Bevor es zur HBO-Serie wird, ist Marc-Uwe Klings Roman nun auch ein Comic.
Man muss und darf annehmen, dass sich Marc-Uwe Kling als kritischer Geist versteht, der als Autor, Lieder- und Spaßmacher gern mehr als nur unterhalten will. Das gelingt ihm durchaus erfolgreich – auch über die Grenzen Deutschlands hinaus. 2019 kam die Verfilmung seiner »Känguru-Chroniken« ins Kino, darin zieht ein sprechendes Känguru beim Ich-Erzähler ein, dessen herausragende Eigenschaft es ist, sich als Kommunist zu bezeichnen und diese Einstellung überaus ernst zu nehmen.
Eine Qualität des Poetry-Slammers Kling ist es, seine Texte durchaus breit und »vernetzt« zu denken. Schon in den Känguru-Trilogien beziehen sich Details wiederholt aufeinander und bilden ein Netzwerk an Running Gags und Verweisen. Die Texte waren Radiosendung, Buch, Hörbuch oder Podcast und vielleicht noch vieles mehr und haben sich millionenfach verkauft.
2017 erschien sein neuer Roman »QualityLand» in zwei Fassungen – diese unterschieden sich durch die Kapital unterteilende und nicht zur Erzählung gehörende Fake-Werbungen, die die Handlung atmosphärisch rahmten. Die Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt und 2019 wurde bekannt gegeben, dass Mike Judge (»Beavis and Butt-Head«, »Idiocracy«) das Buch für HBO in eine Serie adaptiert.
Nun erscheint in der Zwischenzeit noch das Comic zum Buch. Geschrieben hat es Marc-Uwe Kling selbst, gezeichnet hat der Amerikaner Zachary Tallent. Dieser scheint bisher tendenziell unbeschrieben und »QualityLand« wird daran wenig ändern. Die digitalen Bilder illustrieren die Geschichte eher charmelos und ohne eigenständigen Charakter. Und nein, das passt nicht zum Inhalt, auch wenn sich das vermuten ließe.
»QualityLand« wagt den Versuch einer humorvollen Dystopie, die aktuelle Entwicklungen überspitzt und mit Wortwitz präsentiert. QualityLand ist das Nachfolge-Modell eines Staats, die Überwachung und Durchdringung mit digitalen Services sind ziemlich komplett. Androiden und allerlei autonome Geräte und Fahrzeuge gehören zu Alltag. Menschen tragen als Nachname den Beruf ihres Vaters oder ihrer Mutter zur Zeit der Zeugung und haben eine Zahl, die ihren Status in der Gesellschaft beschreibt und etwa bestimmt, welche Lebenspartner sie vorgeschlagen bekommen. Die Zentrale Figur der Geschichte ist Peter Arbeitsloser, WWW ist die Abkürzung für „Weltweite Werbung“ und BBC steht für »Big Business Consulting«.
Und damit ist schon recht viel gesagt. Kling kommt in »QualityLand« oft nicht über eigentlich billige Wortwitze hinaus und übertreibt seine Ideen auf der anderen Seite nicht unbedingt interessant: So hat eine Frau, die Peter als Date vorgeschlagen wird etwa den Job online als Troll möglichst rassistische Kommentare in Foren zu schreiben. Eh. Das alles macht das Comic weniger schlecht als das hier klingen mag, mehr als recht einfältige Unterhaltung gibt es zumindest im ersten Band, der zwar das Setting und die Charaktäre vorstellt, aber eine Handlung nicht einmal anreißt, aber auch nicht. Kling verbindet seine Kritik an digitalen, globelan und kapitalistischen Entwicklungen mit all zu billigen Witzchen. Auch wenn das Buch auf oberflächliche Art durchaus unterhält – auf Dauer reicht das bisher nicht. Es macht aber verständlich, warum gerade Mike Judge vielleicht der passendste ist, um den Stoff für das US-Fernsehen aufzubereiten.
»QualityLand – Band 1.1« von Marc-Uwe Kling und Zachary Tallent ist bereits bei Voland & Quist.