Wie wohnt mein Nachbar? Auf welchen Einrichtungsstil lassen seine Herkunft und sein Alter schließen? Das unsere Vorstellungen vom Gegenüber stark von Klischees und Vorurteilen geprägt sind, zeigt das Forschungsprojekt "Living Rooms – The Art of Mobilizing Belonging(s)". Ein Teil der spannenden Ergebnisse kann vom 1. bis zum 3. Juli im Stadtteil Margareten besichtigt werden.
Willkommen im Wohnzimmer
Performance "Das bewegte Wohnzimmer" mit Schauspieler Kajetan Dick
Auf Tuchfühlung gegen die Vorurteile: Herr Tillich wohnt im Gemeindebau und kümmert sich liebevoll um dessen Begrünung
Lampenobjekt von Gilbert Bretterbauer
Besuch in einem Künstleratelier des Gemeindebaus
Videoinstallation und Lambdaprint "Hängende Gärten / Mapperley" von Willi Dorner und Lisa Rastl
Videoinstallation von Claudia Larcher "Heim". Im Hintergrund ein "Schwellenobjekt" von Anna Haber und Korinna Lindinger, Vorhang in Beton gegossen
Der "wilde Sessel" von Luca Costantini, läuft nach dem aufziehen eigenständig davon
Im Gemeindebau Reumannhof wird gewohnzimmert. Monatelang hat das Team von Living Rooms in Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst Wien, Bewohnern, Künstlern und Sozialwissenschaftlern Ideen entwickelt, wie sich Zugehörigkeit im Materiellen abzeichnet. Zur Eröffnung des insgesamt zweijährigen Projektes wurde am 30. Juni eine Performance entwickelt, die noch bis zum 3. Juli jeweils von 17 bis 20 Uhr in einem leerstehenden Ladenlokal besucht werden kann.
Während Schauspieler Kajetan Dick im dort präsentierten White Cube die Überlegungen der Bewohner über die Einrichtung der Nachbarn wiedergibt, schweben projizierte Einrichtungsgegenstände herbei. Sofas stapeln sich, Vorhänge und Kitsch werden platziert, verückt und wieder verworfen. Im Hintergrund zwitschern Vögel, Geschirr klappert, ein TV-Gerät plärrt – simulierter Alltag einer Wohnsiedlung. Mit ihrer Mitarbeit an der Performance visualisieren die Bewohner des Gemeindebaus ihre Vorstellung von Zugehörigkeit und loten soziale Grenzen aus.
Im Anschluss konnte am Eröffnungstag ein Blick in private Wohnzimmer und Arbeitsateliers des Gemeindebaus geworfen werden. Von der Lichtinstallation bis zum betonierten Alltagsgegenstand haben Künstler wie Gilbert Bretterbauer dort zum Thema entwickelte Arbeiten integriert. Der private Raum wird somit öffentlich und zeigt: Die Realität ist oft ganz anders, als von uns zuvor angenommen. "Den" Gemeindebaubewohner gibt es nicht, denn die Wohnungen der Menschen sind so unterschiedlich wie sie selbst.
Living Rooms: The Art of Mobilizing Belonging(s)
Performance: 1. bis 3. Juli 2011
Margaretengürtel 100-102, 1050 Wien