Die Makerszene gilt als offen und kreativ, aber Open Access alleine reicht nicht, um sich Raum und Wissen in einer vorwiegend männlich dominierten Szene anzueignen. Auf der kommenden Maker Faire wird Maker_innen und Hacker_innen Platz geboten, sich zu vernetzen.
»Einfach machen.« – so könnte das Motto einer Szene lauten, die seit etwa fünfzehn Jahren wächst, gedeiht und ihren Weg nach Österreich gefunden hat. Der Grundgedanke besteht darin, möglichst allen Menschen einen niederschwelligen Zugang zu hochtechnologischen und damit oft auch teuren Geräten, wie 3D-Druckern, CNC-Fräsen, Plottern oder Lasercuttern zu bieten. Zudem sollen eigene Räume auch die Vernetzung von Menschen, die an ähnlichen Projekten arbeiten, fördern. 2002 eröffnete der Informatiker Neil Gershenfeld das erste Fabrication Laboratory (kurz FabLab) am MIT und setzte damit den Grundstein für die heute rund 600 FabLabs weltweit. Es ist schwierig, die Szene genau ab- oder einzugrenzen – nicht zuletzt, weil DIY kaum Grenzen kennt und sich die Gemeinschaft neben Open Source auch Open Access als Leitmotiv auf die Fahnen schreibt. Diese gewisse ideologische Komponente ist es auch, die Maker von Bastlern im klassischen Sinne unterscheidet. Die von diesem Grundkonzept ausgehende Faszination hat sich in den letzten Jahren auch hierzulande verbreitet – aktuell gibt es über 30 Maker- und Hackerspaces, die Interessierten Raum und die nötigen Arbeitswerkzeuge zur Umsetzung ihrer Ideen zur Verfügung stellen. Die Konzepte sind dabei unterschiedlich – während in Wien das HappyLab und Maker Austria zu den FabLabs zählen, ist das Metalab ein unabhängig und gemeinschaftlich betriebener Raum, dessen Nutzer sich als Kollektiv verstehen.
Hemmschwelle für Frauen oft größer
Teil dieses Kollektivs war auch Stefanie Wurschitz. 2009 gründete sie mit Mz* Baltazar’s Laboratory, den ersten feministischen Hackerspace in Österreich. Obwohl Open Access ein großes Thema ist, bleibt die Hackerszene männlich dominiert und der Zugang für Frauen gestaltet sich oft schwieriger, erklärt sie. »Es besteht ein unglaublicher Aufholbedarf, weil die Hemmschwelle für Frauen einfach größer ist. Viele sind fasziniert von der Maker Culture und sehen diese als Möglichkeit, ihre Träume umzusetzen, trauen sich aber letztendlich nicht in einen Makerspace, weil sie sich unwohl oder technisch nicht gut genug fühlen oder weil sie das Gefühl haben, hier nicht hinzugehören«, erzählt Wurschitz. Dabei sollten Hacker- oder Makerspaces wie ein gemeinsames Wohnzimmer fungieren, in dem sich Menschen einen Raum, aber auch Werkzeuge, Arbeitsplätze und Wissen teilen. Grundlage dafür ist eine angenehme Atmosphäre, in der sich die Maker_Innen ein Stück weit zuhause, vor allem aber respektiert fühlen.
Auch Rollenbilder können gehackt werden
Einen solchen Raum hat das Mz* Baltazar’s Laboratory jetzt im 20. Wiener Gemeindebezirk gefunden – geöffnet ist der Hackerspace ausschließlich für Frauen und Transgender. Erklärtes Ziel der Hacker_Innen ist es, sich mit Technik auseinanderzusetzen, sie zu verstehen und sie dadurch auch ein Stück weit zu entmystifizieren. »Auch eine CNC-Fräse ist kein Wunderding. Keine dieser Technologien ist magisch, alles ist erklärbar und erlernbar«, erklärt Wurschitz pragmatisch. Neben Technologien setzen sich die Hacker_innen von Mz* Baltazar’s Laboratory aber auch mit Ideologien auseinander – denn auch Rollenbilder lassen sich hacken oder zumindest diskutieren. Wer an eine Person, die beispielsweise eine CNC-Fräse bedient denkt, hat zunächst oft das Bild eines Mannes vor sich. Eine Vorstellung, die es durchaus wert wäre, gehackt zu werden. Doch das alleinige Hinterfragen von Ideologien reicht den Maker_innen nicht. »Wir wissen, dass viele der Technologien, mit denen wir uns aktuell beschäftigen, einen großen Einfluss haben, sei es wirtschaftlich oder politisch. Wir wollen diesen Bereich für uns erobern, damit wir letztendlich mitreden, mitarbeiten und mitgestalten können«, so Wurschitz.
Mitgestalten konnte sie jetzt etwa die Maker Faire, die dieses Jahr zum zweiten Mal in Wien stattfindet. Maker_Innen und Hacker_Innen aus verschiedenen Bereichen haben dort die Möglichkeit, ihre Projekte einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Zudem werden Vorträge und Workshops angeboten. Im Rahmen des Festivals organisiert Wurschitz gemeinsam mit Joanna Kowolik und Magdalena Reiter erstmalig ein Netzwerktreffen für Hackerinnen, Bastlerinnen und Programmiererinnen. »Es ist total wichtig, dass Frauen Netzwerke knüpfen, weil wir noch bei Weitem nicht so viele Zugänge haben. Es ist ein systematisches Problem, dass Frauen immer wieder benachteiligt werden und dem muss man sich einfach stellen«, erklärt Magdalena Reiter, die als Designerin arbeitet und im Metalab aktiv ist, die Notwendigkeit. Mit dem Netzwerktreffen will man verschiedenen aktiven Protagonist_Innen in der Szene aktiv die Möglichkeit geben, sich kennenzulernen, sich über Projekte auszutauschen und sich zu vernetzen – denn gemeinsam hacked und maked es sich bekanntlich leichter.
Über die Maker Faire
Nach der Premiere im letzten Jahr kehrt das DIY-Festival, das mittlerweile an 150 Orten in 38 Ländern stattfindet, von 20. bis 21. Mai nach Österreich zurück. Die Veranstaltung in der METAStadt bietet Bastlern, Hackern und DIY-Enthusiasten die Möglichkeit, ihre eigenen Projekte einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen und sich gleichzeitig auszutauschen. Vom Bauen eines eigenen VR-Cardboards über das Bestaunen von Robotern, die Cocktails mixen, bis hin zum selbstgedruckten 3D-Maskottchen bietet das Festival aber auch für alle, die zum ersten Mal Maker-Luft schnuppern wollen, genügend Programm. Neben den ausgestellten Projekten werden zahlreiche Workshops, Vorträge und Podiumsdiskussionen angeboten. Der Fokus liegt in diesem Jahr vor allem auf Virtual Reality, Nachhaltigkeit und Startup-Services, die Makern dabei helfen sollen, ihr Hobby zum Beruf zu machen.