Man soll die Monster riechen können

Ein ganzer Gletscher färbt sich rot. In seinem Inneren wachsen bösartige Mutanten heran. Vor diesem Hintergrund spielt Marvin Krens neuer Film »Blutgletscher«, ein Creature Feature, wie es der österreichische Film noch nicht gesehen hat. The Gap hat den Regisseur zum Gespräch getroffen.

Und dann seid ihr auf die Suche nach einem Puppenbauer gegangen?

Ja, wir wollten Puppen. Wir wollten die Haptik. Man soll die Monster riechen und fühlen können. Es gibt ja auch ganz tolle CGI-Monster, aber selbst bei den besten habe ich das Gefühl, dass sie nicht wirklich leben, sondern eben aus Einsen und Nullen bestehen. Unser Ansatz war ein Old School Creature Feature.

Und da seid ihr bei Chris Creatures gelandet?

Zuerst sind wir zu Tomak gegangen. Das ist ein bekannter Zeichner aus Wien. Er setzt sich viel mit der Anatomie von Tieren und Menschen auseinander und macht fantastische Zeichnungen. Als ich mit ihm über meine Mischwesen, meine modernen Wolpertinger sprach, wusste ich, dass er sie zu Papier bringen kann. Ich wollte eben keine Fantasy-Zeichnungen, sondern richtige anatomische Zeichnungen von diesen Viechern haben. Und damit kamen wir dann zu Chris. Auch er hat sich voll für uns reingehauen. Wenn man so eine Art von Film macht, dann bekommt man ganz viel Liebe geschenkt.

Dein Protagonist war schon in »Rammbock« eher ein Antiheld. Auch Janek in »Blutgletscher« ist ja an sich eine labile Gestalt, aber auf ganz andere Weise.

Zusammen mit Darsteller Gerhard Liebmann ist uns, denke ich, eine Figur gelungen, die es im österreichischen Film so noch nicht gibt. Dort sind die männlichen Helden ja zumeist raunzende Schwachmaten. Janek ist auch ein Raunzer, ein Gescheiterter. Aber er hat außerdem einen irrsinnigen Eros, eine Kraft – etwas ganz Amerikanisches, wenn man so will. Das ist, denke ich, wichtig. Filme brauchen eine gewisse Potenz, auch österreichische.

Deine Mutter Brigitte Kren, die schon in »Rammbock« ein Zombie war, spielt ja auch wieder mit. Wenn auch nicht untot, so doch wieder in einer recht derben Rolle.

Es gab die Überlegung, dass wir eine harte Braut brauchen. Dann kam die Idee: Deine Mutter! Ja, meine Mutter! Tatsächlich kenne ich keine andere Frau, die so mutig ist wie sie.

Hast du die Rolle in »Rammbock« extra für sie geschrieben?

Ja, auch die. Diese Figur zitiert ja, wie Zombie-Fans wissen, einen der besten Zombiefilme der Neuzeit, nämlich »[REC]«. Ich glaube ja sehr stark ans Klauen. Viele Leute vergleichen »Blutgletscher« in Posts im Internet ja schon mit …

… »The Thing«?

Ja! Du hörst die ganze Zeit »The Thing«. Natürlich! »Blutgletscher« ist eine Verneigung vor John Carpenter, John Landis und … David Cronenberg! Unbedingt auch Cronenberg. Dessen Körperhorror war ebenfalls eine ganz starke Inspiration. Ich stehle ganz bewusst. Aber nur von den besten. »Blutgletscher« hat trotzdem noch lange nichts mit »The Thing« zu tun. Es ist ein komplett eigenständiger Film mit einer eigenständigen Mythologie, die es so noch in keinem anderen Horrorfilm gab.

Viel Vergleichbares gibt es ja vor allem aus Österreich nicht. Das /slash Filmfestival, das dieses Jahr mit »Blutgletscher« eröffnet, versucht immerhin seit Jahren, diese Seite des Kinos hierzulande zu kultivieren. Es bekommt aber nicht den stärksten Rückenwind, zumindest nicht seitens der Förderstellen.

Was das /slash Filmfestival betrifft glaube ich, dass da gerade ein Paradigmenwechsel eingeleitet wird und sich alles ändert. Die Jugend wird siegen, das hat sie immer getan. Das Bewusstsein steigt, dass es auch andere Filme, verrückte Filme geben darf und muss. Vor allem in Österreich.

»Blutgletscher« startet am 27. September in den heimischen Kinos und ist Eröffnungsfilm des diesjährigen /slash Filmfestivals, das von 19. bis 29. September im Filmcasino Wien stattfindet.

www.blutgletscher.at

slashfilmfestival.com

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