„Metro Redux“ schenkt zwei Spielen eine zweite Jugend, die dem Ego-Shooter-Genre wieder eine Seele eingehaucht haben.
Seit Jahren tritt das Genre der Ego-Shooter auf der Stelle. Immer gleiche Handlungsstränge treffen auf die immer gleichen Spielmechaniken. Was sich ändert sind die hoffnungsvollen Slogans der PR-Maschinerie. Doch weder das „revolutionäre“ „Call of Duty: Ghosts“, noch das „keinem Genre zuordenbare“ „Destiny“ haben im Einheitsbrei mehr als ein paar Blasen geschlagen. Und das ist weniger tragisch als es klingt. Denn eben diese immer gleiche Mechanik funktioniert für Fans auch weiterhin bestens, sichert einigen Serien bombastische Absatzzahlen und hält dank kurzweiliger Online-Modi unzählige Serverfarmen am Glühen. Gejammert wird da eher von uns Alten, denen für Mehrspieler-Gefechte die Reflexe fehlen und für die der achthundertsechste erschossene Terrorist dann doch irgendwie zu sehr aussieht, wie die achthundertfünf davor.
Für wettkampfscheue Shooter-Freunde gibt es natürlich auch die Survival-Sparte. Monster statt Terroristen. Das ist ein bisschen so, als spucke man den Einheitsbrei wieder aus, um an einem alten Schuh zu kauen. Oder eben auch nicht. Denn wie in anderen Genres auch, gibt es hier Kleinode; keine Neuerfindungen und Revolutionen, aber Titel, die an diversen Schrauben gedreht haben, um ein neues Spielgefühl zu erzeugen. „Metro“ zum Beispiel. Sowohl der erste Teil, „Metro 2033“, als auch der Nachfolger „Metro: Last Light“ haben nicht nur grafisch mehr als überzeugt, sie haben überrascht und irritiert und sind im Gedächtnis geblieben. Schön also, dass sich die Entwickler von 4A Games bei der Überarbeitung ihrer beiden Spiele ordentlich Mühe gegeben haben und so mit „Metro Redux“ ein Paket geschnürt haben, das eventuell sogar „Metro“-Veteranen ein Lächeln ins Gesicht zaubern könnte. In erster Linie ist das hier aber eine Empfehlung für all jene, denen die Serie bislang entgangen ist und die drauf und dran sind, den Ego-Shootern gelangweilt den Rücken zu kehren.
Vieles ist wie immer. Auch in der „Metro“: AK47, Schrotflinte, Sniper-Rifle, dunkle Gänge, Monster und Schalldämpfer. Und schlauchig sind die Level obendrein. Aber stimmig, denn alles was sich tut, in den Tunneln der Moskauer U-Bahn, in die sich die Menschen nach der atomaren Katastrophe zurückgezogen haben, fügt sich zu einem glaubwürdigen Bild vom Warten auf die eigene Auslöschung, immer wieder durchbrochen von Bemühungen um Normalität in einem unwirtlichen Alltag.
Philosophie und dann bricht die Hölle herein
Es mag auf die Romanvorlage von Dmitri Glukhovski zurückzuführen sein, dass „Metro“ seinen Spielern Zeit lässt; sie nicht genretypisch von einem Gemetzel ins nächste stößt, sondern mit nahezu gefahrfreien Abschnitten und philosophierenden Wegbegleitern überrascht. Und plötzlich bricht dann wieder die Hölle herein, durch Lüftungsschächte oder eine halb geöffnete Tür. Oder aber aus der Luft, wenn ein versperrter Durchgang den jungen Soldaten Artjom dazu zwingt, an die Oberfläche zu kommen, wo dämonenhaft fliegende Mutanten uns zwingen, von einer Mauernische zur nächsten zu sprinten.
Shooter bleiben Shooter, aber Titel wie die beiden „Metro“-Teile nehmen dem Genre die Beliebigkeit und tauschen sie aus, gegen Spieltiefe. Ähnlich wie über den Roman lässt sich auch über die Spiele sagen, dass hier bekannte Muster gekonnt variiert wurden um etwas Neues zu schaffen, etwas, das im Kopf nachhallt, weil es gelungen ist, Handlung und Spielmechanik zusammenzuführen und all dem noch jene sehnsüchtige Schwere zu verleihen, die russische Romane und Filme so häufig im Raum stehen lassen.
8/10; "Metro Redux" ist bereits für Xbox One, PS4 und PC erschienen.