Maispace – Mögen Robin Hood und Jesus

Teilen ist das neue Zauberwort im Rauschen der Kreativen. Maispace feiert und diskutiert genau das. Heuer unter dem Slogan „Futur Perfekt“. Georg Russegger und Bernhard Tobola erklären im Interview wie Teilen die Welt verändern wird.

Was steht dem Teilen typischerweise im Weg? Urheberrecht? Misstrauen? Internationale Handelsverträge? Reibungsverluste? Zu schwammige Regeln?

GR: Letzteres zuerst. Regeln und Normen lassen sich nicht einfach so aus dem Hut zaubern und noch weniger leicht etablieren. Konsumgesellschaft heißt, besitzen um damit machen zu können was Mann oder Frau will. Werden Sinnangebote geliefert, wie zum Beispiel Car Sharing, heißt das noch lange nicht, dass alle auf ihr eigenes Auto verzichten und auch nicht, dass sie dieses so wie ihr eigenes Auto behandeln. Diese jungen Entwicklungen werden aktuell in vereinzelten Regionen der Welt getestet und hoffentlich können wir darüber lernen, welche Regeln sinnvoll und durchhaltbar sind. Rechtliche Grundlagen sind eine ganz andere Baustelle und betreffen vor allem das Feld von Lizenzen und "Commons". Gemeinschaftliche Nutzung muss auch offensiv über Verwertungsmodelle und mögliche Alternativen zu klassischen Konsumformen nachdenken. Open Source Software zum Beispiel, wieder eine Praxis aus der digitalen Medienwelt, zeigt wie es gehen kann. Firmen wie Microsoft oder IBM haben schon längst den Mehrwert von Open Source erkannt und geben viele Bereiche der Programmierarbeit an Open Source Gemeinschaften ab.

Das Teilen braucht Organisation und Regeln und wird damit selbst zum Beschäftigungsfeld. Welche Entwicklungen gibt es hier?

GR: Gute und bekannte Beispiele sind Etsy, airbnd oder Car2go. Hier haben sich Menschen mit wirtschaftlichem Interesse Gedanken darüber gemacht wie man Infrastrukturen schaffen kann um Ressourcen teilbar bzw. teilhabbar zu gestalten. Diese Dienstleistung hat auch seinen Preis. Aus den Do It Yourself Design Szenen kommen Plattformen und Handbücher, die den sinnvollen Umgang mit Ressourcen durch neue Ideen motivieren. Open Craft zum Beispiel bietet ein Wiki Handbuch, um mit Europaletten Möbel zu designen. Idealerweise fangen wir auch an, Produktionsmittel zu teilen. Autos, Geräte, Ausrüstung, Werkzeug udgl. werden meist für wenige Anwendungen gekauft und können einfach von mehreren genutzt werden.

Sharen als Vorgang wird innerhalb der Kreativen Klasse wohl vielfach anders gesehen als in der klassischen Wirtschaft. Sind diese Sichtweisen homogen oder gibt es auch hier Unterschiede?

Bernhard Tobola: Ich beobachte das genauso und denke, dass das mit Veränderungsprozessen in unseren gesellschaftlichen Arbeits- und Lebensformen zu tun hat. Wenn selbständige Menschen tagtäglich mit ihrer Existenzsicherung konfrontiert sind, fällt ein Tauschgeschäft um vieles leichter bzw. hilft es den Beteiligten auch ohne Investition um schneller weiter zu kommen. Ein Stück weit hat das doch auch mit Solidarität zu tun. Also erwarte ich mir, dass auch mein Gegenüber davon profitiert oder bin ich nur auf die eigene Gewinnmaximierung ausgerichtet?

Des Weiteren ist die kreative Klasse in vielen Punkten einfach schon weiter als Unternehmer in der klassischen Wirtschaft. Sie lebt von weitaus weniger und hat ihre Ansprüche auf ein paar wesentliche Punkte reduziert. Im Grunde will doch jeder zufrieden leben und arbeiten.

MAISPACE ist ein Wiener Event. Wie internationalisiert ist die Wiener Kreative Klasse und welche Unterschiede gibt es vielleicht zu anderen Regionen?

BT: Wien hat in Europa sicher eine Sonderstellung. Alleine durch die Geschichte dieser Stadt kann man von einem internationalen Schmelztigel sprechen. Hier kocht und brodelt es. Sicher laufen internationale Phänomene im Bereich der Kreativwirtschaft anderswo schneller und dynamischer ab. Aber in Wien kann man arbeiten, Ideen und Konzepte entwickeln, ohne gleich auf jeden Hype aufspringen zu müssen. Das ist gut und zeichnet Wien aus und bringt auch Qualität und Freude in unsere Arbeit.

Welche Erfahrungen habt ihr selbst mit Sharing gemacht?

BT: Ich bin häufig in Projekten mit wechselnder Besetzung. Die Anzahl der Mitarbeiter reichen von zwei bis maximal 20 Personen. Den meisten Fortschritt habe ich bei solchen Projekten gesehen, in denen Menschen bereit waren, Tools, Wissen oder einfach nur ihre ehrliche Meinung zu teilen. Das ist tausendmal mehr Wert, als ein gut bezahlter Job in einem großen Unternehmen, in dem sowieso nur versucht wird den anderen auszustechen.

Die Maispace am 30.04.2013 im "The Sharing Econoy Camp" in der Grellen Forelle ab 13 Uhr mit Flohmarkt und Live-DJs.

www.maispace.at

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