Es gibt hierzulande zu wenig gut ausgebildete Musikmanager*innen und Booking-Agents. Für die österreichische Musikwirtschaft ist das ein Problem. Wie Mentoring und bundesweite Vernetzung zur Professionalisierung beitragen können, wird bei der Branchenkonferenz Bzzzz diskutiert.

Beim Thema Mentoring gehe es für sie vor allem um Professionalisierung, sagt Eva-Maria Bauer. Als Präsidentin des Österreichischen Musikrats und Geschäftsführerin der Musikfabrik NÖ – eines gemeinnützigen Vereins, der Unterstützung und Weiterbildung für Künstler*innen und Institutionen bietet, die sich mit Musik beschäftigen – sowie bei ihrer Forschungs- beziehungsweise Lehrtätigkeit an der Donau-Universität Krems hat sie verschiedene Perspektiven auf die Musikwirtschaft. Genau deshalb ist sie sich sicher, dass es diese Professionalisierung dringend brauche. Bauer: »Für den Report ›Music Management in Europe‹ aus dem Jahr 2024 wurde erhoben, dass sich 96,5 Prozent der Musikmanager*innen die Skills für ihre berufliche Tätigkeit selbst beigebracht haben. Das sagt eigentlich alles.«
Infrastruktureller Nachholbedarf
Einen Mangel an professionellen Musikmanager*innen und Booking-Agents sieht auch Nuri Nurbachsch. Nach langjährigen Stationen bei den Majorlabels Warner und Sony betreibt er aktuell die Managementagentur Am Leben. Aus der im Vorjahr veröffentlichten Musikwirtschaftsstudie der WKÖ lasse sich klar herauslesen, so Nurbachsch, dass die österreichische Musikwirtschaft infrastrukturellen Nachholbedarf hat. Das liege nicht nur daran, dass das Land eher klein sei, sondern auch daran, dass man den Druck des extrem großen Marktes Deutschland stark spüre: »Es verschieben sich Dinge nicht nur rein vom Cashflow her, sondern es findet tatsächlich auch ein Braindrain statt. Menschen, die gerne in Österreich arbeiten würden und gut sind, sehen hier vielleicht nicht so die Möglichkeiten oder tun sich schwer. Im größeren Markt Deutschland finden sie eher Wege, in die Branche einzusteigen. Ein Teufelskreis.«

In Workshops, die in Folge der Musikwirtschaftsstudie abgehalten wurden und an deren Umsetzung Nurbachsch beteiligt war, sei dann immer wieder das Thema Mentoring aufgetaucht. Für ihn gehe es dabei im Wesentlichen um Wissensvermittlung. »Wir haben noch zu wenige Ausbildungspfade für Menschen, die in der Musikindustrie arbeiten möchten – nicht selbst als Künstler*in, sondern vielleicht als Manager*in, Veranstalter*in oder Labelbetreiber*in. Außerdem gibt es nur überschaubar viele Unternehmen, die Praktikumsstellen oder sonstige Lehrmöglichkeiten anbieten, die mit der Praxis verknüpft sind.« Das heiße: »Mentoring wäre eine effiziente Zwischenlösung, um das vorhandene Know-how von Menschen, die bereits praktisch tätig sind, an die nächste Generation oder Quereinsteiger*innen weiterzugeben. Indem man diese einfach an der Hand nimmt und ihnen zeigt, wie hier vor Ort gearbeitet wird und wie man sich in dieses größere Netzwerk einbinden kann. Mentoring kann helfen, den Einstieg in die Musikbranche in Österreich zu vereinfachen.«
Baustein für die Professionalisierung
Dass es zwar viele talentierte und auch hervorragend ausgebildete Musiker*innen gebe, dass aber das wirtschaftliche Supportnetzwerk für diese fehle, davon spricht auch Eva-Maria Bauer: »Das ist eine der großen Herausforderungen im Musikbusiness in Österreich. Ein Mentoring-Programm löst jetzt nicht alle Probleme, aber es ist ein wichtiger Baustein, um zur Professionalisierung beizutragen.« Nicht zuletzt könne das auch beim Thema Female Leadership helfen: »Frauen haben im Musikbusiness immer noch ein schweres Standing. Mentoring hielte ich für ein probates Mittel, um gegen den Gender Gap vorzugehen.«

