Das Kaffeehaus wird zum Schmelztiegel neuer Ideen und ein Ort an dem Fremde zu Freunden werden. Klingt retro und so gar nicht nach Wien im 21. Jahrhundert? Die Vienna Coffeehouse Conversations versuchen sich dennoch daran.
Damit die Gesprächsthemen garantiert nicht ausgehen, gibt es ein „conversation-menu“. Habt ihr die Fragen speziell für Wien adaptiert?
Die Fragen stammen ja von Theodore Zeldin, er ist Historiker an der Oxford University. Er ist davon überzeugt, dass wir im 21. Jahrhundert einfach extrem viele banale Gespräche führen. Sein conversation-menu soll dem entgegentreten. Die Fragen stammen aus seinem Buch „An Intimate History of Humanity“. Es erzählt aus einer globalen Perspektive wie sich persönliche Beziehungen in unterschiedlichen Regionen, Epochen und Kulturen entwickelt haben. Wir haben die Fragen erstmals ins Deutsche übersetzt, was gar nicht so einfach war. Abgesehen davon sind sie aber unverändert.
Was verbindet die Menschen die zu den Gesprächen kommen?
Ich denke, das ist die Neugierde für hippe, neue Dinge. Diesen Trend bezüglich „Social Dining“, gibt es bereits seit ein paar Jahren: Andere intelligente Menschen in gemütlicher Atmosphäre zu treffen. Ich denke gerade im digitalen Zeitalter, gibt es ein neues Bedürfnis nach Verbindung und Kontakt in der echten, analogen Welt. Natürlich auch dafür, sich weiterzuentwickeln. Fragen wie „Welche Phase deines Lebens waren Zeitverschwendung?“ oder „Wie wichtig ist dir Geld?“ werden selten gestellt. Werden sie gestellt, geht man mit einem neuen Blick auf das eigene Leben und neuen Gedanken dazu nach Hause. Das sind die Gedanken und Überlegungen, die einem wie Schauer über den Rücken laufen.
Woher kommen die englischsprachigen Teilnehmer?
Viele Leute, die zu uns kommen haben über uns in der New York Times, dem Guardian oder im Condé Nast Traveller als etwas Neues oder Ausgefallenes in Wien gelesen. Wir haben daher immer ein paar Touristen, aber ein Großteil der internationalen Leute leben in Wien und arbeiten für Institutionen, wie die UNO, die IAEA oder die OPEC. Andere sind hier um Konferenzen zu besuchen.
Wie stellt ihr die Gespräche zusammen?
Zu viele Menschen treffen immer nur Menschen mit den gleichen Ansichten. Wir hoffen die Dinge etwas aufzumischen. Bei der Paarung der Gesprächspartner, ist das Konzept, mit jemanden zu sprechen, der möglichst anders ist, als man selber. Man soll überrascht sein und die Welt aus einer anderen Perspektive kennen lernen. Wir hoffen dabei natürlich auf ein richtiges Feuerwerk und manchmal passiert es dann auch. Das ist aber immer ein zivilisierter Austausch, mehr intelligent als aggressiv.
Welche Rolle spielt das essen bei diesen Gesprächen?
Ich glaube das Essen ist eigentlich gar nicht wichtig. Gemeinsam zu essen ist angenehm, weil es entschleunigt, aber es ist tatsächlich auch teilweise eine Ablenkung. Anstatt nur einem Menü bieten wir jetzt auch unterschiedliche Menüs an – eines davon ist einfach Kaffee und Kuchen. Wir wollen den Eintritt für die Coffeehouse Conversations so niedrig wie möglich halten, damit niemand davon abgehalten wird vorbeizukommen.
Was bestellst du selber normalerweise im Kaffeehaus?
Immer einen großen Schwarzen. Das Leben sollte so kraftvoll und stimulierend wie nur irgend möglich sein.
Das nächste Mal finden die Coffeehouse Conversations am 18.10 und 22.11 im Café Ministerium statt. Anmelden kann man sich über die Homepage.