012 von einer auf zehn Million gesteigert. Im selben Zeitraum kam es zu einem Aufstieg einer Generation von Produzenten, die die Möglichkeiten des Social Webs exzellent zu nutzen wissen: Sie kommen ursprünglich nicht aus dem elektronischen Bereich, nehmen das Beste aus Hip Hop und R’n’B, werfen es mit Elementen aus House und teilweise sogar Elektro in den Zementmixer und betonieren damit ihren Weg durch das Internet. Sie kommunizieren persönlich über Twitter und Facebook. Sie sind jung, gutaussehend und als Posterboys geeignet. Sie heißen Cyril Hahn, Cashmere Cat oder eben Ryan Hemsworth. Sie produzieren moderne Dance Music, im wahrsten Sinne des Wortes. Doch sie stehen alle vor einem Problem: Das Internet gibt ihnen die Möglichkeit ihre Songs in Windeseile exponentiell zu verbreiten und ihnen Gigs zu verschaffen. Allerdings funktioniert das Soundcloud-Format eben auf Basis einzelner Tracks und Remixes. Eine Übersetzung in ein Album stößt dann oft an ihre Grenzen. Grundsätzlich gelingt das »Guilt Trips«, dem Langspiel-Debüt vom Ryan Hemsworth, aber ganz gut.

Nicht zu süßlich werden

Der Kanadier Hemsworth gilt als Remix-Wunderkind und hat auch schon »Show Me The Meaning Of Being Lonely« von den Backstreet Boys so zercuttet, dass es wieder cool war. Und auch auf »Guilt Trips« finden sich diese kleinen, absolut glücklich machenden Perlen. Wie »Yaeko Mitamura Is Lonely«, das vom Zusammenspiel von Xylophon, Bongo und den Stakatto-Vocalsamples lebt. Oder »Weird Life«, ein Synthiegewitter vor dem Herren. Und nicht zuletzt das leicht unheimliche »Ryan Must Be Destroyed«, das nach nächtlichen Autofahrten klingt, nach Filmmusik, und bei dem von weit her Kavinsky winkt. Ryan Hemsworth hat keine Angst vor Pop, macht Mädchenmusik, die man auch als Junge gut finden kann. Vielleicht auch umgekehrt. Das bedarf aber eines Balanceakts, der Hemsworth nicht überall gelingt. Leider verliert er bei einigen Tracks den Halt und gleitet ins Süßliche ab. Das gilt insbesondere für Tracks mit Gastsängern wie Bath oder Tinashe. Hemsworth Motto ist offenbar »Happiness & Dreams Forever«. Und das geht sich ziemlich gut aus.

Ryan Hemsworth »Guilt Trips« ist bereits über Last Gang Records erschienen.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...