Für die konkrete Umsetzung von Mentoring-Programmen gibt es einige internationale Good-Practice-Beispiele, über die die Branchenexpertin Magda Cholyst auf Einladung des Fachverbands der Film- und Musikwirtschaft bei der WKÖ-Konferenz Bzzzz sprechen wird. Beispielsweise das Programm EMMpower der European Music Managers Alliance, das sich gut auf Österreich umlegen ließe, so Bauer: als spezialisiertes Angebot für eine überschaubare Anzahl von Mentees und daher einfacher, schneller und kostengünstiger umzusetzen als breit angelegte, offene Programme.
Von Mentoring würden jedenfalls nicht nur die Mentees profitieren, ist Nuri Nurbachsch überzeugt: »Wenn ich Ressourcen wie Zeit, Geld oder Know-how in meine Community investiere, dann stärkt das diese Community. Wir alle haben etwas davon, wenn der Markt wächst. Und der Markt wächst, wenn mehr Teilnehmer*innen im Markt sind. Aber um neue Teilnehmer*innen in den Markt zu bekommen, muss man diese auch vorbereiten. Und so schließt sich der Kreis dann wieder.«
Bundesweite Vernetzung
An das, was Mentoring leisten kann, knüpfen auch die Bestrebungen hinsichtlich bundesweiter Vernetzung an, die bei der Bzzzz ebenfalls Thema sind. Teddy Maier vom Fachverband der Film- und Musikwirtschaft: »Ein sehr großer Teil unserer Mitglieder sind EPUs, also Ein-Personen-Unternehmen. Für sie stehen andere Themen im Vordergrund als etwa die Radioquote im ORF oder die Rahmenbedingungen für den Musikexport. Sie bei der Vernetzung zu unterstützen, könnte ein wichtiger Hebel sein, um Kooperationen anzuregen. Und Kooperationen sind gerade für EPUs das Um und Auf.«
Vor fünfzehn Jahren hat Maier von Dornbirn aus – er betreibt dort ein Tonstudio – ein Projekt der Wirtschaftskammer mitaufgebaut, das als Vorbild dienen könnte: das Filmwerk Vorarlberg – mit Vernetzungstreffen, Workshops und einer Onlineplattform. Anfangs habe es da bei so manchem etabliertem Branchenvertreter Vorbehalte gegeben: Man setze sich doch nicht mit der »Konkurrenz« zusammen. Mittlerweile seien aber auch frühere Skeptiker mit an Bord. »Und wenn es heute noch immer jemand so sehen sollte«, meint Maier, »wird er oder sie es sehr schwer haben, auf Dauer erfolgreich zu sein. Ich halte das für ein absolut veraltetes Denkmuster. Gerade die jüngere Generation ist da aber eh sehr aufgeschlossen.«

Außerdem gebe es ja auch überzeugende Argumente, die Zusammenarbeit zu suchen: »Als Einzelkämpfer*in kannst du natürlich auch ein gutes Produkt abliefern, aber wenn du dir ansiehst, wie das bei einem erfolgreichen Beispiel wie Bibiza funktioniert – da waren zehn Leute an Recording, Mix und Mastering beteiligt und jeder davon hat einen Bereich, in dem er ein Chef ist. Wenn du auf diese Ebene kommen willst, solltest du dich vernetzen und mit anderen Kooperationen eingehen. Dann wird dein Produkt schlagartig besser werden. Dasselbe gilt für Bereiche wie die Vermarktung oder die Live-Umsetzung. Und all das lässt die Chancen, am nationalen und internationalen Markt erfolgreich zu sein, deutlich steigen. Gute Verbindungen sind einfach ein Schlüssel zum Erfolg.«
Bzzzz – Die Konferenz der österreichischen Musikwirtschaft findet am 26. Mai in Wien statt. Neben den Themen Mentoring und bundesweite Vernetzung stehen etwa Self-Releasing, Sync-Licensing und KI in der Musikbranche auf dem Programm. Details unter www.wko.at/bzzzz.